Süddeutsche Zeitung

Serien des Monats März:Die Affen sind los

Lesezeit: 2 min

Elvis Presleys Haustier schießt sich ins All, Sylvester Stallone wird als Mafioso in die Provinz verjagt, außerdem Frauen an der Weltmacht: die Empfehlungen des Monats.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Und draußen die Nacht

Was passiert: Italien 1978. Seit einem Jahrzehnt sehen die Italiener, wie die politische und ideologische Auseinandersetzung eskaliert. Der Höhepunkt: Die Roten Brigaden entführen den ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro. Die Serie erzählt von den 55 Tagen bis zu dessen Ermordung aus vier verschiedenen Perspektiven - ein Bild voll feiner Graustufen von Staat und Gesellschaft.

Heimlicher Star: Daniela Marra, der als junge Terroristin Adriana Faranda Zweifel an der Richtigkeit ihres Handelns kommen und die im entführten Moro mehr sieht als nur den Repräsentanten eines verhassten Systems.

Nicht geeignet für: Alle, die rasante Entführungs-Thriller erwarten. Der Fokus liegt auf den Charakteren und der gesellschaftlichen Stimmung. Philipp Riessenberger

Sechs Folgen, in der Arte-Mediathek.

Agent Elvis

Was passiert: Elvis Presley, also der King, geht auf Verbrecherjagd und befreit Drogenpapst Timothy Leary. Er vermasselt Stanley Kubrick fast die gefakte Mondlandung und macht sich, mit stahlblauem Blick, auf zur Ranch der Manson Family. Und dann schießt sich auch noch sein Affe ins All. Das ist zwar alles erfunden, andererseits hatte Elvis tatsächlich eine FBI-Marke, und Gattin Priscilla spricht sich hier sogar selbst. Wüste Trickserie, mit Elvis als Actionheld, der für immer jung bleibt - und gertenschlank.

Heimlicher Star: Matthew McConaughey, den man zwar nicht sehen, aber hören kann.

Nicht geeignet für: Verschwörungstheoretiker und andere Leichtgläubige. Susan Vahabzadeh

Zehn Folgen, auf Netflix.

Blackwater

Was passiert: Ein mysteriöser Doppelmord in der Mittsommernacht 1973 bleibt 20 Jahre lang ungeklärt. Bis Annie (Pernilla August) glaubt, den Mörder im neuen Freund ihrer Tochter wiederzuerkennen. Parallel zur Gegenwart 1991 werden die Geschehnisse aus jener Mittsommernacht aufgerollt. Dabei könnte hinter jeder Familienfehde und jedem Eifersuchtsdrama ein Motiv für die Tat stecken. So bleibt bis zur letzten Folge unklar, wer den Mord begangen hat. Ein ungewöhnlich stiller, aber packender Krimi mit erstklassigem Retro-Feeling.

Heimlicher Star: Der herrliche Rolf Lassgård, bekannt aus "Wallander" und "Ein Mann namens Ove", spielt den charismatischen Birger.

Nicht geeignet für: Menschen, die bei Krimis ohne dauerhaften Nervenkitzel auf dem Sofa einschlafen. Johanna Müller

Sechs Folgen, in der ARD-Mediathek.

Tulsa King

Was passiert: Der Mafia-Capo Dwight Manfredi (Sylvester Stallone) kommt nach 25 Jahren aus dem Gefängnis. Doch für sein Schweigen wird er von den New Yorker Kollegen nicht etwa belohnt, sondern verjagt, nach Tulsa, Oklahoma. Das führt zu den erwartbaren Konflikten, aber auch zu viel Komik, wenn er wie ein Großstadt-Rambo durch die Provinz walzt.

Heimlicher Star: Neben Sylvester Stallone ist kaum weiterer Star-Platz, aber Martin Starr, der den Betreiber eines Kiffer-Ladens spielt, ist der perfekte Konterpart.

Nicht geeignet für: Menschen, die episch auserzählte Nebenstränge für ein Muss bei Serien halten. Und alle, die Stallone nicht mögen. David Pfeifer

Neun Folgen, bei Paramount+.

Die Gabe

Was passiert: Auf der ganzen Welt entwickeln Teenager-Mädchen ein neues Organ, mit dem sie wie Zitterale Elektroschocks verteilen können - auch tödliche. Das kehrt flugs die Machtverhältnisse um, die Frauen werden zum starken Geschlecht. Einfach nur hübsch utopisch ist das in dieser actionreichen Romanverfilmung nicht. Denn mit der Revolution geht all das einher, was man von der Männerherrschaft kennt: Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit. Trotzdem: Für das Gefühl der ungekannten Selbstermächtigung lohnt sich der Sci-Fi-Spaß unbedingt.

Heimlicher Star: In dem Kloster, das die zukünftige religiöse Führerin Ave aufnimmt, lebt eine Transfrau als Nonne. Sie profitiert zwar nicht von der Elektrorevolution, macht den großen Wandel aber dankbar mit.

Nicht geeignet für: Freunde "harter" Science-Fiction, die für alles wasserdichte naturwissenschaftliche Erklärungen wollen. Kathleen Hildebrand

Neun Folgen, auf Amazon Prime.

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