Süddeutsche Zeitung

Medienkolumne "Abspann":Herzig

Nach Skandalen und zwei abgesetzten Sendungen will sich Sat 1 neu erfinden. Das Motto steht schon.

Von Aurelie von Blazekovic

Pro Sieben und Sat 1 werden seit Mai aus einer Hand geführt, Daniel Rosemann heißt der nun wirklich schwer beschäftigte Manager in der Sendergruppe. Richtig vorstellen kann man sich das noch nicht: Pro Sieben und Sat 1 machen gerade höchst unterschiedlich von sich reden. Während der eine sich mit Bundespolitik und der Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis schmückt, setzt der andere ein aus dem Ruder gelaufenes Reality-Format nach dem anderen ab und hat die Entschuldigung - für Promis unter Palmen, für Plötzlich arm, plötzlich reich - schon zum Begleitprogramm für Sendungen geadelt.

"Sat 1 verändert sich. Das haben wir angekündigt, das tun wir," hieß es am Wochenende zum endgültigen Aus von Promis unter Palmen. Doch wohin will sich der Sender verändern? "Wir arbeiten an einem neuen Sat 1," heißt es von Christoph Körfer, dem Sendersprecher. Wie das wird? Antwort: Das werde man in den nächsten Monaten entdecken können.

Während man sich also als Zuschauer auf Trash-Entzug seine eigene Palme sucht oder einen privaten Familientausch organisiert, gibt es dann doch noch eine Neuigkeit. Sat 1 verrät sein neues Motto: "'Unterhaltung mit Herz' ist die Leitlinie, an der wir uns orientieren."

Senderchef Daniel Rosemann leitet bereits seit 2016 Pro Sieben. Auch Hannes Hiller, früherer Pro-Sieben-Unterhaltungschef, ist nun für die Programmentwicklung beider Sender zuständig, Christoph Körfer, auch Rosemanns Stellvertreter bei Pro Sieben, spricht nun für beide Sender. Das Team möbelte in den vergangenen Monaten das Image von Pro Sieben auf, hatte vielbeachtete und preisgekrönte Inhalte wie Sophie Passmanns Männerwelten, Thilo Mischkes Reportage unter Rechtsextremen oder die siebenstündige Pflegedoku von Joko und Klaas im Programm. Nicht zuletzt warb man die Tagesschau-Sprecherin Zervakis ab, machte Platz für Interviews mit der Kanzlerkandidatin und den Kanzlerkandidaten, für Politik und Journalismus.

Aber fürs Herz?

Vom Reality-TV will sich Rosemann übrigens keineswegs lossagen. Gutes Reality-TV sei großartige Fernsehunterhaltung, teilt er mit, "aber der Kompass muss richtig kalibriert sein". Das will er bei einer neuen Staffel Promi Big Brother noch im Sommer unter Beweis stellen. Man ist schon jetzt gespannt, wen Rosemann für diese herzige Sendung womöglich von den Öffentlich-Rechtlichen holt. Vielleicht sind noch ein paar Intendanten zu haben.

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