Süddeutsche Zeitung

Serie: Wozu noch Journalismus?:Digitale Neandertaler

Wie bisher kann es nicht weitergehen - Journalisten müssen über ihren Job nachdenken. Das machen nun namhafte Kollegen auf sueddeutsche.de.

Stephan Weichert und Leif Kramp

Schieben wir einmal alle Bedenken beiseite, hören auf zu zaudern und vergessen die Panikattacken der vergangenen Monate. Ignorieren wir also die Krise, die all das zu bedrohen scheint, wofür in Deutschland rund 50.000 hauptberufliche Journalisten stehen: professionelle Recherche, Aufbereitung und Vermittlung von Informationen. Stellen wir uns der Einfachheit halber vor, wir seien die Bewohner einer neuen Steinzeit, die mit der Erfindung des Internet begann: Gemessen daran, wie wenig die Potenziale der Netzkommunikation heute erst genutzt werden, sind Journalisten die Neandertaler der digitalen Ära.

Am liebsten würde der Journalismus so weitermachen wie bisher. Aber genau das ist der springende Punkt: Altbewährtes funktioniert immer schlechter, weder als Geschäftsmodell noch als Handwerk. Immer mehr Leser, Zuschauer, Hörer erwarten Neues neben den hergebrachten journalistischen Publikationen, Formaten und Darstellungen. Die Zukunft des Journalistenhandwerks verlangt nach neuen Strategien und Konzepten, vielleicht auch nach anderen Begrifflichkeiten. Was kann, was darf, was müssen Journalisten also heute sein, wenn sie das Bisherige hinter sich lassen? Und brauchen wir professionellen Journalismus überhaupt noch?

Die Qualitätspresse in den USA darbt

Not macht erfinderisch, hieß es in der Nachkriegszeit. Und wenn dieses Bonmot stimmt, muss der Erfindergeist in den USA derzeit quicklebendig sein - denn dort geht es der Medienbranche mit Abstand am dreckigsten: Etliche Regionalzeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen, seit 2007 mehr als 10.000 Redakteure sich nach einem anderen Job umschauen. Die Qualitätspresse darbt wie kaum anderswo in der Welt.

Aber in Nordamerika - das ist die positive Kehrseite des Medienwandels - sprießen auch kreative Pflänzchen. Dass auf eine Krise nicht zwingend die Apokalypse folgt, sondern durchaus etwas Neues, sogar Besseres gedeihen kann, beschrieb schon der österreichische Ökonom Joseph Alois Schumpeter mit dem fidelen Begriff der "schöpferischen Zerstörung".

Zeitungsverlage lechzen nach Ideen

Warum sich der Kapitalismustheoretiker sechs Jahrzehnte nach seinem Tod als hoffnungsfrohes Omen für eine verzweifelte Profession anbietet, lässt sich eindrucksvoll in seiner Wahlheimat beobachten: In den USA werkeln trotz wirtschaftlichen Gegenwind junge und erfahrene Journalisten gemeinsam und abgekoppelt von den großen Medienkonzernen am Journalismus von morgen - und zeigen keinerlei Bescheidenheit, den schwerfälligen Branchenriesen zu zeigen, welche Wege aus der Krise führen.

Was sich in den Metropolen New York, Los Angeles oder San Francisco abspielt, hat Signalwirkung - auch für den deutschen Nachrichtenmarkt. Insbesondere die Zeitungsverlage lechzen nach Ideen, wie sie die Zeitenwende bewerkstelligen sollen, ohne ihrem journalistischen Kerngeschäft zu schaden. Optimismus versprühen vor allem kleinere, unabhängige Initiativen, die sich außerhalb der starren Hierarchien der einstmals so potenten Unternehmen bilden.

Gehörige Portion Herzblut

Im Mittelpunkt steht das Internet - ein dynamisches Raum-Zeit-Kontinuum, das angepasste Arbeitsmittel und Berichtsformen erfordert. Um den Journalismus 'aus der Tiefe des Raums' neu zu gestalten - so der Konsens der Pioniere - ist ein Re-Set, ein Neuanfang alles bisher Üblichen nötig: Journalisten müssen in völlig anderen Kategorien, Systemen und Prozessen denken, mit denen sie unsere Gesellschaft neu erschließen - auch wenn es an manchen Stellen vielleicht weh tut.

