Serien-Comeback:"Twin Peaks" von A bis Z

"Die Eulen sind nicht, was sie scheinen": Für alle, die nacharbeiten müssen, das Wichtigste zur Serie von A wie Agent Cooper bis Z bis Zickzack.

Von Kathrin Hollmer

Agent Cooper: FBI Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) kommt für die Mordermittlungen im Fall Laura Palmer nach Twin Peaks. Cooper wirkt zunächst wie eine superglatte Frohnatur, immerhin mit einem Draht zum Übersinnlichen. Im Lauf der zweiten Staffel, nachdem der Mörder von Laura gefasst ist, holt ihn seine Vergangenheit ein.

Bob: Böser Geist und einer der gruseligsten Bösewichte der Serien- und Filmgeschichte. Auch Lauras Mörder war von ihm besessen. Dass Bob-Darsteller Frank Silva überhaupt bei Twin Peaks mitspielte, war Zufall. Er war als Set-Dekorateur in einer Szene aus Versehen im Spiegelbild zu sehen, woraufhin Lynch ihn den Dämon verkörpern ließ.

Cliffhanger: Die letzte Szene der zweiten Staffel ist einer der besten Cliffhanger - und einer der frustrierendsten Momente der Fernsehgeschichte: Bob hat die Kontrolle über Agent Cooper erlangt, was mit ihm passiert, blieb offen. Die Handlung der neuen Folgen soll abgeschlossen sein.

Double R Diner: Das Café ist der wichtigste Treffpunkt in Twin Peaks. Neben dem Polizeirevier und dem Casino und Bordell One Eyed Jack's ist es einer der wichtigsten Schauplätze der Serie und eines der bekanntesten Seriencafés überhaupt.

Eulen: "Die Eulen sind nicht, was sie scheinen" ist wohl der bekannteste, rätselhafte Hinweis, den Cooper während seiner Ermittlungen von übernatürlichen Wesen in Träumen und Visionen oder Stadtbewohnern mit Draht zum Jenseits bekommt.

Fire Walk With Me: Im Kinofilm Fire Walk With Me (1992) wurde die letzte Woche in Laura Palmers Leben und damit die Vorgeschichte zur Serie erzählt. Beim Filmfest in Cannes wurde der Film ausgebuht.

A slice of cherry pie is pictured at Twede's Cafe, the location of the Double R Diner in the 'Twin Peaks' television series in North Bend

K wie Kaffee und Kirschkuchen im D wie Double R Diner.

(Foto: Jason Redmond/Reuters)

Garmonbozia: Maisbrei, der er im Kinofilm garmonbozia genannt wird, aber schon in der Serie zu sehen ist. Unter anderem für Bob ist er eine Art Droge.

Holzscheit: Margaret Lanterman, genannt "Log Lady", ist eine der verschrobenen Figuren, für die Twin Peaks so geliebt wird, wie etwa der Polizist Andy, der weint, wenn er eine Leiche sieht. Die "Log Lady" trägt immer ein Holzscheit bei sich, mit dem sie spricht und das Agent Cooper Hinweise für seine Ermittlungen gibt.

I'll see you again in 25 years: In der letzten Folge der zweiten Staffel sagt Laura Palmer zu Agent Cooper, dass sie ihn in 25 Jahren wiedersehen wird. Lange rätselten Fans, ob das ein Hinweis auf eine Fortsetzung war, bis 2014 schließlich eine dritte Staffel angekündigt wurde, deren Handlung 25 Jahre später ansetzt, unter anderem mit Kyle MacLachlan als Agent Cooper und Sheryl Lee als Laura Palmer.

Jenseits: Ist es das Tor zum Jenseits, eine neue Dimension oder eine Traumwelt? Die Schwarze und Weiße Hütte, einerseits Ort böser und guter Macht, sind mystische Orte in den Wäldern von Twin Peaks.

Kaffee und Kirschkuchen: Agent Cooper schätzt die kleinen Dinge. Sein "a damn fine cup of coffee", das er raunt, wenn er an einer Tasse Kaffee nippt, ist Kult. Fast jeden Tag isst er Kirschkuchen im Double R Diner und im Polizeirevier vom täglich gigantischen Donut-Buffet. Die Bedeutung des Gebäcks wird spätestens in einem Teaser-Trailer zur neuen Staffel klar, in dem David Lynch in seiner Gastrolle als Agent Gordon Cole einen Donut isst.

Laura Palmer: Die beliebte Schülerin wird zu Beginn der Serie an einem Seeufer gefunden - vergewaltigt, ermordet und in eine Plastikfolie gewickelt. Nach ihrem Tod kommt heraus, dass die 17-Jährige in Drogengeschäfte verstrickt war und als Prostituierte gearbeitet hat. Lynch war von der Schauspielerin Sheryl Lee so begeistert, dass er sie Lauras Cousine und Doppelgängerin Maddy spielen ließ.

