Süddeutsche Zeitung

Strunz verlässt Nachrichtensender:Was erlaube N24?

Dem Sparzwang bei N24 fallen nicht nur Angestellte zum Opfer. Die Talkshow "Was erlauben Strunz" des "Abendblatt"-Chefredakteurs Claus Strunz wird nach SZ-Informationen nicht aus der Sommerpause zurückkehren.

Christopher Keil

Seit dem 1.Juli hat das bisherige N24 Management um Geschäftsführer Torsten Rossmann den Nachrichtenkanal von Pro Sieben Sat1 übernommen. Zu den neuen Gesellschaftern zählt auch der frühere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust. Mitte Juli traf sich die Senderleitung erstmals. Es ging wohl vor allem um die Restrukturierung des Unternehmens. 72 der 218 Stellen sollen bis Ende 2011 abgebaut werden, die Sozialpläne wurden während des Verkaufsprozesses ausgehandelt.

Aber offenbar wird nicht nur Personal eingespart. Auch im Programm müssen Marken dem Kostendruck weichen.

Nach SZ-Informationen ist die politische Talkshow Was erlauben Strunz (montags, 23 Uhr) bereits abgesetzt worden und wird somit nach der Sommerpause nicht mehr fortgesetzt. Eigentlich sollte Moderator Claus Strunz, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts (Axel Springer Verlag), seine Gespräche am 23. August wieder aufnehmen. Strunz war an diesem Donnerstag nicht zu erreichen, auch bei N24 nahm niemand zur Sache Stellung.

Im März 2004 war Was erlauben Strunz erstmals zu sehen. Der seltsame, allerdings einprägsame Titel geht auf den früheren Bundesligaprofi des FC Bayern München zurück, Thomas Strunz, der seinen Trainer Giovanni Trapattoni einst zu einer Wutrede trieb, in der Trapattoni schrie: "Was erlaube Strunz?"

Anfänglich erreichten die jovialen bis hintersinnigen Plaudereien 0,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. 2009, im besten Jahr der Sendung, standen 1,4 Prozent. Es kamen Talkshow-Insassen wie Guido Westerwelle, andererseits fand auch ein Mann wie Joachim Gauck den Weg ins kleine Berliner Studio. Die 100. Ausgabe kam 2006 aus Paris, dort saß Fußball-Torwart Oliver Kahn und sprach mit Schriftsteller Paulo Coelho.

Angeblich soll die Talkshow mit Strunz zwischen 300.000 und 400.000 Euro jährlich verbraucht haben und hätte nur mit einem Sponsor weitergeführt werden können. Der wurde nicht gefunden. Einen Ersatz soll es nicht geben.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2010/leja
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