Mit einer gehörigen Portion Herzblut und frischem Unternehmergeist wird an innovativen Modellen für einen besseren, weil transparenten, dialogischen Journalismus gearbeitet. Übergreifend lassen sich vier Entwicklungen erkennen, die den Beruf zu seinen Kernaufgaben im Dienste der digitalen Öffentlichkeiten zurückführen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Journalismus über Spenden finanziert werden kann.

Journalismus muss anwaltschaftlicher werden!

Guter Journalismus war noch nie besonders billig zu haben. Gebührengelder, Kleinanzeigen oder Werbung sicherten die finanzielle Grundlage, und wo das nicht ausreichte, entschlossen sich Verleger und TV-Unternehmer zur Quersubventionierung teurer Angebote und Recherchen über leichtgängigere, breitenwirksame Titel und Sendungen. Das vielleicht größte Dilemma des Qualitätsjournalismus im Internet aber ist derzeit: Er soll nichts kosten!

Ein smarter 27-Jähriger aus San Francisco versucht derweil, die Nutzer vom Gegenteil zu überzeugen: Auf gerade mal 20 Quadratmetern hat David Cohn in seiner unaufgeräumten Studentenbude im hippen Mission District ein Projekt gestemmt, das ihn unverhofft zum Star in verunsicherten Medienkreisen gemacht hat. Mit Spot.Us gründete er eine Web-Plattform, auf der freie Reporter und Journalisten eigene Recherchepläne skizzieren, die von den Nutzern bezahlt werden, um ihre Story entsprechend umsetzen und veröffentlichen zu können.

Community Funded Reporting

Spendenfinanzierter Journalismus als Erfolgsmodell? Auf lokaler Ebene erwies sich Spot.Us zumindest als pragmatischer Ansatz im Vergleich zur gewachsenen Redaktion, im doppelten Sinn: Mit Einzelspenden von maximal 20 US-Dollar unterstützen Bürger nicht nur kommunale Recherchethemen, die ihnen wirklich am Herzen liegen, sondern füllen auch die Berichterstattungslücken, die den Sparzwängen bei Zeitungen, TV- und Radiosendern zum Opfer gefallen sind. Auch rücken Journalisten und ihr Publikum auf diese Weise näher zusammen.

Ob dem Modell des Community Funded Reporting (gemeindefinanzierte Berichterstattung) die Zukunft gehört, will auch Cohn nicht mit Sicherheit sagen. Aber einen Grund für die Identitätskrise der Branche glaubt der gelernte Medien- und Technikjournalist zu kennen: Journalismus habe die Bindung zu den Bürgern verloren und müsse sich deshalb neu erfinden: Ein Imagewechsel sei überfällig, fordert Cohn, während ihm seine graugestreifte Katze "Brooklyn" schnurrend ums Bein streicht.

Donate Talent!

Zu lange hätten die Leitwölfe der Profession darauf vertraut, dass sich Journalismus als Fertigprodukt vermarkten lasse - als Zeitung, als TV-Format oder als Radiosendung. Journalismus sei aber weitaus mehr als ein Warenerzeugnis, sondern vielmehr ein Vorgang, an dem sich nicht nur die Profis, sondern auch die Leser, Hörer und Zuschauer beteiligen sollten.

Cohn sieht das so genannte Crowdfunding aber nur als eine Lösung von vielen, das Publikum aktiv in die Entstehung journalistischer Inhalte einzubeziehen: Neuerdings ziert ein zweiter, rosafarbener Spenden-Button die angebotenen Geschichten bei Spot.Us: "Donate Talent" - Cohns Aufruf, es nicht nur bei reinen Geldüberweisungen zu belassen, sondern auch Begabung, Zeit und Engagement zu spenden. Das geht weit über das hinaus, was Bild und andere mit ihren "Leserreportern" kultivieren, die das Privatleben von Oliver Pocher und Halbpromis heimlich abfotografieren. Die Entwicklung, dass das Publikum eine tragende Rolle bei der Produktion von Medienangeboten spielen könnte, mag für einige Journalisten noch befremdlich klingen, sie ist aber unumkehrbar.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Ansätze von Bürgerjournalismus es gibt.