Musik: Die ätherische Titelmusik, "Falling" gesungen von Julee Cruise, gibt das Tempo der Serie vor. In fast drei Minuten Vorspann sind nur neun verschiedene Einstellungen zu sehen.

Natur: In Twin Peaks geht es nur vordergründig um den Mord an Laura Palmer. Beinahe jede Figur hat ein Geheimnis und ist in Affären, Drogengeschäfte, Betrügereien, Prostitution oder Mord verwickelt. In den Wäldern lauert eine übernatürliche Gefahr. Das Böse in der Provinz ist bis heute Dauerbrenner in Serien wie Wayward Pines, Fargo, Jordskott oder Top of the lake.

Ortsschild: Das Schild mit der Einwohnerzahl und der Aufschrift "Welcome to Twin Peaks" im Intro wirkt eher zynisch, wenn man bedenkt, was in der Stadt vor sich geht Natur. Zunächst sollte Twin Peaks 5 120 Einwohner haben, Lynch hat für mehr Relevanz noch eine Eins hinten dran gehängt.

Personalien: Twin-Peaks-Erfinder David Lynch hat nur bei ein paar der alten Folgen Regie geführt. In der neuen Staffel inszenierte er alle Folgen zusammen mit Mark Frost und ließ sich künstlerische Freiheit versichern. Lynch hatte als Coopers schwerhöriger Vorgesetzter Gordon Cole Gastauftritte in den ersten beiden Staffeln.

Quadrat: Die Bildsprache und Symbole in Twin Peaks sind oft geometrisch (Zickzack), auch das Symbol der Eule, das Cooper in die Schwarze Hütte führt, besteht aus einem Quadrat und Strichen. Als Kontrast dazu sind die Figuren und Drehorte nie perfekt, teilweise fast schäbig und dadurch realistischer als vieles, was Anfang der Neunziger im Fernsehen lief.

Rückwärts: Im Vorzimmer zur Schwarzen und Weißen Hütte (Vorhänge) sprechen alle außer Cooper in einer verzerrten Fantasiesprache. Für den Effekt sprachen die Darsteller ihre Texte rückwärts ein, was wiederum rückwärts abgespielt wurde.

Snoqualmie: Die Kleinstadt nahe Seattle im US-Bundesstaat Washington war die Kulisse für das fiktive Holzfällerstädtchen Twin Peaks.

Tempo: In den ersten zwei Staffeln erzählte jede Folge je einen Tag und eine Nacht. Bis dato war diese Art des Storytellings völlig neu, wie auch die kinoartige Inszenierung und horizontale Erzählweise.

Überforderung: Das kafkaeske Twin Peaks und sein Wimmelbild aus Hinweisen, Anspielungen und surrealen Symbolen, wird man wohl man nie ganz verstehen, auch weil Lynch immer noch mehr Figuren einführte und Nebenhandlungen bewusst ins Leere laufen ließ. Twin Peaks ist eine Mischung aus Seifenoper, Mystery, Horror und Krimi und persifliert die Fernsehgewohnheiten seiner Zeit, etwa mit der kitschigen Serie in der Serie Invitation to love.

Vorhänge: Die roten Vorhänge im Vorzimmer zur Schwarzen und Weißen Hütte tauchen, bevor Cooper diese Zwischenwelt betritt, auch schon in seinen Träumen und Visionen als Portal auf, durch das er mit den mystischen Gestalten aus dem Jenseits spricht, auch mit der toten Laura Palmer.

Whodunnit: Sogar Michail Gorbatschow soll bei George Bush angerufen haben, um zu erfahren, wer Laura Palmer getötet hat. Lynch und Frost wollten das Rätsel eigentlich nie auflösen. Über eine Staffel lang dauerte die Suche nach dem Mörder, bis der Sender sie zur Aufklärung drängte - woraufhin die Quote sank und die Serie abgesetzt wurde. In Deutschland lief Twin Peaks auf RTL plus, vorab spoilerte der Konkurrenzsender Sat 1 im Teletext den Mörder - sittenwidrig laut Hamburger Landgericht!

X-Files: Twin Peaks ist die Mutter aller Mystery-Serien und hatte Einfluss auf Akte X, Lost, Stranger Things oder Weinberg. Wie Agent Mulder aus Akte X hat auch Cooper einen Sinn fürs Übersinnliche und Mulder-Darsteller David Duchovny Gastauftritte in Twin Peaks.

Yeti: In Twin Peaks gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt (sogar außerirdische Botschaften). Ein Yeti aber kommt zumindest in den alten Folgen nicht vor.

Zickzack: Das Zickzack aus Lynchs Horrorfilm Eraserhead (1977) taucht als Muster im Boden des Vorzimmers zu den Hütten wieder auf.

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