Diese Serie ist nichts für Zimperliche, das wird schnell klar. Den Anfang macht eine in der Kanalisation gefundene Leiche, deren Bauchdecke mehrfach aufgeschlitzt wurde. Es stellt sich heraus: Die Wunden ähneln denen, die die einst aufstrebende Journalistin Kirby Mazrachi (Elisabeth Moss) von einem Angriff vor Jahren davongetragen hat. Inzwischen arbeitet Kirby unter neuem Namen im Archiv der Zeitung. Zusammen mit dem Reporter Dan Velazquez (Wagner Moura) macht sie sich daran, den mutmaßlichen Serienmörder zu finden, der es einst auch auf sie abgesehen hatte.
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Shining Girls spielt in einem regengrauen Chicago der frühen Neunzigerjahre. Die Computer sind kastenförmig, die Hemden weit. Was sich zunächst anlässt wie die Aufarbeitung eines blutrünstigen Cold Case, entwickelt sich schnell zum Psychothriller mit Inception-Anklängen: Seit dem Angriff hat Kirby mit Erinnerungslücken und vermeintlichen Halluzinationen zu kämpfen, manchmal erinnert sie sich nicht einmal an ihren Ehemann. Der Killer entpuppt sich als Zeitreisender, der seine Opfer über Jahre stalkt, ersten Kontakt zu ihm hatte Kirby schon als Kind. "Er ist niemand, er ist jeder, er ist alle gleichzeitig", sagt sie irgendwann über ihren Angreifer. Die Mördersuche wird zur Jagd auf verschiedenen Zeitebenen.
Fast noch schauriger als all die blutigen Leichen sind die kleinen, unheimlichen Details
In der Nacherzählung mag das alles etwas abstrus klingen, beim Zuschauen funktioniert es. Das liegt auch an der exzellenten Besetzung. Elisabeth Moss spielt ihre Kirby wunderbar trocken und abgeklärt. Jamie Bell, der ehemalige Kinderstar aus Billie Elliot, macht aus dem Mörder einen unberechenbaren Täter, der in Sekunden zwischen Charisma und Tiefkühltruhenkälte hin- und herwechselt. Der Plot von Shining Girls basiert auf dem gleichnamigen Bestseller der südafrikanischen Autorin Lauren Beukes. Mitproduziert hat die Serie Leonardo DiCaprios Firma Appian Way. Ein in vielerlei Hinsicht hochkarätiges Projekt also.
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Das Ganze ist sorgfältig inszeniert. Fast noch schauriger als all die blutigen Leichen sind die kleinen, unheimlichen Details: Wenn in Kirbys Wohnung auf einmal ein fremder Mann sitzt, weil sie sich vermeintlich in der Tür geirrt hat. Wenn Reporter Dan plötzlich eine unbekannte Kassette in seinem Autoradio entdeckt. Oder die Bücher in seinem Regal falsch herum stehen.
Zum gemütlichen Wegbingen eignet sich diese Serie nur bedingt. Das liegt nicht nur an den vielen heftigen Szenen, sondern auch den komplexen Zeitebenen. Warum hat Kirby von einem auf den anderen Moment längere Haare? Warum hat sie mal einen Hund als Haustier, mal eine Katze? Und was hat es mit dem sonderbaren alten Haus auf sich, in dem der Mörder offenbar wohnt? Auch wenn man hin und wieder den Impuls verspürt zurückzuspulen und die Auflösung am Ende vielleicht eine Spur zu kreativ gerät: Spannend ist diese Serie allemal, und sie lohnt sich für die wirklich großartigen Schauspielerinnen und Schauspieler.
Shining Girls , auf Apple+.
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