Serie "The State":Im Reich des Terrors

Eine vierteilige britische Dramaserie gewährt Einblick in das Leben von Menschen, die ihr Leben in den Dienst des "Islamischen Staats" stellen.

Von Andreas Neukam

Irgendwann erschreckt es einen dann auch nicht mehr, wenn die Kinder fröhlich auf dem staubigen Boden herumtollen, Fußball spielen, mit einem abgetrennten menschlichen Kopf. Es ist nicht die einzige Schockszene in der vierteiligen britischen Dramaserie The State. Peter Kosminsky (Buch und Regie) zeigt zuvor Dutzende tote Säuglinge in einem zerbombten Krankenhaus, Frauen, die verkauft und vergewaltigt wurden und immer wieder Köpfe ohne Körper.

Mit dieser Brutalität sind jeweils zwei britische Frauen und Männer nun täglich konfrontiert. Vom IS angeworben, reisen sie ins Kriegsgebiet nach Syrien. Während Jalal (Sam Otto) und sein bester Freund Ziyaad (Ryan McKen) sich als Kämpfer in ein gefühltes Abenteuer ("Game on!") begeben, müssen die Frauen strengen Regeln gehorchen. Vor allem die Ärztin Shakira (Ony Uhiara) kommt damit von Anfang an nicht klar und versucht, sich fast jeder Unterdrückung zu widersetzen. Eine radikalisierte Frau stellt man sich anders vor.

Kosminsky erzählt diese Karrieren in zwei sich nur kurz treffenden Handlungssträngen, scheitert aber daran, die Denkweisen seiner Protagonisten nachvollziehbar zu machen. Barbarische Gewalttaten wie in The State waren durch IS-Propagandavideos auch schon in Europa angekommen. Wieso aber schließen sich Muslime der Terrormiliz an, wenn sie diese Brutalität zweifeln oder gar umdenken lässt?

Eine Antwort bleibt die Serie schuldig, obwohl Kosminsky durchaus vorhatte, verstehbar zu machen, "warum Männer und Frauen, die in unserer liberalen Demokratie geboren und aufgewachsen sind, ihre Leben in seinem Namen aufgeben". Zwischen arrangierten Ehen und Peitschenhieben für Frauen, die ohne "Beschützer" unterwegs sind, gewährt The State aber einen beeindruckenden, authentisch wirkenden Einblick ins Leben von Frauen im Reich der Terrormiliz.

The State, National Geographic, in Doppelfolgen, Folgen 3 und 4 kommenden Donnerstag, ab 21 Uhr.

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