Süddeutsche Zeitung

Medien:Das soll die Zukunft sein?

Der Abosender Sky leidet unter der Konkurrenz der großen Streamingdienste. Hilft da ein eigener Fernseher?

Von Caspar Busse

Sky plant einen neuen Streich. Diesmal geht es nicht um einen der ohnehin schon zahllosen Sender, eine weitere Serie oder Unterhaltungsshow, sondern um einen Apparat. Die Firma, die seit drei Jahren zum britischen Mediengroßunternehmen Comcast gehört, will künftig Fernseher unter der Marke "Sky Glass" verkaufen. "Darauf haben Millionen Kunden in Europa gewartet", sagte die neue Sky-Chefin Dana Strong am Donnerstag in London. Das sei mehr als ein Gerät, es sei eine "Unterhaltungsplattform".

Bemerkenswert. Bisher hat sich Sky vor allem auf Inhalte konzentriert, auf Erfolgsserien wie Chernobyl und Babylon Berlin oder auf Sportübertragungen wie die Bundesliga, die englische Premier League oder die Formel 1. Das Unternehmen hat insgesamt 23 Millionen zahlende Abonnenten in Großbritannien, Irland, Deutschland, Österreich und Italien. Die können das Programm mithilfe einer eigenen Set-Top-Box ansehen - oder im Internet, ähnlich wie Netflix-Kunden. Nun soll alles in einem TV-Gerät mit Wlan-Anschluss integriert werden, für das man allerdings ein Sky-Abo braucht. Mit dem Gerät kann man freundlicherweise dann auch alle anderen Streamingdienste sehen (wenn man da auch noch zahlt) und alle frei empfangbaren Sender, daneben gibt es weitere Funktionen. Zusammenfassend kann man sagen: Sky verkauft Smart-TVs, die man nur mit einem Abo nutzen kann.

In Deutschland soll es die Geräte erst 2022 geben

Die Kombination von Streamingangebot und Abo kennt man bereits von Apple. Die Sendungen von Apple TV lassen sich auf iPads und Macbooks abspielen. Nur ist die Gerätenutzung dort nicht an Verträge gekoppelt. Und Apple hat eine Menge Erfahrung mit Unterhaltungselektronik - wenn auch bislang nicht mit Fernsehern.

Die Sky-Geräte werden in Großbritannien von Mitte Oktober an in drei Größen angeboten und sollen zwischen 650 und 1050 Pfund (760 bis 1250 Euro) kosten, können aber auch monatlich finanziert werden. In Deutschland sollen sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 verfügbar sein.

Der US-Konzern Comcast aus Philadelphia hatte die Sky-Gruppe 2018 für fast 40 Milliarden Dollar übernommen. Zu Comcast gehört NBC Universal mit vielen Spartensendern, der Konzern bietet aber auch Kabel-, Satelliten- und Telefondienste an. Der Einstieg ins Gerätegeschäft ist die erste große strategische Entscheidung bei Sky seit dem Einstieg von Comcast - und die drängte.

Denn das Publikum wandert inzwischen zu anderen Streamingdiensten ab, aber auch zu den Mediatheken der TV-Sender. In Deutschland hat Sky die Rechte an der Fußball-Champions-League und teilweise an der Fußballbundesliga an den Streamingdienst Dazn verloren. Mit den neuen Fernsehern soll allerdings nicht unbedingt Geld verdient werden, hieß es am Donnerstag. Ziel sei es, die Abonnenten enger und langfristiger an Sky zu binden. Klar, wer trennt sich schon leichtfertig von seinem Fernseher?

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