Spielfilmtipps:Gefährdete Herzen

Spielfilmtipps: Für Cyril (Aaron Hilmer) kann es nur eine geben. Aber ob das schönste Mädchen der Welt – Roxy (Luna Wedler) – das auch so sieht?

Für Cyril (Aaron Hilmer) kann es nur eine geben. Aber ob das schönste Mädchen der Welt – Roxy (Luna Wedler) – das auch so sieht?

(Foto: TVNOW)

Toughe amerikanische Geschichen: Ein versoffener Country-Sänger, eine fatale Viererkonstellation in "Hautnah" und ein Alpen-Western vom Feinsten.

Von  Milan Pavlovic

Das schönste Mädchen der Welt

Romanze, RTL, Sonntag 20.15 Uhr

Zukünftig dürfte man staunend auf das deutsche Kinojahr 2018 zurückblicken, als ein halbes dutzend Filme aufmerken ließ: von Styx über 25 km/h und Ballon bis zu Transit und Der Junge muss an die frische Luft. Kein Film bekam den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung freilich so charmant hin wie Das schönste Mädchen der Welt. Im Kern eine weitere süffige Version von Edmond de Rostands komödiantischer Cyrano-Romanze, transponiert Regisseur Aron Lehman die Geschichte in die Neuzeit, wo eine Schulklasse nach Berlin aufbricht. Dort kämpft Cyril - eine ebenso schüchterne wie gescheite Langnase - mit Songs und bei Battle-Raps um die Gunst der feinen Roxy (hinreißend: Luna Wedler). Das mag angestrengt klingen, ist aber das Gegenteil davon: leichtfüßig, pointiert, traumhaft.

Crazy Heart

Musikerdrama, Servus TV, Samstag 20.15 Uhr

Ein verkrachter Sänger schöpft aus den Tiefen seiner Abstürze genau jene Eingebungen, um wieder ganz nach oben zu schnellen - bis er zu nah an die Sonne gerät und der Kreislauf auf ein Neues beginnt. Ist diese Geschichte nicht zu oft erzählt worden? Crazy Heart wartet aber mit zwei Trümpfen auf: Jeff Bridges füllt seine Rolle als Country-Barde Bad Blake, der in einer Journalistin (Maggie Gyllenhaal) seine Muse entdeckt, mit totaler Hingabe aus. Und Regisseur Scott Cooper ist in seinem Debüt - auf das starke Filme wie Auge um Auge (2013) folgten - mit Verve, aber auch mit kühlem Kopf dabei, so dass man schwören könnte, diese Geschichte erstmals zu erleben. Das Jeff-Bridges-Doppelprogramm wird komplettiert durch den Thriller Spurlos (Servus TV, Samstag, 22.15 Uhr), in dem er einen ekligen Entführer spielt, eine Rarität in seinem sympathischen Œuvre.

Hautnah

Paardrama, Sixx, Sonntag 20.15 Uhr

Mike Nichols hatte mit den süßen Seiten der Liebe nie viel im Sinn. Sie interessierte ihn eher als Schlachtfeld, auf dem die Liebenden um ihr Glück kämpfen mussten und die ihre Wunden pflegten, um sie später wieder aufreißen zu können. Das war schon so in seinem Debüt Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966), setzte sich nahtlos fort in Die Reifeprüfung (1967), wurde konsumierbar in Working Girl (1988) und erlebte eine letzte gewaltige Explosion in Hautnah (2004). Darin kommen vier Menschen einander näher, als es den jeweiligen Partnern recht ist. Anna (überraschend vulgär: Julia Roberts), Larry, Dan und die junge Alice (hypnotisch: Natalie Portman) spielen miteinander Spielchen und mit dem Feuer. Denn zwischen Liebe, Verletzung und Verachtung verläuft ebenso wie zwischen Versuchung, Verführung und Verrat oft nur ein schmaler Grat.

Das finstere Tal

Alpenwestern, 3sat, Sonntag 21.45 Uhr

Wer bei einem deutschsprachigen Genrewerk an Sergio Leone, Warren Beatty und Klaus Kinski denken muss, ohne peinlich berührt zu sein, sieht sich vermutlich Das finstere Tal an. Die Story des verschwiegenen Fremden, den es ausgangs des 19. Jahrhunderts in ein verfilztes Alpendorf weht, das von einer fiesen Familie beherrscht wird, variiert gekonnt Western-Klassiker. Schnee sah nur in Robert Altmans McCabe und Mrs. Miller ähnlich schuldig aus. Erinnerungen an den ersten Dollar-Film mit Clint Eastwood und vor allem an Il Grande Silenzio (Leichen pflastern seinen Weg) kommen auf. Trotzdem schafft es die Adaption von Thomas Willmanns markantem Roman, eigene Akzente zu setzen. Hauptdarsteller Sam Riley ist kein Jean-Louis "Silenzio" Trintignant, aber dafür fröstelt man angemessen beim Anblick von Tobias Moretti als Patriarch.

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