Sportmoderator Hartmann sagt ARD ab:Waldi wirft hin

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Derber Fußball-Stammtisch, sagen die Kritiker. Immerhin drei Millionen Zuschauer, sagt Waldemar Hartmann selbst. Der Moderator von "Waldis Club" fühlt sich schlecht behandelt von der ARD - und lehnt einen neuen Vertrag ab.

Christopher Keil

Seit mehr als 30 Jahren ist Waldemar Hartmann bei der ARD. Er hat den einen oder anderen Höhepunkt gesetzt, so etwa im Gespräch mit dem ehemaligen Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Rudi Völler, der die Nerven verlor nach einem blamablen Auftritt seiner Auswahlkicker auf Island 2003, während Hartmann seinen Humor behielt.

Für nicht wenige ist dagegen Waldis Club, ein derber Stammtisch, der nach Länderspielen ausgestrahlt wird, ein Tiefpunkt. Doch in der ARD zählte der Fußball-Talk seit 2006 zur Grundausstattung. Bei der Europameisterschaft im Juni versammelte er gegen Mitternacht regelmäßig drei Millionen Zuschauer.

Als Anfang Juli über seine Sendung befunden wurde, ging Hartmann (er hält das Namensrecht an Waldis Club) auch aufgrund der jüngsten Marktanteilserfolge von einer Verlängerung um zwei Jahre aus, so war es bisher immer. Stattdessen offerierten die Sportchefs und Fernsehdirektoren der ARD nur ein Jahr, bis Juni 2013 - Hartmann lehnte ab.

Im aktuellen Spiegel begründete er seine Entscheidung ("Ich nehme das Angebot der ARD nicht an"), die im Wesentlichen auf der Annahme beruht, dass man ihn nicht mehr wolle ("Bereits während der EM hatte mich WDR-Sportchef Steffen Simon auflaufen lassen"), jedenfalls nicht mit Waldis Club. Als Boxkommentator sei er weiter im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) im Einsatz.

Einer Verschwörungstheorie widerspricht der ARD-Sportkoordinator, Axel Balkausky: Zum einen habe Hartmann, inzwischen 64 Jahre alt, wohl selbst gesagt, dass er nicht mehr all zu lange tätig sein wolle, zum anderen stelle sich bei der kommenden Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 die Frage, ob angesichts der nächtlichen Übertragungen überhaupt noch ein Club vom Publikum gewünscht sei. Die Spiele werden dann um 21 und um Null Uhr deutscher Zeit angepfiffen, Hartmanns Runde wäre also oft erst gegen 2.30 Uhr dran gewesen.

Es müsse nun, sagte Balkausky an diesem Sonntag, über eine Nachfolgeshow nachgedacht werden. Den Sendeplatz werde die ARD eher nicht aufgeben - dafür waren die Quoten doch zu gut.

© SZ vom 23.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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