Süddeutsche Zeitung

Fußballrechte:Endspiel bei Sky

  • Im Dezember hatte der Bezahlsender Sky die Übertragungsrechte an der Fußball-Champions-League überraschend verloren.
  • Nun hat der Verkauf der Rechte an der Fußball-Bundesliga begonnen.
  • Sky steht nun unter großem Druck, wenigstens hier zum Zug zu kommen.

Von Caspar Busse

Es sind gerade gute Wochen für den Bezahlsender Sky: Der Kampf um die Meisterschaft ist in der Bundesliga so spannend wie seit Langem nicht mehr, besonders viele Fußballfans schauen sich die Livespiele bei Sky an, nach Schätzungen vier bis fünf Millionen pro Spieltag, dazu kommen die Sky-Bars. Und im Achtelfinale der Fußball-Champions-League sind noch drei deutsche Mannschaften vertreten: Bayern München, Borussia Dortmund und RB Leipzig. Auch das führt zu guten Einschaltquoten.

Aber wie lange noch?

Die Übertragungsrechte an der Fußball-Champions-League hat der Sender im Dezember überraschend verloren, von der Saison 2021/22 an sind die Partien bei den Streamingdiensten Dazn und Amazon Prime zu sehen. Sky hatte den Wettbewerb immerhin 20 Jahren lang gezeigt. Jetzt folgt die nächste wichtige Auktion: Der Verkauf der Rechte an der Fußballbundesliga hat gerade begonnen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hofft auf steigende Einnahmen. Sky steht nun unter großem Druck, wenigstens hier zum Zug zu kommen. Denn Fußball ist nach wie vor der wichtigste Treiber des Geschäfts bei Sky.

"Sky steht nackt da", stellte Karl-Heinz Rummenigge im Januar nach dem Aus für die Champions League fest. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München und Sky gelten zwar nicht als allerbeste Freunde - Rummenigge war vor einigen Jahren mal beim Bundeskartellamt vorstellig geworden, um für mehr Wettbewerb bei Fußball-TV-Rechten zu werben, was zu Lasten von Sky ging. Aber die Analyse wäre zumindest dann richtig, wenn Sky auch bei der Bundesliga nicht zum Zuge käme. "Für den Sender geht es um die Wurst", sagt ein Beteiligter. Immerhin: Sky überträgt seit 20 Jahren nahezu ununterbrochen die Bundesliga und ist einer der wichtigsten Geldgeber. Durchschnittlich 876 Millionen Euro pro Saison zahlt Sky an die DFL und die Vereine. "Sky hat sich über Jahre als hervorragender Partner erwiesen", lobte im vergangenen Jahr DFL-Chef Christian Seifert.

Aber die Situation ist - vorsichtig ausgedrückt - kompliziert. Zum einen gibt es weitere Interessenten für die Fußballrechte, die möglicherweise bereit sind, sehr viel Geld auf den Tisch zu legen. Darunter sind die Streaminganbieter Dazn und Amazon Prime, möglicherweise auch die Deutsche Telekom, die zuletzt die TV-Rechte an der Fußballeuropameisterschaft gekauft hat und ihr Fernsehangebot Magenta-TV attraktiv machen will. Zum anderen besteht das Bundeskartellamt auf Wettbewerb. Alle Pay-TV-Rechte in einer Hand sind deshalb gar nicht möglich. DFL-Chef Seifert hat mehrere Pakete für die Rechteauktion zusammengestellt, davon dürften vor allem vier für Sky interessant sein: die Bundesligapartien am Freitag und Sonntag, die Begegnungen am Samstagnachmittag, das sogenannte Spitzenspiel am Samstagabend sowie die gleichzeitige Übertragung aller Spiele im Rahmen der sogenannten Konferenz. Der Vorteil von Sky gegenüber der Konkurrenz: Das Angebot ist nicht nur per Streaming (wie bei Dazn und Amazon), sondern auch per Satellit und Kabel zu empfangen. Welche Strategie der Sender bei der Auktion, die Ende Mai abgeschlossen sein soll, verfolgt, ist unklar.

