Was passiert: Das Unternehmen Lumon Industries treibt die Work-Life-Balance auf die Spitze und pflanzt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Chip in den Kopf, der die Erinnerungen an Arbeits- und Privatleben trennt. Mark (Adam Scott), ein blasser Mittvierziger in zu großem Anzug, hat sich nach dem Tod seiner Frau der Prozedur unterzogen. Allmählich kommen ihm Zweifel an seinem Arbeitgeber und dessen unheimlichen Methoden. Die Serie von Ben Stiller schwankt zwischen Bullshit-Job-Satire und Thriller.
Heimlicher Star: Patricia Arquette in der Rolle der bösen silberhaarigen Chefin. Ihr Grinsen ist so eisig, dass man selbst auf dem heimischen Sofa noch Respekt hat.
Nicht geeignet für: alle, die Regisseur und Produzent Ben Stiller nur aus 90er-Jahre-Komödien kennen - oder gerade für die. Kathrin Müller-Lancé
Neun Folgen, immer freitags, auf Apple+.
Was passiert: Die Ochsenknechts kommen in einem kleinen Dorf in der Steiermark zusammen, um sich von einem Sky-Team beim Leben zuschauen zu lassen. Leben heißt bei den Ochsenknechts vor allem so zu tun, als seien sie unvergleichlich prominent, anziehend und wichtig. Das ist besonders lustig, wenn man in Rechnung stellt, dass der einzig wirklich berühmte Ochsenknecht, Uwe nämlich, nicht dabei sein wollte. Spannend wird es, als die Steuerfahndung kommt und Jimi Blue schnappen will. Das ist der einzige Cliffhanger in dieser vor allem auf Kultur und Kunst ausgerichteten Serie.
Heimlicher Star: Cheyenne, die jüngste Ochsenknechtin, gewinnt die Herzen durch ihre unverstellte Ehrlichkeit. Sie wolle rüberkommen, wie sie wirklich sei, sagt sie: "also richtig scheiße."
Nicht geeignet für: Menschen, die nicht begreifen wollen, dass Prominenz nicht unbedingt mit Talent einhergehen muss. Hilmar Klute
Sechs Folgen, bei Sky.
Was passiert: Berlin 1991. Deutschland ist wiedervereinigt, aber nur auf dem Papier. Zur Aufklärung der DDR-Verbrechen wird die ZERV eingerichtet, die "Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität". Die gab es wirklich. Der Saubermann Peter Simon (Fabian Hinrichs) gehört ihr an, ein verkrampfter Besserwessi, der in einem aktuellen Mordfall mit der Kommissarin Karo Schubert (Nadja Uhl) zusammenarbeiten muss. Beflissener "Westarsch" trifft auf patente "Ost-Tante" - und die Sache läuft. Es geht um Waffenhandel, Zwangsadaption und die DDR-"Jugendwerkhöfe". Vor allem aber geht es um eine deutsch-deutsche Annäherung.
Heimlicher Star: die Ausstattung. Schrillster Neunzigerjahre-Retro-Look. Trabis, Kassetten, Endlospapier - und tragbare Telefone, so groß, dass man Leute damit erschlagen kann.
Nicht geeignet für: Hasser der Berliner Schnauze. Christine Dössel
Sechs Folgen, in der ARD-Mediathek.
Was passiert: Susan und Christopher Edwards leben als biederes englisches Paar mit einem Faible für alte Hollywoodfilme jahrelang unter dem Radar. Doch als ihnen das Geld ausgeht, kommt die Wahrheit raus. Vor 15 Jahren haben die freundlichen Edwards Susans Eltern getötet und im Garten vergraben. Die wahre Geschichte wird mit Olivia Colman und David Thewlis zu einer großartigen Satire des Britischen und einer Hommage an das Kino. In Wirklichkeit handelt Landscapers weniger von einem Doppelmord als von einer großen Liebe.
Heimlicher Star: Gérard Depardieu, Christopher Edwards größtes Idol, und, wie die Polizei zunächst annehmen muss, sein enger Freund.
Nicht geeignet für: alle, die meinen, man dürfe von Mördern ausschließlich ihre dunkle Seite zeigen. Aurelie von Blazekovic
Vier Folgen, bei Sky.
Was passiert: Inventing Anna beruht auf der wahren Geschichte der Hochstaplerin Anna Sorokin, einer Deutschen, die sich als Millionenerbin ausgab und die New Yorker High Society ausnahm. Beinahe hätte sie ein Darlehen von 25 Millionen Dollar erhalten. Dann flog sie auf. Während des Prozesses tauchte sie in wechselnden High-Fashion-Garderoben auf, kam trotzdem in den Knast und wurde weltberühmt. Netflix kaufte die Rechte an ihrer Geschichte, und here we are.
Heimlicher Star: Maud, Lou und Barry, das Starteam aus Scriberia.
Nicht geeignet für: Menschen mit Reichenhass oder Gerechtigkeitssinn. Juliane Liebert
Neun Folgen, bei Netflix.
Was passiert: Die Amateurfußballer vom SV Blau-Weiß Grana, Männer aus zwölf verschiedenen Nationen, erfuhren 2019 bundesweite Aufmerksamkeit. Im Zweikampf mit einem ihrer Spieler aus Gambia verletzte sich ein Spieler, worauf Rassisten gegen die Mannschaft hetzten. Gegner boykottierten den Verein, Grana machte weiter. Die Doku-Serie begleitet die Mannschaft im Jahr danach über Rasenplätze in der sachsen-anhaltinischen Provinz, die Spieler erzählen aus ihrem Leben. Und man muss nicht mal Fußball mögen, um ihnen dabei zuhören zu wollen.
Heimlicher Star: Kalyfa, die Nummer zehn, für ein Tor nach einem Dribbling, das auf holprigem Boden in der Kreisliga so wahrscheinlich niemand erwartet hätte.
Nicht geeignet für: Rassisten, Neonazis und deren Gesinnungsgenossen. Sebastian Fischer
Vier Folgen, in der ARD-Mediathek.
Was passiert: Musikproduzent Kanye West will berühmt werden - jetzt auch als Rapper. Aber andere sehen das anders. Es ist der Jahrtausendwechsel. Produzenten werden da als Rapper noch sehr selten ernst genommen, im Fall von West ist es besonders schlimm: Man sieht ihn, wie er - unangekündigt, sweatshirtharmlos, dreivierteltrottelig - in den Zimmern von Assistentinnen und Marketing-Angestellten vorsingt, weil er es nicht bis zu den Label-Bossen schafft. Irre starke, sehr brutale Bilder. Der spätere Platten-, Sneaker-, Streamingdienst-, Sonst-was-Milliardär und Vollzeit-Megalomane West als Bittsteller und recht grandiose Teilzeit-Wurst.
Heimlicher Star: Eigentlich Donda, Kanyes damals noch lebende Mutter und offenbar sein größter Fan. Irre schöne Szenen mit ihr: Familien-Seelenpause, Mutterstolz, Herzenswärme. Allerdings hat auch eine Zahnspange einen sehr starken Auftritt.
Nicht geeignet für: alle, die Kanye für ein von Geburt an gottähnliches Genie halten wollen. Jakob Biazza
Drei Folgen, seit 16. Februar wöchentlich eine neue bei Netflix.
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