Süddeutsche Zeitung

Serien-Remake:Machtspiele

"Der Name der Rose" besticht durch grandiose Aufnahmen und eine geheimnisvolle mittelalterliche Atmosphäre.

Von Susan Jörges

Ein abgeschiedenes Kloster in den Bergen, Benediktinermönche beten und arbeiten hier nach ihren Ordensregeln und führen ein einfaches Leben. Doch das ist nur der Anschein: Ein Abt wird grausam entstellt unterhalb des Klosterturms gefunden. Das zweite Opfer steckt kopfüber in einem mit Schweineblut gefüllten Fass. Mönche, die Zungen und Finger blau, liegen vergiftet vor den Klostermauern. Christlich ist hier höchstens der gregorianische Gesang.

Man kennt diese Bilder aus Jean-Jacques Annauds spektakulärer Verfilmung von Umberto Ecos Historiendrama Der Name der Rose mit Sean Connery in der Hauptrolle. Allein in Deutschland sahen den Film 1986 rund sechs Millionen Menschen im Kino. Nun zeigt Sky eine Serien-Adaption als deutsche TV-Premiere.

Die Drehbuchautoren Andrea Porporati und Nigel Williams orientieren sich eng am Roman, aus dem sie mehr Handlungsstränge übernehmen können als Annauds Film. Dadurch gibt die Serie dem historischen Kontext der Mordfälle breiteren Raum: Das Mittelalter neigt sich dem Ende zu, Volk und Kirche sind zerstritten, das heliozentrische Weltbild gewinnt an Bedeutung, die Macht des Vatikans schwindet. 1327 findet ein geheimes Konzil des Vatikans in den Mauern des Benediktinerklosters statt. Der Franziskanermönch William von Baskerville (John Turturro) soll als Vermittler zwischen der katholischen Kirche und seinem Orden wirken und eine Eskalation des Konflikts verhindern.

Kurz nach seiner Ankunft werden in kurzen Abständen Ordensbrüder tot aufgefunden. Während die Benediktiner den Teufel am Werk sehen und die biblische Apokalypse erwarten, glaubt William nicht an das Wirken höherer Mächte. Stets an seiner Seite ist der wissbegierige Novize Adson von Melk (Damian Hardung). Die beiden geraten immer stärker zwischen alle Fronten; William wird als Kritiker des Papstes schließlich zum Gejagten des Inquisitors Bernardo Gui (Rupert Everett).

Neben elementaren Machtfragen thematisieren die acht je 50-minütigen Folgen zusätzlich Schicksale und Probleme der Menschen im Mittelalter: die Verwahrlosung des Volkes, eine übermächtige Kirche, ausufernden Reichtum und bittere Armut. Auch zwei Frauenschicksale werden beleuchtet: Eine Nomadin nimmt Rache am frauenverachtenden Inquisitor, eine heimatlose Waldbewohnerin sucht Nähe bei Adson, an den sie ihr Herz verloren hat.

Die drei Jahrzehnte zwischen Film und Serienproduktion machen sich insbesondere auf technischer Ebene bemerkbar. Der Film hatte mit Connery, dem jungen Christian Slater als Novizen und F. Murray Abraham als Bernardo Gui eine grandiose Besetzung und mit Kloster Eberbach als Schauplatz viel zu bieten. Die Serie glänzt auch dank Produktionskosten in Höhe von 26 Millionen Euro durch grandiose Aufnahmen und eine geheimnisvolle mittelalterliche Atmosphäre. Die Erstausstrahlung der deutsch-italienischen Koproduktion der Tele München Gruppe war in Italien ein großer Quotenerfolg.

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Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir fälschlicherweise die Rolle des Bernardo Gui im Kinofilm von 1986 Ben Kingsley zugeschrieben. Richtig ist, dass F. Murray Abraham die Rolle des Gegenspielers von William von Baskerville verkörperte.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2019/cat
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