Dazu kommt, dass Sky Deutschland einen neuen Chef hat: Anfang des Jahres hat der Amerikaner Devesh Raj, 45, die Führung übernommen. Sein Vorgänger Carsten Schmidt war 20 Jahre dabei und hatte zuvor mit viel Erfahrung die Verträge mit der DFL ausgehandelt. Raj war Unternehmensberater und hat zuvor bei Comcast gearbeitet. Der US-Medienkonzern hatte 2018 für 30 Milliarden Euro die gesamte Sky-Gruppe übernommen, zu der neben dem Bezahlangebot in Deutschland auch Sender in Österreich, Spanien, England und Irland gehören. Raj ist weder Fußballexperte noch Insider auf dem deutschen Markt. Aber er arbeite sich gerade schnell ein und lerne bereits Deutsch, heißt es. Erst in der vergangenen Woche trat er bei einer Mitarbeiterversammlung in der Zentrale in Unterföhring auf. Die Belegschaft ist verunsichert und hat Angst vor weiteren Sparmaßnahmen. Dafür gebe es keine konkreten Planungen, ist dazu zu hören.

Wird Comcast weiter viel Geld in Fußball investieren? Oder wird der Kurs geändert, auch wenn sich möglicherweise dann viele Fußballfans abwenden? Sky sei die Nummer eins für alle Sportfans - heute und in Zukunft, sagt dazu ein Sky-Sprecher. Und: "Wie in der Vergangenheit auch gehen wir optimal vorbereitet in die kommende Ausschreibung."

Die Geschichte von Sky ist nicht nur eng mit dem Fußball verbunden, sie ist auch ein ewiges Auf und Ab. Am 28. Februar 1991 startete in Hamburg in Deutschland ein neuer Bezahlsender - unter dem Namen Premiere. Für das Projekt hatte sich eine ungewöhnliche Allianz gefunden: Der Medienkonzern Bertelsmann, der französische Bezahlsender Canal Plus und der Münchner Filmhändler Leo Kirch taten sich zusammen. Das Trio wollte Pay-TV in Deutschland schnell erfolgreich machen, mit Livefußball und attraktiven Spielfilmen. Doch das gelang nicht, Kirch übernahm den Sender schließlich allein, es gab Verluste in Milliardenhöhe - am Ende meldete die Kirch-Gruppe 2002 Insolvenz an, eine der größten Pleiten der deutschen Unternehmensgeschichte. Das Bezahlfernsehen aber rettete sich, der Finanzinvestor Permira stieg ein, 2005 gelang sogar der Gang an die Börse. 2008 kam der US-Medienunternehmer Rupert Murdoch und übernahm schließlich die Mehrheit. Er integrierte Premiere in die Sky-Gruppe und benannte den Sender um.

Ende 2018 kam dann Comcast. Seitdem werden auch keine eigenen Geschäftszahlen für Deutschland mehr veröffentlicht. Die Zahl der Abonnenten soll seit Ende 2018 bei etwa 5,2 Millionen stagnieren, ist zu hören, der Umsatz sogar schrumpfen, während alle anderen Streaminganbieter deutlich zulegen. Gleichzeitig steigen die Kosten, die Konkurrenz durch Netflix und demnächst auch Disney wird immer größer. "Es ist ein verzweifelter Kampf", glaubt ein Insider. Dazu kommt, dass Sky - im Gegensatz zu vielen Konkurrenten - noch immer eine aufwendige Infrastruktur mit eigenen Set-Top-Boxen für die Kunden und teuren Callcentern unterhält.

Zuletzt versuchte Sky, die Abhängigkeit von den Sportrechten zu reduzieren. Mit hohem Aufwand und durchaus beachtlichem Erfolg wurden Serien wie Babylon Berlin, Der Pass oder Das Boot produziert. Seit Jahresanfang beteiligt sich Sky sogar an der bayerischen Film- und Fernsehförderung. Doch das alles ändert nichts daran, dass Sky bei vielen noch immer vor allem für eines steht: Fußball.

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Quelle:
SZ vom 19.02.2020
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