Sicherheitsbedenken:Ermittler im Exil

Die ARD-Krimiserie "Mordkommission Istanbul" wird vorerst in Thailand gedreht: Dreharbeiten in der Türkei seien der Produktionsfirma zufolge nicht länger zu verantworten. Wie es mit der Reihe weitergeht, ist unklar.

Von David Denk

Für Sascha Schwingel ist es eine "neue Dimension, dass die weltpolitische Lage so großen Einfluss auf unsere Arbeit hat": Nach einem Tel-Aviv-Krimi, der wegen des Gaza-Kriegs hauptsächlich in Berlin gedreht wurde, wird die Mordkommission Istanbul nun nach Thailand verlegt - wenn auch vorerst nur für eine Doppelfolge, "und dann schauen wir weiter". Der Redaktionsleiter der ARD Degeto, für die Ziegler Film die Krimireihe seit 2008 produziert, bestätigt damit einen Bericht der Bild am Sonntag. Im Urlaubsparadies soll Hauptdarsteller Erol Sander in der Rolle des Mehmet Özakın sein bisher härtester Fall erwarten, das Buch wird gerade entwickelt.

Dreharbeiten in der Türkei seien "unter wirtschaftlichen und Sicherheitsaspekten" nicht länger zu verantworten, sagt Schwingel. Die ständige Terrorgefahr lasse etwa die Versicherungskosten explodieren. "Gesundheit und Schutz aller Beteiligten haben höchste Priorität." Bereits im vergangenen Jahr war man für einen Film kurzfristig ins etwa 500 Kilometer entfernte Izmir ausgewichen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Behörden dem Bericht zufolge ihre Drehgenehmigung mittlerweile von der Lektüre des Buchs abhängig machen. Dass man sich daher gezwungen sieht, der Türkei ganz den Rücken zu kehren, zumindest vorläufig, tut Schwingel leid für "das tolle Team vor Ort, mit dem wir über Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet haben". Es sei tragisch, dass wegen der politischen Situation im Land nun Leute ihre Jobs verlieren, "die am allerwenigsten dafür können".

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