Serie "SMILF":Es gibt ein Leben nach der Geburt

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Bridgette (Frankie Shaw) hat einen sehr niedlichen Sohn, aber seit zwei Jahren hatte sie keinen Sex mehr. Kein Wunder, ihr Bett teilt sie schließlich mit dem kleinen Lockenkopf Larry. (Foto: Mark Schafer/Showtime)

"SMILF" fängt da an, wo "Girls" aufhört: Die Hauptfigur der neuen Serie ist allein erziehende Mutter - und betreibt ihren Feminismus auch durch schamfreie Selbstentblößung.

Von Katharina Riehl

Die sechste und letzte Staffel der fantastischen Serie Girls läuft in dieser Woche mitten in der Nacht beim öffentlich-rechtlichen Digitalsender ZDF Neo, die letzte Folge wurde für diesen Freitagmorgen auf 3.15 Uhr terminiert, was man nur schwer als Liebesbekenntnis der Programmplaner werten kann. Wer vor dem Finale eingeschlafen ist und noch nicht weiß, wie es ausgeht, sollte die nächsten Zeilen wegen der Spoilergefahr überspringen, denn man kann kaum über die neue Serie SMILF (kurz für: single mom I'd like to fuck) schreiben, ohne zu erwähnen, dass die Girls-Hauptfigur Hannah am Ende der Serie ein Kind bekommt. Hannah Horvath beendet ihre Geschichte als Single Mom.

Die Serie Girls, erfunden von Lena Dunham, galt Anfang des Jahrzehnts als der beste, klügste und vor allem lustigste Beitrag zur feministischen Popkultur. Zehn Jahre nach dem Ende von Sex and the City brachte Dunham beim selben Sender ein weitgehend glamourfreies Frauenbild auf den Bildschirm und scheute sich nie, das menschlich Unperfekte anhand ihres eigenen Körpers nachzuweisen. Das Ziel der Frauen in Sex and the City war stets die (sehr schwierige) Auswahl des richtigen Ehepartners gewesen; Girls zeigte eine Generation von Frauen, denen es schon schwerfiel, überhaupt ein Ziel zu finden.

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Jetzt also kommt SMILF, diesmal produziert für den US-Sender Showtime, sie beruht auf einem Kurzfilm, der vor zwei Jahren beim Sundance Festival ausgezeichnet wurde und schon damals als Beleg dafür verstanden wurde, dass sich mediale weibliche Rollenbilder zu ändern beginnen. Während Sex and the City noch als Beispiel dafür galt, dass Männer (in diesem Fall Serienmacher Darren Star) mit weiblicher sexueller Offenherzigkeit Geld verdienen, ist Frankie Shaw Teil einer neuen Generation von Filmemacherinnen. Frankie Shaw hat SMILF geschrieben und inszeniert und spielt selbst die Hauptrolle so wie Lena Dunham in ihrer Serie Girls.

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Im Gegensatz zu Hannah Horvath allerdings ist Frankie Shaws Figur Bridgette schon zur Beginn der Serie Mutter und in Sachen Desillusionierung bereits einen großen Schritt weiter. Ihr Sohn Larry ist zwei Jahre alt und wahnsinnig niedlich, aber die beiden haben kein Geld. Sie wohnen zu zweit in einer sehr übersichtlichen Einzimmerwohnung, sie teilen sich ein Bett - und Bridgette hatte seit Larrys Geburt keinen Sex mehr. Larrys Vater ist trockener Alkoholiker, der zwar regelmäßig vorbeischaut, aber dann auch gerne wieder geht. Bridgette und Larry aber auf sich gestellt, und auf Bridgettes Mutter Tutu (Rosie O'Donnell), die ähnlich betreuungsintensiv ist wie der zweijährige Junge. Ihr Geld verdient Bridgette als Nachhilfelehrerin in einer sehr reichen Familie, wo der Boden zwar besser geputzt ist als bei ihr, das Leben aber auch nicht schöner. Frankie Shaw erzählt das alles in sehr lustigen und sehr deprimierenden Szenen, in denen Vibratoren, Kakerlaken und Unmengen von Süßigkeiten eine Rolle spielen.

Nach ihrem Preis beim Sundance-Festival sprach Frankie Shaw in der New York Times über das Frauenbild ihres Films und der Serie, die sie daraus nun machen wollte. Es sei immer so gewesen, so Shaw, dass weibliche Sexualität im Film aus männlicher Perspektive betrachtet worden sei, sogar dann, wenn vorgeblich die Geschichte einer Frau erzählt wird. Es fühle sich an wie eine Verschiebung, als würden Frauen die Dinge nun selbst in die Hand nehmen. "Ich darf nun sagen, dass der Sex nicht vorbei ist, bis ich einen Orgasmus hatte."

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Wie Lena Dunham in Girls betreibt Frankie Shaw ihren Feminismus durch schamfreie Selbstentblößung. In Folge eins sorgt sie sich nach zwei Jahren totaler Enthaltsamkeit um den Durchmesser ihrer Vagina, am Ende lädt sie einen dicklichen alten Bekannten in ihre sehr dreckige Wohnung ein, damit dieser das für sie überprüfe. Als er die kleinen Füße von Larry unter der Wolldecke entdeckt, unter der Bridgette ihr Kind vor dem potenziellen Liebhaber versteckt hat, nimmt er Reißaus. Und Bridgette bleibt Single.

SMILF , Sky Atlantic, freitags, 20.15 Uhr.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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