Stefan Raab bei "Unser Star für Baku":"Ab jetzt kann die ganze Welt die Wahrheit sehen"

Stefan Raab sucht nun doch selbst nach einem Star für den Eurovision Song Contest in Baku. Mit einem neuen Abstimmungsverfahren will er sogar eine "neue Zeitrechnung" im Unterhaltungsfernsehen einführen.

Hans Hoff

Für einen Moment wirkt es, als sei man auf einem außerordentlichen Treffen der Piratenpartei oder bei einer Wikileaks-Veranstaltung gelandet. "Ab jetzt kann die Welt die ganze Wahrheit sehen", sagt der große Vorsitzende, und dass es für Zuschauer künftig die ganze Transparenz gebe. "Hier trifft moralische Eleganz auf die brutale Härte der Realität", sagt er dann noch und verspricht "die Einführung der neuen Ehrlichkeit."

Es ist indes keineswegs der Versuch, eine neue Weltordnung zu verkünden, und der große Vorsitzende ist gar kein Vorsitzender mehr. Aber wenn man Stefan Raab heißt, spielen solche Kleinigkeiten keine Rolle. Dann bläst man alle anderen Anwesenden vom Tisch und verkündet für das Vorauswahlverfahren zum Eurovision Song Contest in Baku kurzerhand die neue Show-Perestroika.

Bei den acht Shows, die von diesem Donnerstag an ermitteln sollen, wer von den 20 antretenden Kandidaten für Deutschland im aserbaidschanischen Baku singen soll, ist erstmals in der Geschichte der deutschen Castingshow quasi live zu sehen, wen die anrufenden Zuschauer gerade favorisieren.

Balkendiagramme sollen über die Bildschirme in den Kölner Raab-Studios flimmern und dem Publikum in Echtzeit kundtun, wo die Sympathien der Abstimmenden gerade liegen. Nicht viel weniger als "eine neue Zeitrechnung" will Raab so ins Unterhaltungsfernsehen einführen.

Vor vier Wochen sei ihm erst die Idee gekommen, sagt er, und wenn man sich mal die Programmpläne dieser Zeit ansieht, könnte man auf den Gedanken kommen, dass der immense Erfolg von Voice Of Germany (Pro Sieben Sat 1) die Macher von Unser Star für Baku ins Grübeln brachte: Mit dem alten, sehr braven Konzept wäre die von ProSieben und der in der Präsentation zum Juniorpartner geschrumpften ARD gemeinsam gestemmte Show zum Scheitern verurteilt gewesen.

Also musste etwas Neues her. Eigentlich hatte Raab sich ja zurückziehen und dem Rapper Thomas D. die Jury-Präsidentschaft überlassen wollen. Dann kam die Idee mit der Transparenz, plötzlich war doch eine Jury mit dauerhaften Mitgliedern gewünscht und nun firmiert Raab als TV-Produzent in der Jury. "Das ist kein Rücktritt vom Rücktritt", behauptet Raab. So sieht sie aus, die neue Ehrlichkeit.

Unser Star für Baku, ProSieben, Donnerstag, 20.15 Uhr.

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