Sat1 verliert Übertragungsrechte:ZDF zeigt ab 2012 die Champions League

Die Königsklasse des Fußballs wechselt 2012 von Sat1 zum ZDF: Der öffentlich-rechtliche Sender sicherte sich die Übertragungsrechte für die Champions League. Zu einem horrenden Preis.

Das ZDF hat den Zuschlag für die Champions League von der Saison 2012/13 bekommen und damit Sat 1 die Free-TV-Rechte weggeschnappt. Sat 1 überträgt seit 2009 die Königsklasse des europäischen Fußballs. Die Rechtekosten werden auf mehr als 50 Millionen Euro pro Saison geschätzt.

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Spieler von Schalke 04 während einer Trainingseinheit zum Champions-League-Spiel am 4. April in Mailand.

(Foto: AFP)

Im Pay-TV wird der langjährige Rechteinhaber Sky weiterhin Champions und Europa League übertragen. Sky hatte als einziger Bewerber ein Angebot bei T.E.A.M., dem Rechtevermarkter der Europäischen Fußball-Union (Uefa), abgegeben.

ZDF-Intendant Markus Schächter freute sich über die Partnerschaft als wichtigen Baustein der Sportstrategie des Senders: "UEFA und ZDF werden als Doppelspitze mit der Champions League besten europäischen Vereinsfußball präsentieren", so Schächter. Und weiter: "Die künftige Erweiterung auf bis zu vier deutsche Mannschaften wird noch mehr Fans in Deutschland für die stärkste Liga der Welt mobilisieren."

Das kann man auch anders sehen: Bereits die Bewerbung des öffentlich-rechtlichen Senders ZDF für die Champions League war heftig diskutiert worden, weil die Ausschreibung eine Verpflichtung zur Ausstrahlung von Werbung enthält. Diese Verpflichtung kann das ZDF aber nach dem neuen Rundfunkstaatsvertrag nach 20 Uhr nicht erfüllen. Dazu erklärt ein Sprecher des Senders: "Ein Problem mit Sponsorenhinweisen nach 20 Uhr gibt es nicht."

Sat 1 hatte dem ZDF während der Verhandlungen vorgeworfen, sich aus der Verpflichtung "rauskaufen" zu wollen und den Sponsoren eine Entschädigung dafür zu zahlen, dass deren Trailer nicht gesendet werden. "Unser Angebot orientiert sich an den rechtlichen Grundlagen von heute und an denen, von denen wir bereits wissen, dass sie kommen", antwortete darauf ZDF-Sprecher Andreas Stock.

Mediawert der Sponsoren bei 15 Millionen Euro

Der so genannte Mediawert der Sponsorenpräsenz wird auf 15 Millionen Euro geschätzt. Die Entscheidung zugunsten des ZDF dürfte die Diskussion um die Stellung des Sports im öffentlich-rechtlichen Fernsehen neu anheizen. CDU-Medienpolitiker Johannes Beermann, Chef der sächsischen Staatskanzlei, hatte schon im Vorfeld gesagt: "Die Champions League gehört nicht zur Grundversorgung."

Juristisches Nachspiel

Der Leipziger Staats- und Medienrechtler Christoph Degenhart erwartet: "Die Präsenz des Sports im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird neu diskutiert werden müssen, wenn 2013 die Haushaltsabgabe kommt. Dann muss bei dem Thema noch genauer hingeschaut werden." Mit einer pauschalen Abgabe soll jeder Haushalt künftig für die Nutzung öffentlich-rechtlichen Rundfunks zahlen.

Der UEFA und ihrem Vermarkter T.E.A.M. droht bis zum Beginn der Rechteperiode im Sommer 2012 auch ein juristisches Nachspiel, da Sat 1 fest entschlossen sein dürfte, die rechtliche Grundlage des ZDF-Angebots zu prüfen. Pro-Sieben-Sat-1 Fernsehvorstand Andreas Bartl erklärte hierzu: ''ran ' hat für die UEFA Champions League neue Standards gesetzt und spielt redaktionell in der Königsklasse der Sportberichterstattung." Und weiter: "Wir bedauern sehr, dass sich die UEFA trotzdem nicht für Sat 1 entschieden hat. Wir hatten ein wirtschaftlich sehr gutes Angebot verbunden mit einem inhaltlich attraktiven und innovativen Konzept abgegeben. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Ausstrahlung der Champions League im ZDF problematisch ist und werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen." Man werde sich aber nun, so Bartl, um andere Spitzenfußballrechte für den Sender bemühen.

Noch nicht vergeben hat T.E.A.M. die Free-TV-Rechte für die Europa League, weil die Agentur zunächst die Champions-League-Entscheidung abwarten wollte, um nun allen Interessenten die Gelegenheit zur Abgabe neuer Gebote zu geben. Nach Informationen des Nachrichtendienstes SID hatte es in der ersten Runde lediglich zwei Gebote für die Europa League gegeben: von Sat 1 für Free-TV und Sky für Pay-TV.

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