Skandal des TV-Senders:BBC entschädigt verdächtigten Politiker

Die BBC hat eine weitere Konsequenz aus dem Skandal um einen falschen Bericht gezogen: Der Sender entschädigt den britischen Politiker, dem eine angebliche Verwicklung in einen Kindesmissbrauch unterstellt worden war. In der BBC-Affäre gab es zudem eine weitere Festnahme.

Nach dem falschen BBC-Bericht über die angebliche Verwicklung eines Politikers in einen Kindesmissbrauchsskandal will der Sender den Briten finanziell entschädigen. Der Tory-Politiker Alistair McAlpine erhalte 185.000 Pfund (229.000 Euro) Entschädigung, teilte die BBC am Donnerstag mit.

Der Sender habe sich mit dem Politiker auf die Summe geeinigt, nachdem dieser eine Verleumdungsklage eingereicht hatte, hieß es in der Erklärung der BBC. Die "umfangreiche" Zahlung stehe für die "Schwere der Vorwürfe", die fälschlicherweise erhoben worden seien.

Neben der Entschädigungszahlung sollen McAlpine, der zur Zeit von Premierministerin Margaret Thatcher tätig war, auch seine Kosten erstattet werden. Zudem soll vor Gericht eine Erklärung verlesen werden, mit der sich die BBC bei ihm entschuldigen will.

McAlpine begrüßte die "schnelle und frühe Einigung mit der BBC". Er wolle jetzt auch eine Einigung mit weiteren Organisationen erzielen, "die verleumderische Äußerungen" über ihn veröffentlicht hätten sowie mit Einzelpersonen, die den Kurznachrichtendienst Twitter zur Verbreitung genutzt hätten.

Der falsche Bericht war von den renommierten BBC-Nachrichten Newsnight gesendet worden. Dies stürzte den Sender in eine tiefe Krise. Der Chef der BBC, George Entwistle trat auf den falschen Bericht hin zurück. Neben dem Skandal ist die BBC zudem in eine weitere Missbrauchsaffäre verwickelt. In diesem Fall geht es um den einstigen BBC-Starmoderator Jimmy Savile, der jahrelang Kinder missbraucht haben soll. Savile starb vergangenes Jahr im Alter von 84 Jahren.

Ein ehemaliger Kollege Saviles soll festgenommen worden sein

Newsnight wird vorgeworfen, Hinweise zum Fall Savile zurückgehalten zu haben. Zudem gibt es Vorwürfe, dass Savile von BBC-Mitarbeitern jahrelang gedeckt wurde. In dieser Affäre gab es am Donnerstag eine vierte Festnahme. Bei dem Verdächtigen handele es sich der Polizei zufolge um einen etwa 60 Jahre alten Mann. Britische Medien sind konkreter, sie berichten, es handele sich um einen ehemaligen BBC-Kollegen Saviles, Dave Lee Travis.

Wie am Abend bekannt wurde, kam der Mann nach seiner Aussage auf Kaution wieder frei. Laut Medienberichten arbeitete Travis zusammen mit Savile 25 Jahre lang für BBC Radio 1, bevor er zum BBC-Programm World Service Network wechselte. Bislang gibt es keine Hinweise, dass Travis Pädophilie zur Last gelegt wird. Allerdings werfen ihm zwei Frauen vor, er habe sie in den 70er und 80er Jahren belästigt, was Travis vehement zurückweist.

Die Affäre Savile erschüttert Großbritannien seit Wochen, immer wieder gibt es neue Enthüllungen. Im Zusammenhang mit dem Skandal wurden auch drei britische Prominente festgenommen, unter ihnen Ex-Glam-Rock-Star Gary Glitter. Auch sie kamen aber gegen Kaution wieder auf freien Fuß.

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