"Seriös":Endlich eine Talkshow über Serien

SERIöS âÄ" Das Serienquartett

Gucken gern: Kurt Krömer, Annie Hoffmann, Annette Hess und Ralf Husmann (von links).

(Foto: WDR)

"Seriös - Das Serienquartett" fühlt sich an wie ein Abend mit Freunden. Das Konzept ähnelt natürlich dem "Literarischen Quartett" - völlig zu Recht, schließlich ist längst klar, dass Serien auch Kunst sind.

Von Elisa Britzelmeier

Serien sind Kunst. Zack, hingeschrieben, jetzt steht das hier in diesem Artikel. Ganz schön einfach, dabei diskutieren doch seit Jahrhunderten Forscherinnen und Kritiker darüber, was Kunst überhaupt ist. Eine Definition aber lautet schlicht: Kunst ist dann Kunst, wenn man sich darauf einigt, dass es Kunst ist. Und entsprechend darüber spricht. Was Fernsehserien angeht, dürfte das mit der Kunst also beschlossene Sache sein. Als "Romane von heute" werden Serien schon seit Jahren bezeichnet, weil sie eine Erzählung über weite Strecken tragen, weil sie Tiefe und komplexe Charaktere schaffen können.

Serien als Literatur, als Kunst zu sehen, das schreibt ihnen nicht nur einen hohen kulturellen Wert zu, sondern auch eine gesellschaftliche Funktion als Grundlage für den öffentlichen Diskurs. Serien sind Gegenstand literaturwissenschaftlicher Arbeiten, wie Erzählungen, Dramen und Lyrik eben auch. Serien werden rezensiert und zuletzt vor allem in zahlreichen Podcasts besprochen. Die haben Titel wie Die Schaulustigen, Bingenweisheiten oder, ernsthaft, Seriesly.

Was da noch fehlte? Eine Talkshow über Serien. Nun aber startet Seriös - das Serienquartett, und die gewollte Nähe zum Literarischen Quartett ist schon im Titel klar.

Es fühlt sich ein bisschen so an, wie mit nerdigen Freunden in der Küche zu versumpfen

Analog zum Literatur-Vorbild sitzen vier Menschen zusammen - der Komiker Kurt Krömer, die Drehbuchautoren Annette Hess (Weissensee) und Ralf Husmann (Stromberg) sowie die Moderatorin Annie Hoffmann. Jeder bringt eine Serie mit - alt oder neu -, dann wird gelobt, gefachsimpelt und gelästert. In der ersten Folge sind die Krimiserie Der Pass, die Comedy The end of the fucking world, die Mockumentary Derek und die Medienintrigenserie Succession dran.

Sofort wird klar: Die Sendung ist für Insider. Schon der Vorspann ist eine Anspielung auf das Intro der Urserie The Sopranos, dieselbe Musik, die gleichen Schnitte, nur dass hier durch Köln gefahren wird statt an New York vorbei nach New Jersey. Danach fühlt sich das Ganze an, als würde man bei einer WG-Feier mit Freunden in der Küche versumpfen. Mal sind sie sich einig, mal überhaupt nicht, aber richtig streiten muss sich deswegen keiner. Zu den Serien werden die Trailer gezeigt. Die vom Literarischen Quartett tun sich mit solchen Effekten naturgemäß schwerer.

So richtig eingespielt wirkt der Ablauf in der ersten vorab gesichteten Folge noch nicht, aber am schönsten wird es sowieso, wenn sich die Vier von der vorgegebenen Struktur lösen, plötzlich über Game of Thrones oder Babylon Berlin reden und dann ausführlich über die Langsamkeit und Bedienerunfreundlichkeit von Sky Ticket lästern und damit sicherlich einigen Zuschauern aus dem Herzen sprechen. Wenn dann die Serienmacherin Hess Sätze sagt wie "Ekel wird zu wenig verwendet in Serien, in der Kunst generell", dann ist das im Grunde auch nichts anderes als eine poetologische Schrift. Sprechen über Kunst also. Bleibt noch eine Hoffnung für kommende Folgen: dass es einen neuen Vorspann gibt, um jedes Mal einem anderen Stück Kanon zu huldigen.

Seriös - Das Serienquartett. One, Freitag, 21 Uhr.

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