Dokumentarfilm über Hollywood:Träumt weiter

A Song of an unknown Actress

Über den Dächern von Los Angeles und doch noch weit entfernt von der großen Karriere: Jungschauspielerin Chloe Farnworth.

(Foto: Peter Göltenboth & Florian Giefe/ZDF)
  • Ein Dokumentarfilm begleitet fünf junge Frauen durch Lalaland Los Angeles.
  • Sie wollen unbedingt durchalten, um von der Schauspielerei leben zu können. Die Botschaft: Ruhm ist diffus und flüchtig.
  • "A Song of an Unknown Actress" läuft Montagabend um 22.25 Uhr auf 3 Sat.

Von Susan Vahabzadeh

Nicole Coulon bedient nicht mehr, sie dreht Joints für eine Abgabestelle für medizinisches Marihuana. Bis vor Kurzem noch hat sie ihren Lebensunterhalt mit Kellnern bestritten, weil sie von ihrem eigentlichen Beruf nicht leben kann. Sie ist Schauspielerin - und im Dokumentarfilm A Song of an unknown Actress malt sie sich nun mit masochistischem Eifer aus, wie das gewesen wäre, hätte sie bei den Oscars 2017 die Getränke serviert, während oben auf der Leinwand hinter der Bühne ihr Gesicht zu sehen ist, in Damien Chazelles Film La La Land.

Sie macht sich da etwas vor, ihr Auftritt in La La Land ist kurz, ihre Figur hat nicht einmal einen Namen, und man versteht kaum, was sie sagt, während sie mit Emma Stone, die für die Hauptrolle in dem Film einen Oscar bekam, bei einem Essen im Restaurant sitzt. Für Nicole aber war der Drehtag ein wegweisendes Ereignis.

Peter Göltenboth und Florian Giefer sind für ihre Dokumentation fünf jungen Frauen gefolgt, die unbedingt durchhalten wollen, bis sie von der Schauspielerei leben können. Eine der jungen Frauen hat ein Kind, war schon obdachlos und fährt seit zehn Jahren quer durch Los Angeles, von Vorsprechen zu Vorsprechen. Sie habe, erzählt sie, noch nie eine Rolle bekommen, "nicht einmal in einem Studentenfilm". Es muss schon ein großer Traum sein, der einen dazu bringt, so lange durchzuhalten.

In Wirklichkeit werden diese Träume nur für die wenigsten wahr, und dann sind es immer noch kleine Jobs. Im Großraum Los Angeles leben mehr als zehn Millionen Menschen - und viele von ihnen, die sich Schauspieler nennen, sind nicht in der Schauspielergewerkschaft, die wiederum 118 000 Mitglieder hat. Die Chancen, es in Los Angeles tatsächlich mit der Schauspielerei zu etwas zu bringen, sind also schlecht - aber immer noch höher als etwa in Nebraska. Ans Lottospielen glauben die Menschen ja auch.

Eine der fünf Schauspielerinnen sieht tatsächlich ein wenig aus wie Emma Stone, sie stammt aus Großbritannien und hat von dort einen nicht besonders hübschen Akzent mitgebracht; dass sie die Ähnlichkeit mit Emma Stone, derzeit angesagter als irgendeine andere Frau in Hollywood, so betont, könnte als Masche durchaus funktionieren. In Los Angeles wird viel Abklatsch gedreht - mit den Träumen aus zweiter Hand wird man allerdings kein Weltstar. Alle wollen aber immer hoch hinaus. So funktioniert La La Land, die Stadt, in die keiner kommt, um Nebendarsteller oder C-Liga-Promi zu werden.

Die Filmemacher sind mitgefahren, während die jungen Frauen vorsprechen, ihre Fotos vorzeigen, in Onlineportalen nach Rollenangeboten suchen. Dazu gibt es ein paar allzu poetisch geratene Spielszenen mit ihnen. Ein bisschen mehr Kontext hätte A Song of an unknown Actress nicht geschadet; und die Antwort auf die Frage, warum sie sich gar nicht für die jungen Männer interessieren, die in Los Angeles mit denselben Absichten kellnern, bleibt der Film schuldig. Dass aber keine der Frauen konkret benennt, was sie denn nun will, spricht für sich: Ruhm ist diffus und flüchtig, und vielleicht jagt man ihm nur nach, wenn man hofft, dass er seinem Ruf gerecht wird und einen Menschen verändert.

A Song of an unknown Actress, 3 Sat, 22.25 Uhr

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