Süddeutsche Zeitung

Serien des Monats Januar:Der Mann gegen Depressionen

Lesezeit: 3 min

Harrison Ford als unprofessioneller Psychiater, ziemlich fiese Pilze und ein Fußballer im Knast. Die Empfehlungen der Redaktion.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Shrinking

Was passiert: Auch Psychiater - in Amerika gern shrinks genannt - sind therapiebedürftig, zum Beispiel Jason Segel und Harrison Ford, und lassen dann schon mal ihre professionellen Regeln außer Acht. Ford hat einen starken selbst erprobten Fünfzehn-Minuten-Musik-Tipp bei Depressionen.

Heimlicher Star: Eine ganze Reihe von Patienten mit verzwickten Problemen und ungewöhnlichen Ticks, an der Spitze Heidi Gardner, eine junge Frau, die Freiheit neu erlebt und doch immer für eine Überraschung gut ist.

Nicht geeignet für: Alle, die sich schon für den neuen "Indiana Jones" rüsten, der dieses Jahr in den Kinos startet und in dem Harrison Ford, mit achtzig, den Ruf des Schicksals hört. Fritz Göttler

Zehn Folgen, Apple+.

Der Wahlkämpfer

Was passiert: Nachdem er durch einen Internetclip unverhoffte Bekanntheit erlangt hat, möchte Stéphane Blé (Jean-Pascal Zadi), Vorstadtkind und Hobbyrapper, der erste schwarze Präsident Frankreichs werden. Es beginnt ein Wahlkampf, der viel über das Land erzählt. Oder wie Stéphanes Frau (Fadily Camara) sagen würde: "Wir sind hier nicht in den USA, wir sind hier in Frankreich. Hier mag man die Schwarzen nur, wenn sie einen zum Lachen bringen, wenn sie den Weltmeistertitel heimbringen oder wenn sie Gospel singen."

Heimlicher Star: Komiker Éric Judor als Spin-Doktor, der Aimé Césaire und Frantz Fanon zitiert und für seinen Kandidaten Stimmen aus dem rechten Lager organisiert.

Nicht geeignet für: Verächter des gepflegten Klischees. Die Serie kommt nicht ohne Stereotype aus, aber das lässt sich verzeihen. Kathrin Müller-Lancé

Sechs Folgen, auf Netflix.

The Last of Us

Was passiert: Die Zivilisation bricht mal wieder zusammen, und die Menschen werden zu Zombies - diesmal aber nicht durch ein Virus, sondern durch parasitäre, ziemlich widerliche Pilze. Der überlebende Schwarzhändler Joel (Pedro Pascal) muss zwanzig Jahre später eine Reise durch postapokalyptische Ruinen antreten, wo nichts als Gefahren lauern.

Heimlicher Star: Bella Ramsey, die seine Reisebegleiterin Ellie spielt, von Joel nur unwirsch "Fracht" genannt. Mit Mut und Humor gewinnt sie sein - und unser - Herz.

Nicht geeignet für: Menschen mit Angst vor Pilzen oder vor zu viel Geballer. Die Serie ist die Adaption eines Playstation-Spiels. Tobias Kniebe

Neun Folgen, auf Sky und Wow.

Asbest

Was passiert: Der aufstrebende Fußballer Momo wird von seinen Cousins in einen Raubüberfall verwickelt und landet im Gefängnis. Da muss er sich, es geht ziemlich hart zu, schnell eine Überlebensstrategie aussuchen. In der genial besetzten Serie entscheidet sich, ob aus Momo überhaupt noch etwas anderes als ein Gangster werden kann.

Heimlicher Star: Momo Ramadan, der mit der Hauptfigur gleichnamige echte Sohn von Kida Khodr Ramadan, der in Asbest eine kleine Rolle als Drogenschmuggler hat. "Niemand kontrolliert einen Zehnjährigen."

Nicht geeignet für: Krimi-Fans, die Raub und Mord nur aus der Perspektive des Ermittlers ertragen. Aurelie von Blazekovic

Fünf Folgen, in der ARD-Mediathek .

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen

Was passiert: "Du musst deine Eltern ganz genau beobachten, sonst bist du verloren": Die 13-jährige Giovanna wird erwachsen und kommt dabei ihren Eltern und deren Geheimnissen auf die Spur. Nach der Romanvorlage von Elena Ferrante ist die Netflix-Adaption ähnlich düster - und hat zwei grandiose Hauptdarstellerinnen.

Heimlicher Star: Valeria Golino spielt Giovannas laute und ungestüme Tante Vittoria, die ihr zuallererst mal erklärt, dass das Leben erst mit genauso lautem und ungestümem Sex lebenswert ist.

Nicht geeignet für: Actionfans. Viele Szenen ziehen sich unnötig in die Länge. Carolin Gasteiger

Sechs Folgen, auf Netflix.

Bernie Madoff: Das Monster der Wall Street

Was passiert: Der Finanzmogul Bernard Madoff baut - im Windschatten legaler Aktivitäten - über Jahrzehnte ein gigantisches Betrugssystem auf, das in der Finanzkrise 2008 auffliegt. In vier Folgen beleuchtet die Dokuserie den größten Finanzbetrug der US-Geschichte, dem mehr als drei Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind.

Heimlicher Star: Der Finanzanalyst Harry Markopolos, der beeindruckend hartnäckig immer wieder Beweise für Madoffs Betrug an die Finanzaufsicht liefert.

Nicht geeignet für: Kapitalismuskritische Zeitgenossen, bei denen allein beim Gedanken an die Wall Street der Puls schon gefährlich hochgeht. Philipp Riessenberger

Vier Folgen, auf Netflix.

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