Britisches Boulevardblatt:Wie erfuhr die "Sun" von Sienna Millers Schwangerschaft?

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Sienna Miller an diesem Donnerstag nach der Entscheidung vor dem Londoner High Court. (Foto: Hollie Adams/AFP)

Die Schauspielerin erhält eine erhebliche Abfindung von dem Murdoch-Blatt, bleibt aber bei ihren Vorwürfen, die das Boulevardblatt bestreitet.

Von Alexander Menden

Rebekah Brooks, damals Chefin der britischen Boulevardzeitung The Sun, rief im August 2005 den Agenten Sienna Millers an und fragte, ob man sich mit der Schauspielerin mal über deren Schwangerschaft unterhalten könne. Zu diesem Zeitpunkt hatte Miller noch nicht einmal ihrer Familie oder ihren engsten Freunden von besagter Schwangerschaft erzählt. Die Sun habe sie so gezwungen, Entscheidungen "über meinen eigenen Körper zu treffen, mit denen ich jeden Tag leben muss", sagte Sienna Miller diese Woche vor dem Londoner High Court.

Nach einem Vergleich mit Rupert Murdochs Firma News Group Newspapers, die The Sun herausgibt, hatte sie eine erhebliche finanzielle Abfindung akzeptiert, über deren genaue Höhe nichts bekannt ist. Der High Court hatte, nach einem Einspruch von Murdochs Anwälten, nun über die genaue Formulierung des Statements entschieden, das Miller und ihr Anwaltsteam nach dem Vergleich veröffentlichen wollten. Das Gericht entschied somit auch darüber, welche Vorwürfe die Schauspielerin explizit wiederholen darf.

Miller wirft dem Journalisten Nick Parker, der weiterhin für die Sun arbeitet, vor, ihre privaten Krankenakten über eine Mittelsfrau illegal an sich gebracht und so von ihrer Schwangerschaft erfahren zu haben. Parker bestreitet das. Miller wiederholte zudem, sie sei überzeugt, dass ihre Freunde und Familie "dem anhaltenden, umfangreichen und gezielten Abfangen von Voicemails und rechtswidrigen Informationsbeschaffungsaktivitäten durch Journalisten der Sun" ausgesetzt waren. Laut Miller, die das Baby letztlich nicht bekam, sei ihr versichert worden, dass die Zeitung diese Informationen über ihre Schwangerschaft nicht publizieren werde. Letztlich seien sie aber dennoch abgedruckt worden. Ihr Leben sei dadurch fast ruiniert worden. Das sei so weit gegangen, dass sie ihrer Familie und Freunden vorgeworfen habe, Informationen an die Sun verkauft zu haben.

Die Sun streitet die Vorwürfe ab und versuchte, Miller mit juristischen Mitteln daran zu hindern, sie zu wiederholen. Das Gericht entschied aber, dass Miller das zumindest teilweise darf.

Journalistin Rebekah Brooks mit ihrem Boss Rupert Murdoch. (Foto: Olivia Harris/Reuters)

Es ist nicht der erste juristische Konflikt zwischen Sienna Miller und einer Murdoch-Zeitung. 2011 erhielt sie im Rahmen der Untersuchungen zum Abhörskandal um die mittlerweile eingestellte Sonntagszeitung News of the World vom High Court Schmerzensgeld in Höhe von 100 000 Pfund zugesprochen. Die News of the World hatten damals zugegeben, illegal ihr Telefon gehackt zu haben.

Im aktuellen Fall haben News Group Newspapers allerdings keinerlei Schuld eingestanden. Die Linie des Medienunternehmens lautet, während der 2000er-Jahre, als Rebekah Brooks Chefredakteurin der News of the World war, sei Telefon-Hacking dort zwar weit verbreitet gewesen, nach Brooks' Wechsel zum Schwesterblatt Sun 2003 hätten dort jedoch keine illegalen Aktivitäten stattgefunden.

Miller stimmte nach ihren Aussagen dem Vergleich wegen fehlender finanzieller Mittel zu

Dennoch hat das Unternehmen immer wieder hohe Summen an Personen gezahlt, die der Sun rechtswidrige Informationsbeschaffung vorwarfen. Dazu gehörten der Fußballer Paul Gascoigne, der ebenfalls in dieser Woche einem Vergleich mit der Sun zustimmte. Laut Gascoigne hatte die Veröffentlichung persönlicher medizinischer Informationen "verheerende und schwächende Auswirkungen" auf seine psychische Gesundheit und sein Wohlbefinden.

Miller hat nach eigenen Aussagen dem Vergleich zugestimmt, weil ihr die finanziellen Mittel fehlen, um ein Gerichtsverfahren gegen das Murdoch-Imperium anzustrengen. Sie sei jedoch bereit, in jedem zukünftigen Verfahren gegen die Sun gerne auszusagen. "In diesem Verfahren habe ich aus erster Hand erfahren", so Miller "wie weit diese Zeitung und dieses Unternehmen gehen, um ihre Spitzenkräfte vor Entlarvung zu schützen und davor, die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren zu bekommen."

Die Aufmerksamkeit wendet sich nach diesem Vergleich Prinz Harry zu. Dieser wirft der Sun vor, das Telefon seiner Frau Meghan Markle abgehört zu haben. Im Gegensatz zu Sienna Miller hätten der Herzog von Sussex und seine Frau die nötigen Mittel für ein Gerichtsverfahren.

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