So dankt dem, der für Spot.Us-Recherchen spendet, der Chef persönlich: "Your contribution is a powerful gesture and will help us fund this investigation so we can make a difference through serious reporting", schreibt David Cohn, der die gesamte Buchhaltung für das Projekt in einer Holzschatulle aufbewahrt, die unscheinbar unter dem Schreibtisch klemmt. Mit derlei unorthodoxen Methoden schaffte er es allerdings bis in die New York Times, die einen Enthüllungsbericht der Reporterin Lindsey Hoshaw über Müllverklappung im Pazifischen Ozean veröffentlichte - und das Honorar im Voraus von Spot.Us-Nutzern zahlen ließ.

Journalismus muss bürgernäher werden!

Etwas Ähnliches hatte auch Robert Rosenthal im Sinn, der seit über zwei Jahren in der Universitätsstadt Berkeley daran arbeitet, einen Ort zu schaffen, an dem "Ideen gewürdigt werden", wie er sagt. Rosenthals ein-, aber unaufdringlicher Tonfall kommt nicht von ungefähr: Der ehemalige Auslandsreporter, der vier Jahrzehnte für einige der führenden Leitmedien Amerikas wie die New York Times, den Boston Globe und den Philadelphia Inquirer berichtete, entschied sich im Alter von fast 60 Jahren für einen beruflichen Neuanfang. Angesichts seiner bisherigen Verdienste - er hatte entscheidenden Anteil an der Enthüllung der Pentagon Papers, der Geheimakten des US-Verteidigungsministeriums über den Kriegseinsatz in Vietnam - hätte es dem vielfach ausgezeichneten Reporter so ziemlich egal sein können, ob nach ihm die publizistische Sintflut kommt.

Klaffende Löcher in der Berichterstattung flicken

Doch entschied sich der hemdsärmelige Zeitungsmann, aktiv gegen den personellen und finanziellen Rückbau kalifornischer Redaktionen vorzugehen und übernahm die Leitung des stiftungsfinanzierten Center for Investigative Reporting (CIR), einer verstaubten Non-Profit-Organisation, die sich seit 1977 weitgehend unbemerkt für die Förderung investigativer Recherchen einsetzt. Rosenthal krempelte den Verein von Grund auf um, gründete eine junge Redaktion aus kecken Hochschulabsolventen und startete ein eigenes Blog-Portal mit dem Ziel, ebenjene klaffenden Löcher in der Berichterstattung zu flicken, die von darbenden Qualitätszeitungen wie Los Angeles Times, San Francisco Chronicle, San Jose Mercury News offenkundig hinterlassen wurden.

Entstanden ist unter anderem der Watchblog California Watch, ein echtes Aushängeschild des Zentrums: Unter dem Slogan "bold new journalism", was soviel heißt wie "wagemutiger neuer Journalismus" decken Reporter Skandale und Missstände rund um Politik, Bildung, Wirtschaft, Umwelt, Gesundheit auf und animieren die Kalifornier zur öffentlichen Debatte. Ohnehin arbeiten die CIR-Blogger so bürgernah, wie irgend möglich: Nur selten ziehen sie sich in den neuen Sitz des CIRin der Center Street zurück, sondern recherchieren inmitten ihrer potenziellen Nutzerkreise, vernetzt über Hotspots in Cafés, Bibliotheken oder unter freiem Himmel. Die Reporter sind jederzeit ansprechbar - und im wahrsten Sinne des Wortes "hyperlokal".

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Journalismus muss entschleunigter werden!

Unweit der Wall Street in New York, also jenes Ortes, der zum Synonym von Misswirtschaft und Betrug wurde, hat Paul Steiger, der ehemalige Chefredakteur des Wall Street Journal, vor einiger Zeit sein neues Büro bezogen. Mit einer hochklassig ausgebildeten Mannschaft an Mitarbeitern hat das unabhängige Redaktionsbüro ProPublica seit seiner Gründung im Januar 2008 gleich eine ganze Reihe von Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, vor allem in Wirtschaft und Politik, enthüllt. Steigers Methode ist so simpel wie ungewöhnlich: Gesetzt wird auf Entschleunigung. Die Redakteure wenden sich ab von der schnellen Nachricht und hin zu zeit- und kostenintensiver Hintergrundberichterstattung.

