Sixx in der Pro-Sieben-Gruppe:Windeln und Wellness

Mädchenalarm: Das TV-Publikum mit den zwei XX bekommt einen eigenen Sender: Sixx erklärt Frauen, wie sie eigentlich sind.

Christina Maria Berr

Am 7. Mai ist es soweit: Die Frauen dieser Republik bekommen einen eigenen Sender. Dort wird ihnen endlich gesagt, wie Frauen sind. Sixx nennt sich der neue Digitalkanal der Pro-Sieben-Sat1-Gruppe und er soll, so wie das Logo "frisch" ist, bald "Frühlingsgefühle wecken".

Senderchefin Katja Hofem-Best befindet sich dabei nach eigenem Bekunden in besonderer Mission. Die Geschäftsführerin der "Fernsehsenderin", wie sich der Kanal selbst nennt, hatte es nämlich bislang, so findet sie, mit wesentlich einfacheren Kunden zu tun: Sie leitete einst den männlichen Kanal Dmax. Ihr Fazit: "Männerfernsehen ist relativ simpel" - Frauen hingegen seien "um einiges anspruchsvoller".

Das zeigt die TV-Managerin auf der Pressekonferenz am Montag mit einem eindrücklichen Diagramm, in dem der Mann direkt zum Bier gelangt, die Frau aber einige Umwege - etwa über den Kleiderschrank - nehmen muss und dann scheitert. Laut Hofem-Best scheitert sie und jede andere Frau schon mal am Plan auszugehen, "weil keine passenden Schuhe da sind."

So bedient sich Sixx auch munter einiger weiblicher Klischees: Es gehe um "Emotionalität" und das "Lebensgefühl der Frau an sich", verbreitet die Sendeleitung. Es gibt einen Mädelsabend (Montag) , einen Kuschelabend (Mittwoch) sowie viel "Gänsehaut" (Donnerstag) und "wahres Leben" (Dienstag).

Drei eigene Produktionen hat der Sender in petto: Windeln und Wellness ist eine Dokumentation über ein Babyhotel, Sixxreport und Glosixx kommen als Starmagazin daher.

Außerdem wird die gefühlige US-Talkdame Oprah Winfrey zwei Mal wöchentlich zu sehen sein. Die Sendungen aus dem amerikanischen Fernsehen werden mit ein- bis zweiwöchiger Verspätung gezeigt.

In das nachrichtenfreie Programm haben die Macher außerdem eine Menge US-Serien wie Brothers and Sisters, Lipstick Junge und Sex in the City gehoben. Das könnte auch Männer auf den Plan rufen. 20 Prozent männliche Zuschauer erwartet Hofem-Best, die Chefin des Senders mit den vielen Chromosomen-XX. Das männliche Pendant D-Max hat etwa 30 Prozent weibliche Zuschauer - das lässt offenbar auf Wechselgucker hoffen.

Immerhin, für den Mann ist Sixx auch nicht ohne. Wäre der Sender eine Frau, würde Sienna Miller zu sehen sein - "ein It-Girl, extrem natürlich und trotzdem nicht so ganz perfekt", sagt Hofem-Best. Letzteres bezieht sich vor allem auf ihre Männerwahl. Frauenlogik? Vielleicht.

Weil alles doch nicht so nett und mädchenhaft klingen soll, erklärt die XX-Chefin nochmal mit bedeutungsvollem Augenaufschlag: "Wir meinen es sehr ernst." Das könnte vor allem den Finanzplanern gefallen.

Bleibt schließlich die Frage: Wohin soll's mit dem Sender gehen? Irgendwann doch ins Pay-TV oder vielleicht noch einmal auf einen analogen Sendeplatz? Frauenkanal statt Neun live? Immerhin von 7 bis 11 Uhr vormittags wird das Programm der Damensparte - im Rahmen eines "Shoppingfensters" - schon von Neun live beliefert. Die Senderchefin streitet das natürlich alles ab.

Erst einmal müssen die Frühlingsgefühle her.

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