Fernsehen und Streaming:Das sind die Serien des Monats

Helen Mirren hat als "Catherine the Great" trotz Intrigen am Hof noch Zeit für jede Menge Liebhaber. Und "Modern Love" überzeugt da, wo die Liebe nicht kitschig, sondern mühsam daherkommt.

Aus der SZ-Redaktion

Departure (UniversalTV)

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(Foto: Universal TV)

Was passiert: Mitten über dem Nordatlantik verschwindet ein Passagierflugzeug, Flug 716 von New York nach London, 256 Menschen an Bord. Untersucht werden soll der rätselhafte Fall von der Luftfahrtexpertin Kendra Malley (Archie Panjabi). Was klingt wie der Ausgangspunkt für einen Mystery-Plot nach dem Vorbild von Lost, wird in der kanadisch-britischen Miniserie aber unerwartet faktenbasiert verhandelt. Erzählt wird die Jagd nach den Ursachen des Absturzes als klassischer Krimi: mit einem Ermittlerteam, das zahlreichen Spuren folgt und Motiven nachspürt, das im Fachjargon spricht und unermüdlich an Satellitendaten herumrechnet. Heimlicher Held: Claire Forlani als aalglatte MI5-Agentin, die sich bald mit politischer Agenda in die Untersuchungen einmischt - und mithilfe deren Figur die Serie unterschwellig von einem Europa erzählt, in dem der Brexit scheinbar längst vollzogen ist. Nicht geeignet für: Menschen, die an Krimis vor allem den psychologischen Zugriff auf die Charaktere schätzen - Ängste, Abgründe, Beziehungen. Und Menschen mit Flugangst natürlich. Lesen Sie hier die ausführliche Kritik von Annett Scheffel.

Catherine the Great (Sky)

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(Foto: Die Verwendung ist nur bei redak)

Was passiert: 1762 lässt Katharina die Große (Helen Mirren) ihren Ehemann aus dem Weg räumen und ist fortan Herrscherin über Russland. Angetrieben von progressiven Idealen ist sie bald vor allem mit Machterhalt beschäftigt, sägen doch intrigante Minister genauso an ihrem Thron wie der eigene Sohn. Zeit für jede Menge Liebhaber und eine nicht unkomplizierte Beziehung zum Fürsten Potjomkin (Jason Clarke) bleibt trotzdem. Heimlicher Held: Wie so oft die wunderbare Gina McKee (zuletzt zu sehen in "The Bodyguard"). Zu schade, dass sie als engste Vertraute der Zarin eigentlich nur in der ersten der vier Folgen wirklich präsent ist und ansonsten zugunsten der Männer in den Hintergrund treten muss. Nicht geeignet für: Historiker und solche die es werden wollen. Historische Genauigkeit wird im Drehbuch genauso klein geschrieben wie Subtilität. Aber weil Mirren in der Titelrolle zu großer Form aufläuft, ist die Serie trotzdem sehenswert. Lesen Sie hier die ausführliche Kritik von Patrick Heidmann.

Fett und Fett (ZDF)

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(Foto: ZDF und Johannes Brugger)

Was passiert: Jaksch (Jakob Schreier) ist ein moderner Monaco Franze mit deutlich weniger Glück bei Frauen. Den Tag verbringt er meistens mit "rumsandeln" (bayerisch für chillen, relaxen, abhängen) im schönen München. Und wenn er seine Sandelei mal unterbrechen will, geht das nie gut. Heimlicher Held: Matthias Lilienthal als Intendant. Und die Isar. Nicht geeignet für: Schauspielenthusiasten. Bei Fett und Fett sind viele Schauspieler dabei, die eigentlich gar keine sind - aber das macht auch den Charme der Serie aus. Sie ist ein Freundesprojekt; die Idee ist bei Wurst und Bier in der Transsibirischen Eisenbahn entstanden. Die Regisseurin Chiara Grabmayr und der Drehbuchautor / Hauptdarsteller Jakob Schreier sind mit der Handkamera (Johannes Brugger) durch München und haben die Folgen dann auf Vimeo hochgeladen. Das ZDF ist darauf aufmerksam geworden und hat jetzt die Produktion der zweiten Staffel - offiziell die erste- unterstützt. Der "Freunde-drehen-da-mal-was"-Charakter ist aber erhalten geblieben. Lesen Sie hier die ausführliche Kritik von Maresa Sedlmeir.

Modern Love (Amazon)

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(Foto: dpa)

Was passiert: Erste Flirts, verpatzte Dates, quälend schweigsame Paartherapiesitzungen. Modern Love basiert auf der gleichnamigen New-York-Times-Kolumne und untersucht wie sie in jeder Folge eine neue Facette des Liebes-Zeitgeistes. Nur dass hier die Liebeskranken eben aussehen wie Dev Patel oder Anne Hathaway und in so schicken Apartments wohnen, dass man vor Neid fast zergeht. Heimlicher Star: Die Stadt New York, in ihrem ganzen Glanz und Wahnsinn. Wäre Modern Love in schwarz-weiß und hätte ein paar mehr jüdische Intellektuelle in schlechtsitzenden Sakkos zu bieten, man könnte sich in einem frühen Woody-Allen-Film wähnen. Nicht geeignet für: Zyniker. Die Happy-End-Rate ist hoch bei dieser Anthologieserie und der Kitschfaktor mitunter auch. Ein paar Episoden gibt es aber, die die Balance zwischen Nüchternheit und Rührung ganz wunderbar halten. Lesen Sie hier die ausführliche Kritik von Luise Checchin.

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