Jungfräuliche Slow-Media-Bewegung

Während sich die Medienwelt immer schneller dreht und hektisch Nachrichten per Twitter, Blogs oder Facebook in alle Himmelsrichtungen verschleudert, steht ProPublica für die noch jungfräuliche "Slow Media"-Bewegung, die sich ähnlich wie die Slow-Food-Bewegung für den genussvollen, bewussten und nachhaltigen Konsum von Qualitätsangeboten im Medienbereich einsetzt.

Während die New York Times ein knappes Dutzend an Enthüllungsreportern beschäftigt, sind es bei ProPublica mehr als doppelt so viele. Über 1300 Journalisten bewarben sich auf die zunächst 27 Stellen, darunter zahlreiche erfahrene Redakteure und etliche Pulitzerpreisträger. Kein Wunder, denn versprochen wurden Arbeitsbedingungen, die dem Ideal sehr nahe kommen: Viel Zeit und Geld, um Ärgernissen akkurat und gründlich nachzugehen.

Zehn Millionen aus Stiftungsgeldern

Finanziert wird das ehrbare Anliegen aus Stiftungsgeldern. Zehn Millionen US-Dollar verschlingt die Redaktion jedes Jahr und zeigt damit, wie teuer guter Journalismus sein kann, aber vielleicht auch sein muss. So ist es eher Regel statt Ausnahme, dass sich Recherchen über Monate, mitunter ein Jahr lang hinziehen. Das Resultat gibt Steigers Konzept vom entschleunigten Journalismus Recht: Schon binnen weniger als zwei Jahren erschienen Beiträge von Pro Publica in fast allen namhaften Blättern und wichtigen TV-Magazinsendungen Amerikas.

Journalismus muss experimenteller werden!

Gleich mehrere amerikanische Hochschulen haben neuerdings Medienlabore eingerichtet, wo Professoren gemeinsam mit Studierenden neue journalistische Betätigungsfelder entwickeln und diese in Kooperation mit Partnern aus der Medienpraxis austesten. Antriebsfeder ist der Wunsch herauszufinden, wie Journalismus weiterhin seinen Status als Frühwarnsystem der Gesellschaft verteidigen kann. Weil tausende Schulabgänger in den Medien- und speziell den Journalismusbereich drängen und Medienberufe nach wie vor überaus populär sind, gehören die Hochschulen zu den Krisengewinnlern.

Die Bewerberzahlen der journalistischen Talentschmieden von Los Angeles bis New York belegen das. Und wo sich behäbige Nachrichtenorganisationen eher taub stellen und zuweilen zaghaft mit Formaten und Bezahlmodellen herumexperimentieren statt den intuitiven Lockrufen des Internet zu folgen, gelingt es Professoren wie Jeff Jarvis an der City University of New York, das Temperament seiner Studenten auf geschmeidige Web-Projekte zu projizieren. Auch deutsche Verleger wie Hubert Burda spitzen plötzlich die Ohren, wenn Guru Jarvis wie zuletzt auf der DLD-Konferenz in München von seiner Pionierarbeit mit Studenten berichtet.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Skepsis in den Redaktionen herrscht.

Blogger-Star und Huffington-Post-Intimus Jay Rosen wiederum gründete als Professor der benachbarten New York University vor rund einem Jahr den Sonderstudiengang Studio 20. Auch hier wird stark anwendungsorientiert und mit viel Enthusiasmus und Erfindergeist gearbeitet, wovon Medienhäuser wie etwa das Wirtschaftsmagazin Economist profitieren.

Und unter der Obhut von Geneva Overholser, ehemalige Ombudsfrau der Washington Post, werden an der Annenberg School of Journalism in Los Angeles studentische Projekte wie "Gone Gitmo" realisiert, eine Nachbildung des Militärgefängnisses Guantanamo auf Kuba in der virtuellen Umgebung der Internet-Plattform Second Life, die die Bedingungen im Straflager unter journalistischen Rechercheaspekten analysiert.

