Der Berliner Verlag Bruno Gmünder will die Urheber der Internet-Seite "kreuz.net" ermitteln. Das wollen viele. Denn unter dem Deckmantel des Katholizismus wird auf dieser Seite antisemitische und schwulenfeindliche Hetze verbreitet. Auch Bischöfe und Priester, die sich im Gegensatz zu den Machern dieser Seite zu den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils bekennen, müssen sich üble Beschimpfungen gefallen lassen.
Bruno Gmünder hat nun eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Identifikation der Verantwortlichen führen. Anfang der Woche lag sie bei 15.000 Euro, seither erhöht sich der Betrag durch Spenden täglich. Nun soll sich auch die Deutsche Bischofskonferenz beteiligen. Das wünscht sich jedenfalls der Verlag und hat die Bischöfe in dieser Woche eingeladen, "das Anliegen zu unterstützen".
Bislang haben sich bei der Suche nach den Hinterleuten dieser Seite nicht nur die Gegner von "kreuz.net", sondern auch diverse Strafermittlungsbehörden die Zähne ausgebissen. Sie wird von den USA und von den Bahamas aus betrieben. Nachdem die Seite zu Beginn der Woche den Fernsehmoderator Dirk Bach posthum verunglimpft hatte ("homosexueller Sittenverderber" war eines der freundlicheren Attribute), ergriff Bruno Gmünder die Initiative und lobte die Belohnung aus. Der Verlag gibt Literatur von Schwulen für Schwule heraus.
Am Mittwoch schickte er seinen Appell an die Bischofskonferenz und an den Papst. Kreuz.net habe nach Bachs Tod "gegen alle Regeln der Menschlichkeit und zahlreiche Gesetze der Bundesrepublik verstoßen". Der Zuspruch zur Kampagne "Stoppt kreuz.net" sei enorm. Viele Absender würden die Auffassung vertreten, es sei Aufgabe der Kirche, gegen "kreuz.net" zu ermitteln.
Zum Tod von Dirk Bach:Des Fernsehens bunter Vogel
Moderator Dirk Bach war mehr als 20 Jahre lang im deutschen Fernsehgeschäft. Berüchtigt waren besonders seine Läster-Tiraden in der RTL-Show "Dschungelcamp". Bekannt wurde der TV-Star aber zuerst im Theater.
Mit der Bearbeitung der Zuschriften hat der Verlag den schwulen Theologen und Thomas-von-Aquin-Spezialisten David Berger beauftragt. Berger wird auf der Seite schon seit langem beleidigt, verleumdet und bedroht. Von den Bischöfen erhoffen sich er und der Verlag nun zumindest moralische Unterstützung. "Es ist vielleicht zu viel verlangt, dass sie sich der Aktion anschließen. Aber wenn sie kundtäten, dass sie uns im Gebet unterstützen, wäre schon viel erreicht", sagt Berger.
Im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) war der Brief am Donnerstag noch nicht angekommen. Er stand im Internet, doch wollte ihn DBK-Sprecher Matthias Kopp nicht kommentieren. Kritik an der Kirche, wonach sie sich von "kreuz.net" lediglich distanziere und nichts gegen das menschenverachtende Portal unternehme, wies er zurück: "Die Bischofskonferenz hat bereits vor Monaten juristische Schritte eingeleitet."
Über Einzelheiten gab er keine Auskunft. Wenn es sich um eine Strafanzeige handelt, wird sie nach Bergers Einschätzung genauso wirkungslos bleiben wie alle anderen Anzeigen gegen die unbekannten Volksverhetzer - und damit eine Alibi-Maßnahme. Beherzte Signale zur Unterstützung der "kreuz.net"-Jäger hält er für effektiver.