Süddeutsche Zeitung

"Science for Future" im Ersten:"Es geht ums Überleben"

Der Youtuber Jacob Beautemps sucht jetzt in der ARD nach Lösungen für eine bessere Zukunft. Was unterscheidet seine von anderen Wissenssendungen?

Interview von Tim Feldmann

Der Youtuber und Wissenschaftsjournalist Jacob Beautemps, 1993 in Essen geboren, startet mit einem Format in der ARD: Science for Future soll sich mit den großen Herausforderungen unserer Gegenwart, von Plastik-Recycling bis zur Sicherung unserer Ernährung befassen. Dafür geht Beautemps auch mal auf Expedition zu plastikfressenden Würmern.

SZ: In den ersten drei Folgen Ihrer neuen Sendung geht es um Klima, Plastikmüll, Ernährungssicherheit. Manchen Bürgern macht gerade anderes Sorgen: der Krieg in der Ukraine, steigende Preise...

Jacob Beautemps: Politische Konflikte sind natürlich zentral für die Menschheit. Aber bei Themen wie Klimakrise, Bevölkerungswachstum, dem Plastik in Ökosystemen und der Ernährungssicherheit geht es letztlich ums Überleben aller. Deswegen sollten wir jetzt beginnen zu handeln.

In der Sendung sollen Lösungen im Vordergrund stehen?

Bislang habe ich vor allem auf Youtube gearbeitet - und gemerkt, dass die Zuschauer frustriert sind, wenn immer nur von Problemen die Rede ist. Auf Lösungen zu schauen kann Bewegung in die Debatten bringen. Es gibt unzählige neue technische Möglichkeiten da draußen, zum Beispiel enzymatisches Recycling. Eine Forscherin hat mir erklärt, dass man damit Plastik in seine Grundbausteine zerlegen kann.

Was unterscheidet Ihre von anderen Wissenssendungen?

Ich würde mich selbst als Technik- und Science-Nerd bezeichnen. Auf meinem Youtube-Kanal "Breaking Lab" schaue ich, was da draußen Potenzial hat, die Welt zu verändern. Es mag naiv sein, da einen positiven Blick zu wagen. Aber vielleicht braucht es auch genau das: den Schwerpunkt auf das Konstruktive.

Was machen Sie jetzt anders als auf Youtube?

Der Unterschied zu unserer Doku-Reihe ist definitiv der Umfang des Formats, wir haben, gerade was die Gestaltung und das Storytelling anbelangt, enorm von der Erfahrung des SWR profitiert und konnten uns den Sachverhalten und Fragestellungen in einer ganz anderen Breite nähern. Auch aus dem gewohnten Studio-Setting auszubrechen und vor Ort gemeinsam mit Expertinnen und Experten nach Lösungen zu suchen, war eine tolle Erfahrung.

Hören die Menschen beim Thema Klimakatastrophe noch zu?

Da habe ich das Gefühl, die Bedeutung der Veränderungen ist inzwischen vielen klar. Und wenn ich nur die Probleme betone, bekomme ich aus der Community gespiegelt: "Wir können es nicht mehr hören". Viele scheinen sich ohnmächtig zu fühlen - deshalb möchte ich über mögliche Auswege und Anpassungsstrategien reden.

Der Sendungsname erinnert an "Scientists for Future" oder "Fridays for Future" - ist die Nähe zu Aktivistengruppen im Titel Absicht?

Wenn man sich die Faktenlage anschaut, kommt man schnell zu dem Schluss: Wir sollten nachhaltiger leben, das auch ist der Appell unserer Sendung, insofern gibt es vielleicht eine Schnittmenge mit Aktivismus. Im Sinne des Klimaschutzes - aber es ist auch einfach geil, in einer Umwelt spazieren zu gehen, die nicht zugemüllt ist.

Science for Future, in der ARD-Mediathek, ab dem 6. August, samstags, um 16 Uhr im Ersten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5633278
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/aner
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.