"Spiegel":Scherztherapie

"Spiegel": Zwischen dem Fall Relotius und diesem Cover liegen vier Wochen: Sensible Betrachter dürften zusammenzucken - aber die arbeiten offenbar eher nicht beim Spiegel.

Zwischen dem Fall Relotius und diesem Cover liegen vier Wochen: Sensible Betrachter dürften zusammenzucken - aber die arbeiten offenbar eher nicht beim Spiegel.

(Foto: Spiegel)

Das Magazin irritiert mit einem (selbst-)ironischen Cover. Laut Fußnote ist die Titelgeschichte "mit echten Fakten". Wie wäre es stattdessen mit ein bisschen Demut?

Von David Denk

Es ist nun einen Monat her, dass der Spiegel einen Fälschungsskandal im eigenen Haus offengelegt hat. Für die Glaubwürdigkeit des Magazins war und ist dieser Fall Claas Relotius ein Tiefschlag, sodass umgehend eine Kommission eingesetzt wurde, die nun untersuchen soll, wie der junge Starreporter so lange mit erfundenen Geschichten durchkommen und Kollegen wie Leser zum Narren halten konnte.

Genau hingucken muss man auch, um auf dem Cover der aktuellen Ausgabe eine Fußnote zu entdecken. "Mogelpackung" steht da in dicken Lettern - und klein am Rand: "Mit echten Fakten". In der Titelgeschichte geht es um das deutsche Recyclingsystem, "von wegen Vorrreiter", doch es geht natürlich auch um den Spiegel und um Relotius. Es ist Ausgabe fünf nach Offenlegung des Falls, und der Spiegel ironisiert bereits das eigene Versagen. Ein schlechter Scherz, oder? Demut jedenfalls klingt anders - und ein bisschen davon stünde dem stolzen Spiegel gerade eigentlich gut an. Alles andere ist Müll.

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