Serie "Fett und Fett":Münchner Geschichten

FETT UND FETT

Schon ein lockerer Typ, der Jaksch (Jakob Schreier), gell?

(Foto: ZDF und Johannes Brugger)

Zwei Filmstudenten drehen eigentlich erst mal nur aus Spaß die Serie "Fett und Fett" - dann schlägt das ZDF zu. Das Ergebnis ist sehenswert: Absurdes und Alltagsgeschichten werden herrlich vereint. Und das mit einem Hauptdarsteller, der an Monaco Franze erinnert.

Von Maresa Sedlmeir

Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht machen. Am schlimmsten ist es, wenn man das weiß und die Dinge trotzdem macht, weil... naja, weil halt... "Weil halt" ist so eine bayerische Universalerklärung für alles, wofür man eigentlich keine Erklärung hat.

Jaksch, die Hauptfigur der neuen ZDF-Miniserie Fett und Fett , scheint dieses "Weil halt" verinnerlicht zu haben. Er ist Ende 20, sein Leben ist ganz okay, er findet nur keinen Job und auch keine Freundin und sandelt rum, wie man in München sagt. Heißt: Er chillt, faulenzt, relaxt. Immer, wenn er das ändern will, kommt ihm irgendwas dazwischen. Meistens sind das Freunde mit Bier in der Hand und solchen höheren Mächten muss man sich beugen. Weil halt.

Die Idee entstand bei Bier, Brot und Wurst in der Transsibirischen Eisenbahn

Das mit den Freunden und dem Bier passiert gleich in der ersten Staffel der Serie. Mit Freunden und Bier ist Fett und Fett überhaupt erst entstanden, als spontan gedrehtes Projekt, das die Macher dann auf Vimeo stellten. Das ZDF hat sich die Serie gesichert und zeigt nun die ersten fünf Folgen als "Prequel". 2016 wurde Fett und Fett gedreht, mit wenig Geld und viel Einsatz von der Regisseurin Grabmayr und dem Hauptdarsteller Jakob Schreier, der auch das Drehbuch schrieb. Die beiden lernten sich an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München kennen und fuhren vor ziemlich genau fünf Jahren mit der Transsibirischen Eisenbahn. Ihre Ernährung auf der Reise bestand aus Bier, Brot und Wurst. Weil Chiara Grabmayr es so amüsant fand, wie Jakob Schreier isst, dachte sie sich: Das muss vor die Kamera. Also entwickelten sie die Figur des Jaksch, schnappten sich Johannes Brugger, der an der HFF Kamera studierte, und zogen mit einer Handkamera durch die Straßen Münchens. Dieses Konzept wird auch in der zweiten Staffel, die jetzt also das ZDF produziert, fortgeführt. Die sechs Folgen laufen in der Nacht von Montag auf Dienstag und sind in der Mediathek zu finden.

Durch Münchner Wohnungen, Straßen, Bars und Clubs lässt sich Jaksch, ein gemütlicher Typ mit braunen Wuschelhaaren, treiben. München ist die Hauptstadt für charmante Tagediebe und die Figur des Jaksch fügt sich nahtlos und ganz wunderbar in eine Reihe mit Helmut Dietls Monaco Franze. Nur hat Jaksch nicht so viel Glück mit den Frauen wie Dietls legendärer ewiger Stenz. Ein Extraschmankerl ist nicht nur Jakob Schreiers Münchner Dialekt, sondern auch Sätze wie: "Die Party ist in Moosach? Ich wollt' halt eigentlich in der Stadt bleiben." Das Lebensgefühl, das in Fett und Fett vermittelt wird, ist trotzdem unabhängig von der Stadt; zwei Folgen spielen sowieso in Berlin. Jaksch besucht dort Hannah (Isabella Wolf). Nach langem Hin- und-Her- Geschreibe, nachdem sie Nachrichten löschen und neu schreiben, werden Hannah und Jaksch so etwas wie ein Paar. Tatsächlich muss man selbst als Münchnerin sagen, dass sich erst in Berlin die Qualität der Serie so richtig entwickelt. Wie Hannah und Jaksch mit ihren Handys im Bett herumrollen und sich durch Memes scrollen - gut, das Scrollen und Rollen hätten sie auch in München machen können - ist herrlich banal. Gemischt wird das mit absurden Elementen. Einmal trifft Jaksch auf einen Aussteiger im Wald, der aussieht wie eine Mischung aus Yoga-Guru und Hells Angels-Rocker. Er flüstert: "Das Syschtem lebt".

Die Spontanität, dieser "Freunde drehen da mal was"-Charakter aus der ersten Staffel, ist immer noch da. Das liegt wohl auch daran, dass das ZDF das Team um Grabmayr und Schreier hat machen lassen. Absurditäten des Alltags sind die größte Stärke und auch das Geheimrezept von Fett und Fett. Vielleicht funktioniert die Serie aber auch, weil... naja, weil halt.

Fett und Fett, ZDF, Nacht zu Dienstag, 0.15 Uhr, vorab in der Mediathek.

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