Aufbruch- statt Krisenstimmung

Diese Initiativen und Projekte zeigen: Die Zukunft des Journalismus liegt im Internet - aber sie hat viele Gesichter. Aufbruch- statt Krisenstimmung heißt das Motto der Stunde - zumindest in Amerika. Das gilt auch für das Berufsbild: Während einer aktuellen Umfrage der George Washington University zufolge dort schon 89 Prozent der Journalisten regelmäßig in Blogs recherchieren, 65 Prozent in Social Networks wie Facebook und über die Hälfte der rund 9.000 Befragten angab, den Kurzmitteilungsdienst Twitter für ihre tägliche Arbeit zu nutzen, herrscht in hiesigen Redaktionen weitgehend noch Skepsis gegenüber der digitalen Vermittlung und Recherche.

Erst seit Plattformen von Bloggern wie Pottblog, heddesheimblog oder Spreeblick auch in Deutschland den etablierten Medien unerwartet das Wasser abgraben, dämmert den Machern allmählich die Erkenntnis, dass die bewährten Instrumente alleine nicht mehr ausreichen, um bei den Nutzern mit professionellen Informationen zu punkten.

Journalismus ist weder Menschenrecht noch Naturgesetz

Mit "Wozu noch Journalismus?" schließt sueddeutsche.de an die erfolgreiche Interviewserie "Zeitenwechsel" an, in der internationale Medienexperten den wirtschaftlichen Wandel der Zeitung kommentierten. Intention dieser neuen Essay-Reihe ist es nicht, eine reine Feuilletondebatte zu führen, die im Nichts endet. Vielmehr wollen wir einen medienübergreifenden Diskurs anregen und danach fragen, was Journalismus heute noch leisten kann und muss, wenn er sich als Profession an der Aushandlung eines neuen Gesellschaftsvertrags beteiligen will.

Ohne versierte und zugleich vorbehaltlose Journalisten löst sich der Urgedanke der Presse in Nichts auf - und das schadet nicht nur den Kassen der Verleger, sondern auch unserer Demokratie. Allerdings ist Journalismus weder Menschenrecht noch Naturgesetz.

Wissenschaftler, Blogger, Publizisten

In den kommenden Wochen setzen sich daher namhafte Journalisten, Wissenschaftler, Blogger und Publizisten mit dem Wandel des Journalismus auseinander und nehmen dabei insbesondere die aktuelle Krisenstimmung in Deutschland in den Blick. Sie überlegen, wie neue Technologien und Mediennutzungsformen, aber auch veränderte ökonomische und medienpolitische Rahmenbedingungen - und nicht zuletzt ideologische, gesellschaftliche und psychologische Trends - das Handwerk und Geschäft des Journalismus umprägen, und wie er aus seiner jetzigen Starre erlöst werden kann.

Im Vordergrund stehen grundlegende Fragen wie: Wozu brauchen wir noch Journalismus? Wie kann journalistische Qualität aufrechterhalten werden, sich womöglich verbessern, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschlechtern? Was leistet das Netz? Andererseits liegt es vielen der Beiträger ebenfalls am Herzen, Ausblicke für einen kreativen Neuanfang zu wagen - in der Hoffnung, nicht das Schicksal der Neandertaler teilen zu müssen.

Stephan Weichert (36) ist Professor für Journalistik an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg, Leif Kramp (29) ist dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lecturer. Beide arbeiten als Medienberater für Zeitungsverlage, Verbände und Stiftungen. Sie waren 2008/ 2009 mehrere Monate in den USA, um die Folgen der Wirtschaftskrise für den Qualitätsjournalismus zu erforschen: Für ihre Studien befragten sie über 50 namhafte Vertreter aus Print- und Online-Journalismus, Verlagswesen und Medienforschung. Zuletzt haben sie gemeinsam mit Hans-Jürgen Jakobs den Band "Wozu noch Zeitungen? Wie das Internet die Presse revolutioniert" veröffentlicht (2009, Vandenhoeck & Ruprecht), der auf die erfolgreiche Interview-Serie "Zeitenwechsel" bei sueddeutsche.de zurückgeht.

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