Süddeutsche Zeitung

Spielfilmtipps:Jede Menge Prüfungen

Ein Klassiker von 1967 mit Dustin Hoffman, ein beobachteter Auftragsmord und ein Außenseiter mit besonderen Händen: die Filmtipps.

Von Stefan Fischer

Die Reifeprüfung

Mike Nichols' Film von 1967 hat eine Zäsur eingeleitet in der Geschichte des Kinos: Er ist nicht mehr klassisches, aber auch noch nicht astreines New Hollywood. Er steht am Anfang einer Entwicklung, in der das amerikanische Kino begonnen hat, dem amerikanischen Traum zu misstrauen. Und plötzlich beginnt, Geschichten zu erzählen, in denen Helden wie Ben (Dustin Hoffman) nicht mehr wissen, was sie eigentlich anfangen sollen im Leben. Bereits am Vorabend der '68er-Revolte, dieses auch in den USA einschneidenden Generationenkonflikts, macht sich Nichols lustig über sowohl das steife amerikanische Establishment als auch die Weltfremdheit der Jugendlichen. Trotzdem nimmt er seine Figuren ernst, vor allem Ben und seine Liebe zu Mrs. Robinson und deren Tochter - Anne Bancroft und Katharine Ross.

Drama, Super RTL, Samstag, 22 Uhr

Edward mit den ...

... Scherenhänden: Johnny Depp hat sich früh kapriziert auf die schrulligen und dadurch unheimlichen Figuren des Kinos - von denen man nie so recht weiß, ob sie harmlos sind oder gefährlich. Damit wollte er auch seinem Image als Teenie-Star entkommen. 1990 hat Depp zum ersten Mal mit Tim Burton gedreht - inzwischen blicken die beiden auf acht gemeinsame Filme zurück, darunter Sleepy Hollow, Corpse Bride sowie Charlie und die Schokoladenfabrik. Der junge Edward - ein künstlich erschaffenes Wesen - hat anstelle von Fingern Scheren. Das macht ihn begehrt als Gärtner und Friseur. Doch wehe, er legt seine Scherenhände auf die Tochter des Hauses: Damit beschwört er die Eifersucht ihres Freundes herauf, der wenig Skrupel kennt, um Edward aus dem Feld zu schlagen. Tatsächlich wird es bald einsam um den liebeskranken Außenseiter.

Fantasykomödie, Super RTL, Sonntag, 20.15 Uhr

Lautlos wie die Nacht

Auch der französische Regisseur Henri Verneuil hat gerne immer wieder mit den gleichen Leuten gearbeitet, Jean Gabin etwa gehörte zu seinen Stammschauspielern, auch mit Alain Delon hat er hin und wieder gedreht. Zweimal standen Gabin und Delon gemeinsam für Verneuil vor der Kamera - in Der Clan der Sizilianer und sechs Jahre zuvor, 1963, in dieser eleganten Gaunergeschichte. Ein alternder und ein junger Krimineller hecken im Gefängnis ihren nächsten Coup aus - sie wollen das Casino in Cannes knacken, allerdings nicht an den Spieltischen. An denen tummeln sie sich nach ihrer Freilassung jedoch erst einmal, um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Dafür braucht es Stil, Manieren und Charme - eben die unabdingbaren Sekundärtugenden der französischen Kino-Gangster.

Gaunerkomödie, ARTE, Sonntag, 20.15 Uhr

Road to Perdition

Auftragskiller und Familienvater - eine heikle, eine mörderische Kombination für Michael Sullivan, an der die Familie zugrunde geht. Einer seiner zwei Söhne, Michael junior, schleicht ihm eines Tags nach, will wissen, was der Vater macht, wenn er arbeiten geht. Er wird Augenzeuge eines Mordes - und selbst dabei beobachtet. Ein Todesurteil. An der Mutter und dem zweiten Kind wird es sofort vollstreckt von Mafiagesellen, die beiden Michaels können fliehen und jagen als Todgeweihte durch ein düsteres Amerika der Depressionsjahre. Männer in den besten Jahren, die ihr Leben aber bereits hinter sich haben: Der Regisseur Sam Mendes hat in American Beauty einen solchen inszeniert und hier wieder - etwas überraschend besetzt mit Tom Hanks. Der hier jedoch die gewohnte Nettigkeit abstreift und zu einer ungeahnten Härte im Ausdruck findet.

Mafiadrama, Servus TV, Samstag, 22.45 Uhr

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SZ vom 18.04.2020
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