"Spiegel" vs. Marina Weisband:Achtung, Blog!

Sind diese Zitate autorisiert? "Nein", schreibt Marina Weisband. Die frühere Geschäftsführerin der Piraten geht in ihrem Blog hart mit einem Bericht des "Spiegels" ins Gericht, der ihr politisches Comeback in Aussicht stellt. Das Magazin widerspricht auf dem eigenen Blog und lässt keinen der Vorwürfe stehen. Welche Darstellung ist richtig?

Marina Weisband, Parteitag der Piraten

Marina Weisband fühlt sich durch einen Spiegel-Artikel falsch dargestellt und erläutert dies ausführlich  durch einen Eintrag in ihrem Blog. Doch auch der Spiegel bloggt.

(Foto: Getty Images)

In aller Regel stellt der Spiegel Öffentlichkeit über sein auflagenstarkes Magazin her, doch das ändert sich gerade, wie die jüngste Auseinandersetzung des Nachrichtenmagazins mit Marina Weisband zeigt.

Es fing alles mit einem klassischen Bericht des Spiegels an, der die Rückkehr der prominenten Vorzeigefrau der Piratenpartei auf die Politikbühne nahelegt. Doch das gefiel der 25-Jährigen gar nicht. "Dass 'Weisband ein Comeback erwägt', ist nämlich so ziemlich das Gegenteil von dem, was gerade passiert", schrieb sie deswegen in einem ausführlichen Beitrag auf ihrem Weblog.

Im Artikel des Nachrichtenmagazins hatte Spiegel-Autorin Merlind Theile geschrieben, Weisband schließe eine Kandidatur für den Bundestag nicht aus und wolle Anfang Januar darüber entscheiden. Entsprechende Forderungen kämen aus den Landesverbänden der Partei. "Es wäre super, wenn Marina antreten würde, für den Bundestag oder ein Parteiamt", habe der niedersächsische Piratenvorsitzende Andreas Neugebauer gesagt, so der Spiegel. Angesichts sinkender Umfragewerte und Vorstandsquerelen sehen die Piraten ihre Chancen bei den anstehenden Wahlen im kommenden Jahr gefährdet.

"Für die Piraten wäre es wohl das Beste, wenn ich wieder antreten würde", zitiert der Spiegel Aussagen von Weisband. Die 25-Jährige bestreitet jedoch, dass die Formulierung in diesem Wortlaut gefallen sei. Stattdessen habe sie gesagt: "Für die Piraten mag es vielleicht das Beste sein, aber für mich? Ich weiß nicht, ob ich für den Politikbetrieb gemacht bin."

Auch den Satz "Die Rufe nach mir nehmen zurzeit sehr zu" will Weisband nicht autorisiert haben. Stattdessen habe sie dem Spiegel gesagt: "Es sind hauptsächlich Mentions auf Twitter, in letzter Zeit schon mehr."

Dem Spiegel zufolge begründet die Psychologiestudentin ihre etwaigen Comebackpläne mit den Worten: "Es gibt keine Fraktion, die mich scheiße findet. Und mit 33.000 Followern auf Twitter bin ich die Piratin mit der größten Reichweite."

Weisband wundert sich hingegen, dass ihre Skepsis in Bezug auf etwaige Rückkehrpläne, die sie in dem Gespräch mit dem Spiegel zum Ausdruck gebracht habe, in dem Bericht des Magazins nicht ausreichend thematisiert worden sei: "Vor allem hat ... mehr als die Hälfte der Zitate gefehlt, die überaus relevant war", schreibt sie in ihrem Blog.

"Nach Belieben in neuen Kontext gesetzt"

Die Piratin räumt zwar ein, dass ihr Zitate vor der Veröffentlichung des Berichts vorgelegt worden seien, sie habe aber keinen Einfluss nehmen können. Außerdem lässt sich Weisbands Blog-Posting so lesen, als unterstelle sie dem Spiegel, die vorgelegten Zitate vor der Veröffentlichung verändert zu haben: "Aus den mir zugeschickten Zitaten wurden teilweise die relevanten Satzteile rausgenommen, neu zusammengesetzt und nach Belieben in neuen Kontext gesetzt, bis ich keines davon wiedererkannte."

Das wollte die angegriffene Spiegel-Autorin Merlind Theile nicht auf sich sitzen lassen und wählte für ihre Antwort denselben Rahmen wie Weisband - die Blogsphäre: Den Vorwurf Weisbands, ihre Zitate seien nicht autorisiert worden, konterte sie auf Spiegelblog: "Das ist falsch."

Alle Zitate des Artikels seien so gefallen, und Weisband habe sie kurz nach Erhalt der Mail telefonisch bestätigt: "Lediglich bei einem Zitat bat sie mich, ein Wort einzufügen. Aus 'Für die Piraten wäre es das Beste, wenn ich wieder antrete' - so stand es in meinen Notizen - wurde: 'Für die Piraten wäre es wohl das Beste, wenn ich wieder antreten würde'", schreibt Theile auf Spiegelblog. Auch diesem Wunsch habe sie entsprochen.

Die Behauptung Weisbands, sie habe die autorisierten Zitate im Nachhinein verfremdet, sei ebenso falsch: "Die abgedruckten Zitate entsprechen Frau Weisbands Autorisierung."

Ein klassischer Fall von Aussage gegen Aussage. Vielleicht verrät das nächste Posting in dieser Angelegenheit, wer recht hat. Genügend Blogs gäbe es. Vielleicht einigen sich ja auch beide Seiten, ihren Schriftverkehr zu veröffentlichen. Platz genug im digitalen Raum gäbe es auch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: