Süddeutsche Zeitung

Tipps im April:Das sind die Serien des Monats

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Eine Frauengang übernimmt Berlin, im Südostasien der Sechziger ist ein Serienmörder unterwegs und das Lustigste, was Deutschland zu bieten hat: die Empfehlungen im April.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Derby Girl

Was passiert: Eigentlich wollte Lola Bouvier Weltmeisterin im Eiskunstlauf werden. Als sie nach einer Niederlage ihrer Konkurrentin mit einer Schlittschuhkufe einen Finger abhackt, muss sie ihre Karriere vorläufig beenden. Berühmt werden will Lola trotzdem noch. Und fasst einen neuen Plan: Dann wird sie halt "die größte Roller-Derby-Spielerin aller Zeiten".

Heimlicher Star: Die zu Unrecht viel zu unbekannte Vollkontaktsportart Roller Derby. Sie wird hier geradezu liebevoll in Szene gesetzt, zum Beispiel wenn Lola ihr erstes Hämatom streichelt.

Nicht geeignet für: Fans von Holiday on Ice und klassischen Rollenbildern. In dieser unparfümierten Teenie-Serie glitzert es nicht, da kracht es. Kathrin Müller-Lancé

Zehn Folgen, bei ZDF Neo.

Para - Wir sind King

Was passiert: Vier Freundinnen, harte Kerle jede auf ihre Weise, schlagen sich im rauen Wedding so durch. Laut, schrill und ohne Skrupel. Als sie bei ihrem Dealer Drogen finden, können sie nicht widerstehen: Endlich ein bisschen Gönnung. Endlich Para machen. Einmal King sein. Auch wenn ihre Figuren zumindest anfangs ziemlich flach bleiben, sind die vier Protagonistinnen großartig.

Heimlicher Star: Florian Renner als Dealer Calle - den Schwachsinn, den er redet, rattert er in atemberaubenden Tempo runter. Beeindruckend.

Nicht geeignet für: Alle, die vom Home-Office gestresst sind. Para - wir sind King ist alles andere als eine Serie zum Runterkommen. Carolin Gasteiger

Sechs Folgen, bei TNT.

Die Schlange

Was passiert: Der Serienmörder Charles Sobhraj bringt Hippies um, stiehlt ihre Pässe und reist damit als Betrüger durch das Asien der 1960er. Der Botschaftsangestellte Herman Knippenberg kommt ihm auf die Spur und verfolgt ihn über Jahre. All das basiert auf wahren Begebenheiten, wurde spannend geschrieben und bildstark inszeniert.

Heimlicher Star: Bangkok und das Asien dieser Zeit, die einem im Rückblick besonders schön vorkommt, obwohl es in der Serie viel Grausamkeit auszuhalten gibt. Wer sich gerade mit Fernweh plagt, findet hier vielleicht Linderung.

Nicht geeignet für: Hippies. Und andere sensible Gemüter. David Pfeifer

Acht Folgen, bei Netflix.

Pure

Was passiert: Marnie (eine Wucht: Charly Clive) hat eine Zwangsstörung: Ständig muss sie an Sex denken. Sie flieht nach London in die anonyme Großstadt, therapiert sich selbst, betrinkt sich mit Mundwasser, findet neue Freunde. Und erlebt jede Menge traurig-witzige Momente.

Heimlicher Star: Anthony Welsh als Mitbewohner. So lieb gucken kann sonst niemand.

Nicht geeignet für: Freunde des dezenten Andeutungskinos. Pure ist offen, schonungslos und temporeich. Elisa Britzelmeier

Sechs Folgen, in der ZDF-Mediathek.

The Nevers

Was passiert: Zu viel und gleichzeitig zu wenig. Kurz: Im viktorianischen London entwickeln manche Frauen plötzlich besondere Fähigkeiten: Feuerbälle werfen, in die Zukunft blicken, Sachen in Glas verwandeln. Dafür werden sie von der britischen Oberschicht verfolgt, die Angst vor dem Einsturz ihrer Ordnung hat. Eine der Superfrauen, Amalia True, gibt den anderen Obdach und haut sie buchstäblich aus den größten Gefahren raus.

Heimlicher Star: James Norton als lüsterner Lord Swan, der als einziger in dieser Serie ein bisschen Spaß hat.

Nicht geeignet für: Leute, die sich angesichts der Superkräfte auf ein feministisches Racheszenario freuen. Wenigstens bis zur Mitte der ersten Staffel leiden die begabten Frauen nur noch mehr als vor ihrer Verwandlung. Kathleen Hildebrand

Zwölf Folgen, bei Sky.

LOL: Last One Laughing

Was passiert: Zehn deutsche Comedians, ein paar davon trotzdem nicht schlecht, sind in eine mit Tand, Spielzeug und Kostümen präparierte Wohnküche gepfercht und dürfen nicht lachen. Wer es trotzdem tut, wird verwarnt und fliegt dann raus. "Bully" Herbig schaut als Schiedsrichter vom Kontrollraum aus zu und weint sich vor Lachen die Augen rot. Aus guten Gründen. Das Ganze ist, legen wir uns doch mal fest: das Lustigste, was mindestens in diesem Jahr aus Deutschland gekommen sein wird.

Heimlicher Star: Womöglich nicht komplett objektiv sagen wir: Teddy Teclebrhan ( hier gibt es ein ausführliches Porträt über ihn).

Nicht geeignet für: Menschen, die die Qual nicht kennen, während des Unterrichts (Fortgeschrittenenvariante: Hochzeit, absolute Profivariante: Beerdigung) auf keinen Fall lachen zu dürfen, obwohl gerade etwas sehr Lustiges passiert ist. Jakob Biazza

Sechs Folgen, bei Amazon Prime.

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