Serie "Outcast":Dämonen statt Zombies - So ist der "Walking Dead"-Nachfolger

Neue Fox-Serie 'Outcast'

War Almost Famous und ist jetzt ein junger Mann, der vom Teufel heimgesucht wird: Outcast-Hauptdarsteller Patrick Fugit.

(Foto: Obs/FOX Networks Group Germany)

Eins ist klar in der Dämonen-Saga "Outcast": Es könnte ein Fehler sein, die Figuren zu lieb zu gewinnen - denn niemand ist sicher.

Serienkritik von Karoline Meta Beisel

Bei diesem Casting wäre man gern dabei gewesen. "So, lieber Gabriel, jetzt tu doch mal bitte so, als müsstest du dich sehr heftig übergeben", könnte Robert Kirkman gesagt haben, "nur dass das Erbrochene aus deinem Mund nicht nach unten fällt, sondern nach oben an die Zimmerdecke." Der damals 10-jährige, ohne Make-Up sehr harmlos aussehende Gabriel Bateman hätte sich also auf den Rücken gelegt, die Augen verdreht und den Mund aufgerissen, bis Kirkman genug gehabt hätte. "Sehr gut", hätte der dann vielleicht gesagt. "Als nächstes möchte ich, dass du dir vorstellst, du würdest über deinem Bett schweben."

Leichter wäre es gewesen, Gabriel zu sagen, er solle die berühmt gewordene Szene aus Der Exorzist aus dem Jahr 1973 nachspielen - aber Bateman ist zu jung, um den Horrorklassiker anzusehen. Die Szenen in der Pilotfolge von Outcast , in denen zwei Männer dem Jungen Joshua einen Dämon austreiben, sehen aus, wie aus William Friedkins Film abgepaust.

Mit der Strategie hat Serienerfinder Robert Kirkman schon einmal Erfolg gehabt. In der Pilotfolge seiner ersten Serie The Walking Dead gibt es, genau wie in Danny Boyles vorher erschienenem Kinofilm 28 Days Later, eine Szene, in der die Hauptfigur Rick in einem verlassenen Krankenhaus aus dem Koma erwacht - draußen hat in der Zwischenzeit die Zombieapokalypse stattgefunden.

"Outcast ist eine BRUTALE Show. Manchmal frage ich mich sogar, ob wir zu weit gehen"

Nach den Zombies jetzt also eine Dämonenserie, und man muss sagen: Wer sich schon bei The Walking Dead zwischendurch die Augen zuhält, dem sei von Outcast ausdrücklich abgeraten. The Walking Dead läuft in den USA im sogenannten "basic cable", Outcast auf dem Pay-Sender Cinemax - "HBO's cooler älterer Bruder", erklärte Kirkman neulich bei Reddit, wo er sich von Fans über seine Serien ausfragen ließ. Für Pay-Sender gelten weniger strenge Regeln, was den Jugendschutz angeht. Deswegen konnte er sich bei den Dämonen mehr erlauben als bei den Zombies. "Outcast ist eine BRUTALE Show", schrieb er. "Manchmal frage ich mich sogar, ob wir zu weit gehen."

Soweit man das nach den ersten vier Folgen, die der Presse zur Verfügung gestellt wurden, beurteilen kann, muss die Antwort lauten: Nein. Denn auch in Outcast geht es letztlich nicht ums Schocken, sondern darum, was man tut, wenn geliebten Menschen schlimme Dinge passieren.

Die Hauptfigur der Serie ist der junge Mann Kyle, der vollkommen zurückgezogen und verzottelt im heruntergekommenen Haus seiner Eltern lebt, selbst den Wasseranschluss hat er abgedreht. Er ist überzeugt davon, dass es seine Schuld ist, dass es Menschen in seinem Umfeld immer wieder mit Dämonen zu tun bekommen. Schon in der ersten Folge aber gelingt es ihm, dem schwebenden, spuckenden Jungen zu helfen - und plötzlich ist er nicht mehr so sicher, ob er nur Ursache oder vielleicht auch die Lösung des Problems ist.

Die Besetzung ist ein kleiner Coup

Sich der Religion zu widmen, scheint unter amerikanischen Fernsehmachern gerade Mode zu sein. Schon in der zweiten Staffel lief auf HBO gerade The Leftovers, das die Geschichte derjenigen erzählt, die nach der sogenannten "Entrückung" auf der Erde zurückgeblieben sind. Der Streamingdienst Hulu hat gerade The Path über die Anhänger einer fiktiven Sekte veröffentlicht. Und erst seit der vergangenen Woche läuft Preacher über einen Priester, der von einem Mittelding aus Dämon und Engel besessen ist (in Deutschland bei Amazon). Outcast ist in dieser Auswahl allerdings die mit Abstand düsterste Geschichte.

Die Besetzung von Kyle ist dabei ein kleiner Coup: Patrick Fugit wurde berühmt, als er im Jahr 2000 in Cameron Crowes Almost Famous den großäugigen, jungen Rolling Stone-Reporter William spielte. Danach bekam man ihn nur noch sehr selten zu sehen. In Almost Famous hatte er aber nur mit Rockstars und den eigenen Hormonen zu kämpfen. Weiter weg davon könnte seine Rolle jetzt kaum sein. "Er tut mir leid", sagte Fugit über Kyle, als er die Serie im Herbst bei der Fernsehmesse in Cannes vorstellte. "Eigentlich ist er ein liebenswürdiger Kerl, aber er hat sich damit abgefunden, dass sein Leben dunkel ist."

Auch die anderen Rollen sind toll besetzt. Wrenn Schmidt (Boardwalk Empire) spielt Kyles Schwester Megan, die zu Beginn Kyles einzig verbliebener Kontakt ist. Sie fühlt sich ihm zu Dank verpflichtet, während er sich am liebsten bei allen entschuldigen würde. Reg E. Cathey (Imbissbesitzer Freddy aus House of Cards) spielt einen gesetzestreuen Kleinstadtpolizisten. In kleinen Rollen sind außerdem Brent Spiner (Commander Data aus Star Trek: The Next Generation) und Grace Zabriskie zu sehen, die hier noch ein bisschen unheimlicher sein darf als in Twin Peaks als Laura Palmers Mutter.

Begehrter Mann in Hollywood

Der größte Star der Serie dürfte dennoch hinter der Kamera zu finden sein. Der aus Kentucky stammende Robert Kirkman war schon ein bekannter Comiczeichner, ehe sein The Walking Dead zu einer der erfolgreichsten Fernsehserien der Welt wurde. Der Durchmarsch der Zombies hat ihn in Hollywood zu einem begehrten Mann gemacht. Die Rechte an den Outcast-Comics sicherte sich die Produktionsfirma Fox International deswegen schon, bevor die überhaupt geschrieben waren.

Seit Sommer 2014 erscheint nun jeden Monat ein Heft, die Serie entstand gleichzeitig. Deswegen ist sie auch nicht wirklich eine Adaption: Comic und Serie seien eher zwei Auswüchse desselben Universums, erklärte Produzent David Alpert in Cannes.

Eines jedoch dürfte für beide Auswüchse gelten: Es könnte ein Fehler sein, die Figuren in Outcast zu lieb zu gewinnen. "Das wird eine riesige Geschichte mit vielen, vielen Charakteren, und wahrscheinlich werden wir einige von ihnen unterwegs verlieren", sagte Robert Kirkman schon 2013, als er mit den Comics gerade erst angefangen hatte. "Ich glaube nicht, dass es so blutig wird, wie The Walking Dead, aber eins ist klar: Niemand ist sicher."

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