Schweizer Fernsehen:Ein "n" zu wenig

Eine Schweizer Nachrichtensendung fordert ausreichende "Sprachkentnisse" von Zuwanderern - und die Boulevardzeitung "Blick" will dann auch gleich wissen: "Wird jetzt der Tagesschau-Redaktor ausgebürgert?"

Von Charlotte Theile

Eine klassische Anmoderation in der Schweizer Tagesschau beginnt mit den Worten: "Nur wer sich in der Schweiz gut integriert hat, soll auch hier bleiben dürfen." So auch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. Dann folgte eine Auflistung der Kriterien für die Niederlassungsbewilligung, die der Berner Nationalrat an diesem Mittwoch beschlossen hatte. Sprachkentnisse, Werte der Schweiz, Arbeit. Alles wie gehabt. Beziehungsweise: Moment mal. "Sprachkentnisse"? Fehlt da nicht . . .? Ja genau, noch ein "n" bitte.

"Wird jetzt der Tagesschau-Redaktor ausgebürgert?" fragte die Boulevard-Zeitung Blick am Donnerstag. Auch das Schweizer Fernsehen sah ein, dass dieser kleine Tippfehler "einer gewissen Ironie nicht entbehrt". Im Großen und Ganzen allerdings verfüge der Sender durchaus über eine verhandlungssichere deutsche Rechtschreibung - schließlich sei die Sache mit den Sprachkenntnissen in der abendlichen Hauptausgabe der Tagesschau völlig fehlerfrei über den Bildschirm geflimmert. Zwei "n", zwei "s", alles wunderbar.

Oder, um es mit dem neuen Ausländergesetz zu sagen: Als integriert gilt, wer "die öffentliche Sicherheit und Ordnung beachtet, die Werte der Bundesverfassung respektiert, am Wirtschaftsleben teilnimmt oder sich ausbildet und die erforderlichen Sprachkompetenzen hat".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: