Start von "Quizonkel.TV":Onkel mit vielen Fragen

ARD-Show startet die Ratesendung Quizduell mit Jörg Pilawa

"Heute brauchen Kandidaten ein 360-Grad-Wissen, wir stellen Fragen, die früher nie gestellt worden wären": Quizmoderator Jörg Pilawa.

(Foto: Uwe Ernst/ARD)

Jörg Pilawa hat seinen Platz in der Familienaufstellung des Fernsehens gefunden: Seit 20 Jahren macht er Rateshows, vor und hinter der Kamera. Jetzt sucht er verstärkt Antworten bei der ARD.

Von Ralf Wiegand

Quizfrage: Welche dieser Sendungen hat Jörg Pilawa nicht moderiert?

A. Quizduell

B. Das Quiz

C. Quizshow

D. Quizonkel.TV

Richtig ist natürlich Antwort D, Quizonkel.TV - denn dieses Format wird erst von dieser Woche an in Hamburg aufgezeichnet und an drei aufeinanderfolgenden Donnerstagen vom 21. August an im Ersten gezeigt.

Es ist die Sendung, die dann endlich auch im Titel das ausweist, was viele über Pilawa, 48, schon lange denken: Er ist halt der Onkel mit den vielen Fragen. Oder, wie er selbst sagt: "Ich habe in der Familienaufstellung des deutschen Fernsehens meinen Platz gefunden."

Quizonkel.TV ist dabei nur der Übertitel für drei komplett unterschiedliche Sendungen. In der ersten Folge, sie heißt Dein Einsatz, Promi, bringen Prominente selbst jeweils 8000 Euro Einsatz mit und werfen sie in den Gewinntopf, um den dann gespielt wird.

Im Erfolgsfalle gibt es eine Anschubfinanzierung

Danach wartet auf vier Studenten Die Superchance. Die jungen Menschen raten um die Wette und gewinnen im Erfolgsfalle die Anschubfinanzierung für ein Start-up-Unternehmen. Alle vier haben schon eine Idee, nur noch kein Geld: Eine Designerin will wiederverwertbare Fanartikel herstellen, ein anderer hat eine intelligente Steckdose erfunden. Ein Mäzen stellt dem Sieger 50 000 Euro für sein neues Unternehmen zur Verfügung.

Teil drei dann heißt Acht Stufen, hier tritt ein Quizzer gegen drei Experten an.

Früher hieß der Quizonkel Wim Thoelke

Fragen, nachdenken, antworten, freuen oder ärgern - das Prinzip der Ratesendung ist fast so alt wie das Fernsehen selbst. Aus einem einfachen Grund, sagt Jörg Pilawa: "Quizsendungen waren schon interaktives Fernsehen, bevor man darüber überhaupt nachdachte. Ich sitze davor und mache mit."

Die Idee ist dabei immer die gleiche geblieben, wenn auch die Form sich gewandelt hat. Früher, sagt Pilawa, seien in Quizshows reine Wissensfragen gestellt worden, mit offenen Antworten - also ohne die Auswahl, die Pilawa den "A-B-C-D-Terror" nennt.

Die höchste Kunst dabei war die Schlussrunde im Großen Preis, als die Kandidaten in U-Boot-ähnlichen Kabinen eingeschlossen wurden, einen von drei Umschlägen zu ihrem Wissensgebiet auswählten und Fragen beantworteten, mit denen man wahrscheinlich auch sein Abitur in diesem Fach bestanden hätte. Der Quizonkel damals hieß Wim Thoelke.

Dessen, nun ja, Nachfolger Jörg Pilawa agiert in einer anderen Zeit. "Heute brauchen Kandidaten ein 360-Grad-Wissen, wir stellen Fragen, die früher nie gestellt worden wären", aus allen Lebensbereichen. Nach wie vor gebe es die, die alles wüssten, aber eben auch die, die sich zur Million durchraten. Das Quiz sei emotionalisiert worden, und der Moderator weckt diese Emotionen und spielt damit.

