Es ist ein Satz, so banal wie gewichtig: "It's always a pleasure to find something that matters." Don Cornelius hat ihn gesagt, der schillernde DJ und einstige Nachrichtensprecher aus Chicago, und gemeint hat er mit dem Vergnügen, das viel Sinn stiftet: den Soul. Für ihn, der sich vor einem Jahr das Leben nahm, war Soul nicht nur Musik, sondern eine Weltanschauung. Es war nicht nur ein Stil, der Ende der fünfziger Jahre aus Rhythm und Blues und Gospel entstand, sondern Politik nach Noten.
Das größte Verdienst von Don Cornelius bei der ganzen Sache war, es nicht so aussehen zu lassen. Als Gastgeber der legendären Musikshow Soul Train stellte er die schwarze Bürgerrechtsbewegung auf goldene Plateaus, ließ sie 1117 Folgen lang durch das US-Fernsehen schreiten und forderte leichtfüßig, aber vehement Respekt ein.
Hippest trip in America - der Soul Train
Lange 35 Jahre fuhr der Soul Train nach seiner Premiere im Jahr 1971, Aretha Franklin war zu Gast, James Brown, Curtis Mayfield, Marvin Gaye, auch der Prediger Jesse Jackson, der sich über das Vehikel der populären Show politisch Gehör verschaffte, wie es nie zuvor möglich war im nationalen Fernsehen.
1975 trat der erste weiße Sänger, Gino Vanelli, auf, Elton John und David Bowie folgten, längst saß das schwarze und weiße Amerika gemeinsam vor dem Fernseher, um den großen Don am Ende jeder Show basstief rufen zu hören: "We wish you Love, Peace and Soul!" 2006 wurde der Zug aufs Abstellgleis gestellt, schnaufte bei Youtube im eigenen Kanal als Sampler weiter - und nun auf Arte.
Backstage-Geheimnisse:Die Sonderwünsche der Stars
So angenehm und luxuriös wie möglich: Was sich Pop-und-Rockstars hinter der Bühne wünschen.
Als roten Faden der Musikreihe " Summer of Soul" hat Arte das Archiv der erfolgreichen Show gesichtet und präsentiert den Sommer lang acht Mal knapp eine halbe Stunde Höhepunkte des Soul Train, zu denen Auftritte Al Greens gehören, der nach seiner Priesterweihe dem Showleben entsagte, für Don Cornelius aber immer eine Ausnahme machte.
Mehr, als Rhythm und Blues, sondern Politik nach Noten
Ebenso ist die berühmte Soul Train-Line zu sehen, die in der Show ebenso wichtig war wie die Musik: In einem Spalier anderer Tänzer führten Paare nacheinander lässige moves vor und machten die Show zum "hippest trip in America" wie Don Cornelius stets rief. Wer sich einreihen will, kann auf arte.tv/summer einen Tanzkurs besuchen.
In der siebten Auflage des "Summer of . . .", der jetzt an den Wochenenden läuft, ist der Soul Train eingebettet in einen reiches Bouquet. Gestartet wird mit dem Biopic Ray, das die harten Lehrjahre von Ray Charles bis zum Ruhm beschreibt. Jackie Brown und Shaft laufen, dazu Konzerte und Dokumentationen zur Entstehung des Soul, seiner Plattenfirmen wie Stax und Motown, seiner Protagonisten wie Otis Redding oder James Brown.
Nicht mit allen der vielen Kinder des Soul war der Moderator Don Cornelius einverstanden. Funk, Disco und R'n'B passten in sein Weltbild, die härtere Gangart nicht. Zwar lud er auch Rapper wie Public Enemy in seine Show, weil sie populär waren. Für ihn aber waren sie in ihrer harten und sexprotzigen Art die falschen politischen Botschafter. Vielleicht ist es eine Reverenz an den Don, dass sie im Arte-Sommer keine Rolle spielen.
Summer of Soul , Arte, vom 14. Juli bis 18. August. Programm unter www.arte.tv/summer