Stefan Raab: Fall "Focus":Messias mag Mettwurst nicht

Stefan Raab und die Öffentlichkeit: In der Zeitschrift "Focus" lässt er eine lange Gegendarstellung drucken - und gibt damit viel Persönliches von sich preis. Katholisches spielt eine große Rolle.

Franz Baden

Im Fernsehen ist Stefan Raab inzwischen so etwas wie der Messias der deutschen notleidenden Fernsehunterhaltung. Gleich zweimal dekorierte ihn jüngst die Branche mit einem Deutschen Fernsehpreis. Als die Zeitschrift Focus ihn neulich groß porträtierte, holte der Star zur großen Gegendarstellung aus - die 20 Punkte und eine Papier-Seite füllte.

Danach ist eigentlich alles klar. Denn was Raab dementiert, ist die eine Sache. Was er nicht dementiert, die andere. Und so muss die Geschichte des deutschen Entertainments demnächst neu geschrieben werden.

Stefan Raab also erklärt offiziell, er habe nie mit seiner Lebensgefährtin im Haus seiner Eltern gewohnt. Wahr ist, dass im Kinderzimmer über der elterlichen Fleischerei in Köln-Sülz etwas vom 1. FC Köln und Status Quo hing, und über der Eckbank der Leitspruch zu lesen ist: "Was im Bauch verdaut, wird vom Staat nicht geklaut."

Stefan Raab stellt ferner fest, er habe sich beim Turmspringen nicht das Jochbein gebrochen. Wahr ist, dass die Boxerin Regina Halmich ihm das Nasenbein einschlug und er sich bei Schlag den Raab einmal eine Gehirnerschütterung zuzog.

Stefan Raab erklärt, er sei nie bei einem Sender oder einer Produktionsfirma mit einem Wagen vorgefahren, auf dem "Metzgerei Raab" stand. Wahr ist, dass er sein erstes Geld mit Werbe-Jingles verdiente und die Erlöse ins eigene Tonstudio im Elternhaus steckte. Dass er sein Jura-Studium abbrach und die Metzgerlehre mit "sehr gut" beendete.

Stefan Raab stellt klar, dass er nie Mettbrötchen mit Gurkenscheiben dazu esse und er auch keine Stammkneipe habe. Wahr ist, dass er offenbar ein normaler Wurstverkäufer war.

Keinen Hubschrauber im Besitz

Stefan Raab erklärt, seine Eltern in unregelmäßigen Abständen zu besuchen. Wahr ist, dass der Friseur der Mutter bei Besuchen im Salon seine Meinung über die TV-Auftritte des Sohnes kundtut.

Stefan Raab gibt an, während des Grundwehrdienstes keinen Politikern begegnet zu sein. Wahr ist, dass er auf Pro Sieben vor Bundestagswahlen wiederholt Spitzenpolitiker aller Parteien zum Schlagabtausch empfängt.

Stefan Raab stellt fest, keinen Hubschrauber zu haben. Undementiert bleibt, dass auf dem Sportflughafen Bonn/Hangelar sein Privatflugzeug Marke TBM steht.

Stefan Raab erklärt, das keine Hecke sein Grundstück umschließt und er keine Harley-Davidson habe. Undementiert bleibt, dass sein Anwesen über einen Privatweg zu erreichen ist und auf dem versteckten Grundstück die Neufundländer Artus und Lanzelot frei herumlaufen.

Stefan Raab erklärt, zur September-Ausgabe seiner Show Schlag den Raab früher als eine Stunde vor Beginn erschienen zu sein, an diesem Tag nicht gegrillt zu haben und seine Kleidung - wie vor jeder TV-Show - gewechselt zu haben: "Diese Kleidung trug auch keinen Grillgeruch." Unbestritten bleibt, dass Bully Herbig, Helge Schneider oder Matthias Opdenhövel gelegentlich zum Grillen kommen.

Stefan Raab gibt an, seine Familie habe sich nicht ins Aloisiuskolleg in Bad Godesberg eingekauft. Er habe sich vielmehr beworben und sei erst nach einer persönlichen Vorstellung aufgenommen worden. Unangreifbar bleiben die Aussagen von Erziehern, Raab habe seine Mitschüler mit Späßen immer bestens unterhalten und in einer Band für sakrale Musik Schlagzeug gespielt.

Wie katholisch ist Raab?

Stefan Raab dementiert, als Fußballer in der C-Jugend jemals seine Gitarre griffbereit hinterm Tornetz gehabt zu haben. Er habe auch keine Spottlieder auf dem Spielfeld gesungen. Unbestritten bleibt das Zitat aus einem Vortrag Raabs an seiner alten Schule: "Was ich mir früher an Späßen auf Klassenfahrten leistete, habe ich zum Beruf gemacht. Und dafür bekomme ich auch noch Geld!"

Zu erwähnen bleibt noch, dass Raabs Kommunionspater findet, der erfolgreiche Künstler habe sich für sein Show-Business "viel von unseren Bräuchen, unseren Prozessionen und unserer Rhetorik abgeguckt".

Das wird ein Stoff für kommende Raab-Geschichten in Presse, Funk und Fernsehen sein: Wie katholisch ist Stefan Raab? Machte ihn die Bibel zum Erlöser von der Langeweile im Glotzarium?

Seine Gemeinde hätte es wissen können. Schließlich hat es der Vater zweier Töchter seiner Zunft beim Deutschen Fernsehpreis ja gepredigt: "Ihr kommt alle in die Hölle!"

Stefan Raab muss es wissen.

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