Streng getaktete Raterunden sind passé

Deswegen gibt es auch nicht mehr die streng getakteten Raterunden, jede Frage in 1:30. Heute kann zum Beispiel bei Günther Jauchs Wer wird Millionär ein Kandidat in einer Sendung alle Fragen beantworten, ein anderer hangelt sich in 50 Minuten gerade mal in Runde drei.

Unterhaltsam ist beides. "Dazu", sagt Pilawa, "kommen natürlich Grafik, Setting und Musik." Und eine Redaktion, die das Fingerspitzengefühl dafür hat, was geht.

Die Sendung Wer wird Millionär gilt dabei als Krone der Evolution, auch Pilawa hält die 15 Fragen bis zur Million für das perfekte Konzept: "Es ist weltweit das beste Format. Ein Kandidat, 15 Fragen, drei Gewinnstufen und vier Joker. Da ist keine Schwachstelle."

Alles knapp unterhalb dieser Perfektion moderiert Jörg Pilawa.

Live-Präsentationen sind erstaunlicherweise einfacher

Seit 20 Jahren sammelt er als Moderator und Produzent in Sachen Quizshows Erfahrung. Er hat dabei tägliche Ratesendungen in industriellem Stil produziert, sechs Folgen an einem Tag: "Schon allein sechsmal rauskommen und 'Guten Abend' sagen ist eine Herausforderung. Irgendwann kannst du nicht mehr."

Und er hat Shows live präsentiert, was erstaunlicherweise alles einfacher macht: Das ganze Team ist konzentrierter, das senkt die Fehlerquote; dazu wisse man, worüber die Leute vor dem Fernseher gerade reden: "Wenn ich live bin, weiß ich, wie das Wetter war und ich kenne die Bundesligaergebnisse." Das macht den Moderator freier in dem, wie er sich durch die Sendung plaudert. Kann aber auch mal ins Auge gehen.

Pilawa hat das zuletzt beim Quizduell gemerkt, jener Vorabendsendung, die das beliebte Handyspiel und eine TV-Ratesendung miteinander vereinen sollte. Dann fielen die Server aus, Pilawa spielte fünf Folgen lang offline, weil die Kopplung mit der App nicht funktionierte. Dabei entwickelte er eine fürs Öffentlich-Rechtliche eher überraschend wuchtige Selbstironie. Er trat in T-Shirts auf mit dem Aufdruck "APPlaus", "APPwarten" oder "Das Internet ist für uns alle Neuland" und beschönigte nichts. Es war, sagt er heute, "Upps! Die Pannenshow 2.0".

Ein Zuschauerflop war es nicht - was neben den Katastrophentouristen, die das peinliche Hightech-Desaster nicht verpassen wollten, eben auch an Jörg Pilawa lag. Der hat sich neben einer professionellen Routine inzwischen auch eine gewisse Lässigkeit angeeignet, die er mit einem großen Schuss Realismus abschmeckt: Er weiß, welche Zielgruppe er bedient.

"Achtzig Prozent Mainstream müssen es schon sein."

Der eigenartige Vorwurf, zu nett zu sein, dem er immer wieder begegnet, trifft ihn daher nicht. Auf seinen Sendeplätzen dürfe man zwar nicht hundert Prozent Mainstream sein, denn dann wäre man gewöhnlich und langweilig, "aber achtzig Prozent Mainstream müssen es schon sein." Sonst erreicht man die Masse der Zielgruppe nicht.

Weil er das Geschäft so gut kennt und weil die Leute ihn inzwischen so gut kennen, ist Pilawa begehrt bei den Sendern. Er wechselte einst von Sat 1 zur ARD, dann zum ZDF, erst vergangenes Jahr wieder zurück. Das ZDF bot ihm Wetten, dass . . ? an, er lehnte ab: "Ich bin happy mit dem, was ich mache. Aber geärgert hätte ich mich schon, wenn sie mich nicht gefragt hätten." Denn mit Fragen kennt er sich ja aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: