Sicherheit von Journalisten:2018 wurden weltweit 80 Journalisten getötet

Protest gegen Gewalt gegen Journalisten in Indien

Kinder von Journalisten sowie Medienvertreter werden während einer Demonstration im September in Itanagar, Indien, von Soldaten begleitet. Die Demonstranten protestieren gegen die erhöhte Gewalt gegen Journalisten in der Region.

(Foto: dpa)
  • Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" setzt sich für den Schutz von Pressefreiheit und von Journalisten ein.
  • In ihrem aktuellen Jahresbericht kritisiert sie die gestiegen Anzahl von getöteten Journalisten.
  • Besonders auffällig sei, dass beinahe die Hälfte von ihnen in Regionen getötet wurde, die keine Kriegs- oder Krisengebiete sind.

Laut "Reporter ohne Grenzen" haben Gewalt und Repressionen gegen Journalisten zugenommen. 2018 wurden mindestens 80 Journalisten und Medienschaffende getötet, 15 mehr als im Vorjahr, heißt es im am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Organisation. Krisengebiete seien besonders gefährlich.

"Reporter ohne Grenzen" spricht von einem "erschreckenden Zeichen", dass 36 Journalisten außerhalb von Kriegsregionen ermordet wurden. Das sei vor allem in Mexiko der Fall. Viele Getötete dort hätten über Korruption und Drogenkriminalität berichtet und seien "unzureichend und ineffektiv" geschützt worden. "Viel zu oft können Täter und Auftraggeber damit rechnen, dass selbst Morde für sie folgenlos bleiben. Die Staatengemeinschaft muss endlich wirksame Mittel finden, Straflosigkeit überall auf der Welt zu beenden", fordert Vorstandssprecher Michael Rediske.

Die Länder mit den meisten getöteten Journalisten, Bürgerjournalisten und Medienmitarbeitern waren 2018 demnach Afghanistan (15 Medienschaffende getötet), Syrien (11), Mexiko (9), Jemen (8) und Indien (6). Auch in den USA starben in diesem Jahr sechs Journalisten, vier von ihnen wurden beim Anschlag auf die Lokalzeitung Capital Gazette in Annapolis im Bundesstaat Maryland am 28. Juni gezielt getötet.

"Reporter ohne Grenzen" fordert einen UN-Sonderbeauftragten

Weiter kritisiert der Bericht die Lage in Saudi-Arabien und die Ermordung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Mindestens 28 weitere Medienschaffende säßen aufgrund ihrer Arbeit in Saudi-Arabien im Gefängnis. Viele seien unter Kronprinz Mohammed bin Salman seit Herbst 2017 festgenommen worden.

Weltweit säßen zudem 346 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit im Gefängnis. Rund die Hälfte von ihnen in fünf Ländern: China, Ägypten, der Türkei, Iran und Saudi-Arabien. Etwa 150 der Inhaftierten seien keine professionellen Journalisten. In China seien einige "wegen eines bloßen Posts in sozialen Medien oder Messenger-Diensten festgenommen" worden. Viele Inhaftierte dort würden misshandelt, einige gefoltert, heißt es.

Bis auf einen einzigen seien alle der 60 entführten Journalisten in der Gewalt von Gruppen im Nahen Osten, hieß es. Vor allem in Syrien, Irak und dem Jemen würden Journalisten festgehalten.

Die Organisation forderte einen UN-Sonderbeauftragen für den Schutz von Journalisten. Verbrechen gegen Medienschaffende sollten konsequent verfolgt und der "Kreislauf der Straflosigkeit" durchbrochen werden. Ein Sonderbeauftragter würde die "Bemühungen der verschiedenen UN-Institutionen zum Schutz von Journalisten koordinieren, bestehende völkerrechtliche Vorschriften durchsetzen und so die Zahl von Gewalttaten gegen Journalisten endlich wirksam verringern", heißt es. Zudem hätte er Untersuchungsbefugnisse, was einen "gewissen öffentlichen Druck" ausüben könnte, sagte Rediske am Dienstag im Morgenmagazin.

Nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" hatte sich der Bundestag bereits im Sommer vergangenen Jahres hinter die Forderung der Organisation gestellt. Zwar gebe es bereits "eine ganze Reihe" von UN-Resolutionen für einen besseren Schutz für Journalisten vor allem in Konfliktgebieten, sie hätten aber bislang kaum konkrete Auswirkungen auf die Lage der Betroffenen, betonte die Organisation.

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