Fernsehen und Streaming:Das sind die Serien des Monats

Kathrin Bauerfeind versucht sich witzig am Thema Gleichstellung, Sacha Baron Cohen unwitzig als "The Spy" - und in "Skylines" versuchen sich Labelbosse an Heroinbonbons.

Aus der SZ-Redaktion

The Politician (Netflix)

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(Foto: Netflix)

Was passiert: Sein Leben - oder besser seine Karriere - hat Payton Hobart, seit er ein kleiner Junge war, schon in messerscharfen Zügen vor Augen: Harvard, Politikerlaufbahn und dann: US-Präsident werden. Jede Staffel der neuen bitterbösen Satire-Serie von Ryan Murphy (Glee) soll einen der Abschnitte begleiten. In der ersten muss sich der Adoptivsohn einer ultraprivilegierten Milliardärsfamilie zunächst erfolgreich durch den Wahlkampf um den Posten des Schülersprechers an seiner Elite-Highschool in Santa Barbara manövrieren - inklusive intriganter Mitschüler, Bestechungsskandale und haufenweise zynische Pointen. Heimlicher Held: Gwyneth Paltrow spielt in einem ihrer seltenen TV-Auftritte Paytons glamouröse Hippiemutter Georgina als erstaunlich unverhohlener und sehr witzige Selbstparodie: steinreich, warmherzig und der Realität zugleich entrückt. Nicht geeignet für: Menschen, die genug haben vom amerikanischen Wahlkampfzirkus mit seinen Tricksereien, artifiziellen Wertesystemen und sorgfältig gestalteten Online-Identitäten. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Annett Scheffel.

Frau Jordan stellt gleich (Joyn)

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(Foto: Julian Essink/Joyn)

Was passiert: Die Gleichstellungsbeauftrage Eva Jordan (Katrin Bauerfeind) muss sich einem chauvinistischen Chef, einer durchtriebenen Konkurrentin und ihren drei überforderten Mitarbeitern stellen. Die zehnteilige Comedyserie wurde von Stromberg-Erfinder Ralf Husmann erdacht und wieder kann man sehr guten Schauspielern auf ergonomisch geformten Stühlen und holzvertäfelten Wänden beim Bürokratisieren zusehen. Heimlicher Held: Der Bürosoftie Philipp (Alexander Khuon). Er ist in seine Chefin verliebt und versucht ihr mit männlichem Gehabe a la Game of Thrones zu imponieren. Das geht natürlich schief. Nicht geeignet für: Politisch korrekte Menschen. Denn trotz Gleichstellungsbüro trägt Frau Jordan gern mal Ausschnitt, um beim Bürgermeister, der sich "bei den Glocken wie ein Glöckner fühlt", den Etat durchzuboxen. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Maresa Sedlmeir.

Skylines (Neflix)

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(Foto: Netflix)

Was passiert: Der Nachwuchsproduzent Jinn, gespielt von Edin Hasanovic, fängt beim renommierten Raplabel Skyline Records an. Das produziert nicht nur Musik, sondern hat im Keller auch einen Drogenhandel am Laufen: Ardan (Erdal Yildiz), der Bruder des Labelchefs Kalifa (Murathan Muslu) macht ohne dessen Wissen goldene Heroinbonbons. Dem ganzen Handel ist auch die Polizistin Sarah (Peri Baumeister) auf der Spur. Heimlicher Held: Die junge Rapperin Silan, gespielt von Carol Schuler, die eigentlich gar nicht rappen kann. Sie ist so schlecht, dass sogar der gutmütige Jinn verzweifelt. Deswegen macht er eine Sängerin aus ihr. Von dem Song hat man noch tagelang einen Ohrwurm. Nicht geeignet für: Schlagerfans, die mit Rap absolut gar nichts anfangen können. Viele Rapper haben Cameoauftritte, was aber eher ein liebevolles Schmankerl ist: Man versteht die Serie auch als Rap-Neuling. Sehen Sie hier eine Videorezension von Maresa Sedlmeir.

Undone (Amazon Prime)

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(Foto: © 2019 Amazon.com Inc.)

Was passiert: Der daseinsmüden Alma (Rosa Salazar) erscheint plötzlich ihr verstorbener Vater (Bob Odenkirk), zu Lebzeiten Professor für theoretische Physik. Er eröffnet seiner Tochter, dass sein Tod kein Unfall war, erzählt ihr von seiner Forschung an Zeitreisen und will sie trainieren, damit sie in die Vergangenheit reisen und den Mord an ihm verhindern kann. Vielleicht wird Alma aber auch einfach verrückt, das weiß keiner so genau. Heimlicher Held: Hisko Hulsing, Regisseur und als Künstler verantwortlich für die sepiastichige Graphic Novel-Optik der im Rotoskopie-Verfahren animierten Serie. Nicht geeignet für: Notorische Lebensbejaher und Menschen, denen beim Gedanken an die Rätsel des Universums tendenziell schwindelig wird. Almas Figur sucht in ihrem Zynismus und in ihrer Angst vor einem Standardleben nach Verständnis und die Science Fiction-Story fühlt sich manchmal unbehaglich echt an. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Annika Säuberlich.

Carnival Row (Amazon Prime)

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(Foto: Photo: Jan thijs)

Was passiert: In der fiktiven Stadt The Burgue, die an das viktorianische London erinnert, genauer gesagt in der "Carnival Row" leben Fabelwesen, die von den Menschen unterdrückt, verprügelt und misshandelt werden. Auch die Fee Vignette (Cara Delevigne) versucht sich dort durchzuschlagen. Eines Tages erfährt sie, dass ihre große Liebe Rycroft Philostrate (Orlando Bloom) - ein Mensch - noch am Leben ist. Der muss einen mysteriösen Fall lösen. Heimlicher Held: Die Drehbuchautoren, die sich solche Namen wie "Rycroft Philostrate" ausdenken. Das hätte Joanne K. Rowling nicht besser machen können. Nicht geeignet für: Leute, die Individualität schätzen. Carnival Row krallt sich nämlich alles, was in den letzten Jahren serientechnisch funktioniert hat - und mischt es dann munter durch. So ist die Serie Thriller, Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik, Fantasy und Horror zugleich. Aber eben auch nichts Eigenes. Sehen Sie hier eine Videorezension von Maresa Sedlmeir.

The Spy (Netflix)

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(Foto: Axel Decis/Netflix)

Was passiert: Eli Cohen (Sascha Baron Cohen) wird in Israel zum Spion ausgebildet und nach Syrien geschickt. Dort findet er durch eine Mischung aus Anbiederung und Cleverness schnell Anschluss bei den Offiziellen des syrischen Militärs. Die Informationen, die er bekommt, leitet er an den israelischen Geheimdienst weiter, der so militärischen Vorteil hat. Heimlicher Held: Ist der gar nicht mal so heimliche Titelheld. Den Comedian Sascha Baron Cohen in einer ernsten Rolle zu sehen ist nur in den ersten paar Minuten seltsam, weil man denkt er würde gleich einen Witz machen. Das passiert aber nicht, was die Serie fast noch spannender macht. Nicht geeignet für: Borat-Fans. Mit dem hat Baron Cohens Figur in The Spy nämlich nur noch den Schnauzer gemein. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Maresa Sedlmeir.

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