Spielfilmtipps:Blümchen

Die Gärtnerin von Versailles

Ein selbstbewusstes Leben zu führen ist nicht leicht am Hof des Sonnenkönigs: Kate Winslet als Gärtnerin von Versailles.

(Foto: ARD Degeto)

Kate Winslet bringt als Sabine DeBarra die Kunst des Gartenbaus in Frankreich zu neuer Größe, aber eigentlich geht es in "Die Gärtnerin von Versailles" natürlich um die Veränderung der höfischen Gesellschaft unter Ludwig XIV. durch eine Blumenliebhaberin.

Von Stefan Fischer

Die Gärtnerin von Versailles

Kostümromanze, Das Erste, Dienstag, 22.45 Uhr

Kleiner geht es offenbar nicht: Der Schauspieler Alan Rickman, der hier zum zweiten Mal auch Regie führte, inszeniert sich als Sonnenkönig. Fairerweise muss man jedoch sagen, dass Ludwig XIV. hier im Schatten einer Frau steht, der fiktiven Sabine De Barra (Kate Winslet). Sie erst macht aus der Schlossanlage von Versailles das, was sie ist. Indem sie mit unkonventionellen Entwürfen einen Garten erschafft, der der formvollendeten Architektur des monströsen Gebäudes ein angemessen chaotisches Umfeld beiseite stellt - und das Schloss dadurch nur noch mehr überhöht. So subversiv wie in der Kunst des Gartenbaus geht De Barra auch in der höfischen Gesellschaft, insbesondere gegenüber dem König vor. Denn der Patriarch bemerkt gar nicht, dass diese Frau nicht nur Blumen pflanzt, sondern auch Ideen.

Long Riders

Western, Servus TV, Mittwoch, 22.15 Uhr

Walter Hills Western von 1980 ist der erste Film, für den der Komponist und Slide-Gitarrist Ry Cooder den Soundtrack geliefert hat. Seine Musik hat die noble Aufgabe, dem Film eine Struktur zu geben, in der sich die einzelnen Szenen so frei wie möglich bewegen können. Hill schaut wie durch ein Kaleidoskop auf die James-Younger-Bande, er porträtiert die einzelnen Mitglieder. Vor allem interessiert ihn, wie sie am Übergang von Bürgerkriegs-Guerilleros in Mitglieder die Zivilgesellschaft scheitern - sie bleiben Outlaws. In der Bande sind auch zwei Brüderpaare und ein Brudertrio - Hill hat die Rollen konsequent mit Brüdern besetzt: James und Stacey Keach, Dennis und Randy Quaid sowie David, Keith und Robert Carradine. Sie sind zu sehen in einer so explizit wie exquisit gefilmten, harten Saga, die mit der romantischen Verklärung vom guten Ganoven bricht.

Wenn die Gondeln Trauer tragen

Psychothriller, RBB, Mittwoch, 23 Uhr

Rot ist die Farbe des Todes in Nicolas Roegs stilvollem Film, der die Grenzen der Realität hinter sich lässt. Oder vielleicht auch nicht; möglich ist auch, dass alles, was wir sehen, in den Köpfen der Figuren stattfindet und also doch einer greifbaren Logik folgt. Baxter und seine Frau (Donald Sutherland, Julie Christie) haben den Halt verloren, ihre Tochter ist ertrunken. Mit der Gabe des zweiten Gesichts wollen sie retten, was noch zu retten ist. Baxter aber missdeutet die Zeichen. Zwanzig Jahre später, 1992, hat Curtis Hanson mit Die Hand an der Wiege eine weitere Horrorvision aller Eltern inszeniert: Eine Frau wird Kindermädchen bei den Bartels - um einen Racheplan zu verwirklichen. Denn sie gibt der Mutter des Säuglings die Schuld am Tod ihres Mannes und ihres ungeborenen Kindes (Kabel 1, Mittwoch, 22.30 Uhr).

Der Liebe verfallen

Liebesdrama, Servus TV, Mittwoch, 20.15 Uhr

Diese Weihnachtsüberraschung überrumpelt gleich zwei Familien: Denn die eine packt die Geschenke der anderen aus und umgekehrt. Molly und Frank (Meryl Streep, Robert De Niro) sind in einer Buchhandlung ineinandergerumpelt und nach dem Malheur mit der Einkaufstüte voller Weihnachtsgeschenke des jeweils anderen ihrer Wege gezogen. Die kreuzen sich in den folgenden Monaten immer wieder, wobei diese Aufeinandertreffen weit weniger heftig vonstatten gehen als ihre erste Begegnung. Die Romanze zwischen den beiden ist zart, sie wollen sie auch nicht recht zulassen, schließlich sind beide verheiratet. Eigentlich passiert nicht viel, und doch fängt der Film ein Lebensgefühl ein und wie nebenbei den New Yorker Alltag der 1980er. Harvey Keitel und Diane Wiest sind als beste Freunde von Frank und Molly zu sehen.

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