Nach zwei Stunden mit Lou, Mel, Tati und Eve bleibt nur eine Frage: Wann kommt die dritte Staffel von Servus Baby? Die zweite Staffel ist aktuell abrufbar in den Mediatheken von ARD und BR, hat aber eben leider nur vier halbstündige Folgen. Erfahrene Serien-Binge-Watcherinnen snacken das wie einen Keks im Vorbeigehen weg. Fan-Frage an die Regisseurin Natalie Spinell also an dieser Stelle: Wann gibt's Nachschub?
Spinell hatte ursprünglich einen Pilotfilm als Abschlussarbeit an der Filmhochschule für Film und Fernsehen in München eingereicht. Der führte zur Mini-Serie Servus Baby, der Bayerische Rundfunk strahlte sie 2018 aus und bestellte gleich eine zweite Staffel. Und dann gab es für die heute 38-jährige Spinell den Bayerischen Fernsehpreis. Die Jury lobte in ihrer Begründung die präzise und hoch emotionale Erzählweise. Spinell erzähle nicht mit moralischem Zeigefinger, sondern mit Neugier, Lust und Humor: "Geschichtenerzählerinnen und Filmemacherinnen wie Natalie Spinell braucht diese Generation dringend."
Ist das im Jahr 2020 nicht himmelschreiend altbacken?
Grob gesagt ging es in der ersten Staffel um vier Frauen Anfang dreißig, die in München sich selbst, das Glück und die Liebe suchten - oder davor wegrannten. Die Freundinnen stürzten von einem Gefühlschaos ins nächste, die Serie war herrlich überdreht, witzig und überraschend. Für Zuagroaste, Neu-Münchner also, war sie zusätzlich ein Spaziergang an die schönsten Ecken der Stadt.
Die zweite Staffel knüpft daran an. Natürlich treffen sich die Freundinnen auf der MS Utting, dem ausrangierten Ausflugsdampfer auf der Eisenbahnbrücke, einer der zurzeit beliebtesten Locations Münchens. Lou (Josephine Ehlert) wird schwanger und muss sich zwischen zwei Männern entscheiden. Eve (Teresa Rizos) plant ihre Hochzeit, aber noch mehr ihren Nachwuchs. Und Tati (Xenia Tiling) ist als erste der vier Freundinnen schon Mutter geworden, hadert aber mit ihrer neuen Patchworkfamilie. Nur bei der Gynäkologin Mel (Genija Rykova) spielen Babys erst mal nur beruflich eine Rolle. Und vielleicht ist die Geschichte dieser toughen Figur auch darum ein bisschen stärker als die der anderen drei.
Das ist dann auch die Schwäche der zweiten Staffel: Babys. Während sich Staffel eins noch vor allem um die Partnersuche drehte, gibt es jetzt: Gespräche über Babys, Gedanken um Babys, Tränen wegen noch nicht geborener Babys. Ist es nicht im Jahr 2020 himmelschreiend altbacken, wenn bei nur einer Hauptdarstellerin das weitere Lebensglück nicht ausschließlich von Kindern abzuhängen scheint? Zwischendrin könnte man das Gefühl bekommen, dass die CSU am Drehbuch mitgeschrieben hat. Die bemerkenswerte Fixierung auf Mutterschaft macht die zweite Staffel leider ziemlich eindimensional.
Spinell hatte vor Serienstart im BR gesagt: "Die tickende Uhr ist leider einfach Teil unseres Körpers. Das konnten wir auch in der zweiten Staffel nicht vernachlässigen." Für sie als Filmemacherin sei "dieser Druck, der auf Frauen in ihren Dreißigern lastet, natürlich auch ein Geschenk, weil die Figuren dann automatisch etwas erleiden und erfüllen müssen". Befreien müssen sich Lou, Mel, Tati und Eve dann nur noch selbst. Aber vielleicht ja in der dritten Staffel.
Servus Baby, in der ARD-Mediathek und donnerstags im Bayerischen Fernsehen, 22.45 Uhr.