Es ist nie zu spät für einen Neuanfang: Mit 82 Jahren hat der gebürtige Berliner mit den stahlblauen Augen nun doch noch einen ZDF-Fernsehfilm gedreht und kehrte damit nach über 20 Jahren wieder vor die Kamera zurück. Hardy Krüger gelang es als erstem Deutschen der Nachkriegszeit, Hollywood zu erobern und an der Seite großer Stars wie John Wayne (Hatari!), Richard Burton (Die Wildgänse kommen) und James Stewart (Der Flug des Phoenix) zu spielen.
Hardy Krüger spielt im ZDF-Film "Familiengeheimnisse - Liebe, Schuld und Tod" den schwerreichen Boss eines Beauty-Konzerns, der plötzlich auf seine uneheliche Tochter trifft.
(Foto: ZDF/Carlo Rola)20 Jahre lang lebte er auf einer Farm am Fuße des Kilimandscharo. Mit der NDR-Fernsehreihe Weltenbummler berichtete er von seinen ausgedehnten Reisen. Im TV-Drama Familiengeheimnisse - Liebe, Schuld und Tod (Sonntag, 9. Januar, 20:15 Uhr im ZDF) von Regisseur Carlo Rola spielt er den Chef eines deutschen Kosmetikkonzerns, der am Sterbebett seiner Geliebten erfährt, dass er eine afrikanische Tochter hat.
sueddeutsche.de: Herr Krüger, auf Ihre Rückkehr vor die Kamera hat man lange warten müssen. Warum haben Sie dann ausgerechnet bei einem ZDF-Fernsehfilm zugesagt?
Hardy Krüger: Ich wollte wieder arbeiten, wenn ich auch eigentlich Kinoschauspieler bin. Warum es zu so einer langen Pause kam? Die ist durch meine Weltenbummlerfilme für den NDR entstanden, die zehn Jahre in Anspruch genommen haben. Man kann nicht zehn Jahre seines Lebens abwesend sein, ohne bestraft zu werden.
sueddeutsche.de: Das Risiko, gute Rollen zu verpassen, dürfte Ihnen klar gewesen sein.
Krüger: Ich habe das gewusst, aber die Arbeit an den Weltenbummler-Reportagen war so faszinierend, dass ich dies in Kauf nahm. Ich bin ja schließlich kein Journalist, der in ein Land kommt und dann schon gleich alles zu wissen glaubt. Zusammen mit meiner Frau habe ich immer erst einige Zeit bei den Leuten vor Ort gelebt, bevor ich mich schließlich zu fragen traute, ob ich auch mit einem Fernsehteam wiederkommen könnte. Bevor die Kameras überhaupt eingeschaltet wurden, haben wir uns sehr intensiv in das Leben anderer Volksgruppen, anderer Götter und anderer kulturell-politischer Hintergründe eingefühlt. Das hat mein eigenes Leben sehr bereichert. Der Hindu-Gedanke der Reinkarnation fasziniert mich zutiefst. Dieses Arbeiten war daher für mich genauso wichtig wie eine Hollywood-Karriere.
sueddeutsche.de: Wie schwer fiel Ihnen denn nach der Reportage-Zeit für den NDR der Wiedereinstieg ins Filmgeschäft?
Krüger: In Hollywood, Paris und London waren in der Zwischenzeit neue Produzenten nachgewachsen, die kannten zwar meine früheren Filme - konnten mich aber nicht mehr so richtig einsetzen. Wenn man älter wird, sind ohnehin die Rollen dünner gesät. Was da an Angeboten kam, musste ich ablehnen - weil ich meinen Ruf, den ich mir in diesen Ländern über Jahre erarbeitet hatte, nicht aufs Spiel setzen wollte.