Sportübertragungen:Zu seicht?

Weltmeister im Gespräch

Keine allzu steilen Thesen im Fernsehen: Philipp Lahm.

(Foto: Patricia Neligan/SWR)

Nach seiner WM-Sendung vom Tegernsee plant die ARD künftig nicht mehr mit Philipp Lahm als TV-Experten. Über die Kritik des Senders.

Es ist noch nicht lange her, da hat die ARD eine Art öffentliche WM-Analyse in eigener Sache vorgenommen. Es ging um den TV-Experten Philipp Lahm und seine Leistung während des Turniers. "Philipp Lahm in unserem Team zu haben, war aufgrund seiner Erfahrung sicher sehr belebend", sagte also der ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Sport Bild. Er fügte jedoch an: "Manchmal hätten wir uns aber noch mehr von diesem Erfahrungsschatz und noch deutlichere Einschätzungen gewünscht."

Mitte Juli war das, und nun sieht es so aus, als würden erst mal keine deutlicheren Einschätzungen von Lahm folgen, zumindest nicht in der ARD. Der Vertrag mit dem ehemaligen Kapitän der Nationalmannschaft ist ausgelaufen und soll nach Informationen der dpa nicht erneuert werden. Eine offizielle Stellungnahme gab es zunächst nicht.

Lahm hatte gemeinsam mit Moderatorin Jessy Wellmer vom Tegernsee aus das Turnier in Russland besprochen. Viele Beobachter empfanden Lahms Auftritte als seicht. Einmal, die DFB-Elf war am Tag zuvor in der Vorrunde ausgeschieden, fragte Wellmer nach dem Grund für das frühe Aus. Woraufhin Lahm sagte, dass das schwer zu erklären sei. "Ich habe mir auch Gedanken gemacht", fuhr er fort und kam erneut zu dem Ergebnis: "Und es ist sehr schwer zu erklären." Er sprach über "zu wenig gute Aktionen der Spieler", kaum jemand habe Normalform gehabt, was eine These war, die nach einem WM-Vorrunden-Aus eher nicht allzu steil war. Als Wellmer fragte, ob Joachim Löw weiterhin der richtige Bundestrainer sei, sagte Lahm: "Das kann nur er beantworten." Zwei Mal hakte Wellmer noch nach, zwei Mal bekam sie keine direkte Antwort.

Wie es zu dem Vorrunden-Aus kommen konnte? Schwer zu erklären, fand Lahm

Später wurde Lahm, der auch Botschafter für die deutsche EM-Bewerbung 2024 ist, deutlicher, allerdings zunächst nicht in der ARD, sondern im sozialen Netzwerk Linkedin. "Ich bin überzeugt davon, dass Jogi Löw seinen kollegialen Führungsstil der letzten Jahre ändern muss, wenn er mit der neuen Generation von Nationalspielern wieder Erfolg haben möchte", schrieb er kurz vor WM-Ende. In der ARD wurde er erst einen Tag danach deutlicher. Während Lahms Vertrag endet, soll übrigens jener von Ex-Profi Thomas Hitzlsperger verlängert werden.

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