Rupert Murdoch wird 90:Der Imperator

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Bleibt die Frage, wer Rupert Murdoch im Familienimperium folgt. (Foto: Adrian Sanchez-Gonzalez/AFP)

Rupert Murdoch ist einer der Größten in der Medienbranche - und sicher der Berüchtigtste. Auch mit 90 Jahren hat er offenbar nicht vor, von der Macht zu lassen.

Von Jan Bielicki

Eine ganze Kolonne von Range Rovern fuhr Mitte Dezember vor dem Impfzentrum der englischen Kleinstadt Henley vor. Die Öffnungszeit war eigens verlängert worden, Fotografieren strengstens verboten, als sich Rupert Murdoch eine Covid-Impfspritze setzen ließ - der Medientycoon mit US-Pass hatte sich in der Pandemie gemeinsam mit seiner vierten Frau Jerry Hall, einst Supermodel und langjährige Partnerin von Rolling Stone Mick Jagger, auf ein Anwesen in der Nähe zurückgezogen.

Jenseits des Atlantiks befeuerte einer seiner bestbezahlten Angestellten, der TV-Host Tucker Carlson, derweil zur Hauptsendezeit im Murdoch-eigenen Sender Fox News allerlei Verschwörungsgeraune über Corona und das Impfen. Aber der krude Krawall, der fast überall in der englischsprachigen Welt aus seinen Sendern und Zeitungen tönt, hat Rupert Murdoch nie gestört. Er gehört zum Geschäft.

Nun wird Murdoch, einer der weltweit Größten und ganz sicher der Berüchtigtste seiner Branche, 90 Jahre alt. Was nicht heißt, dass der alte Herr von seiner Macht lässt.

Murdoch hat Premierminister gemacht und zu Fall gebracht

In der News Corp und der Fox Corporation, in denen er seinen globalen Medienbesitz gebündelt hat, hat Murdoch nach wie vor das unumschränkte Sagen. 60 Prozent des australischen Zeitungsmarktes gehören dazu, die berühmte Times und das Revolverblatt Sun in London, das angesehene Wall Street Journal und die krachige Post in New York. Und natürlich seine Fernsehsender - allen voran Fox News.

Mit seiner Medienmacht hat Murdoch Premierminister gemacht und zu Fall gebracht. Meist waren das Konservative, es konnten aber auch Labour-Politiker sein wie der Brite Tony Blair. Hauptsache, es sprang etwas heraus: Monopolgesetze, die abgeschwächt wurden, oder Kartellbehörden, die nicht so genau hinschauten. Vor allem sein durchtriebenes Spiel mit den Mächtigen ließ aus der kleinen Lokalzeitung im südaustralischen Adelaide, die er im Alter von 21 Jahren von seinem Vater geerbt hatte, ein Welt-Imperium wachsen.

"Wenn ich in die Downing Street gehe, machen sie, was ich sage"

Donald Trump schuf er freilich nicht. Aber sehr wohl die populistischen Programme, die jenen ultrakonservativen Teil Amerikas versammelten, der Trump schließlich zum Präsidenten wählte. Von seinem alten Bekannten aus New Yorker Reichenzirkeln hielt Murdoch zwar nicht viel. "Er ist ein Idiot", soll er laut New York Times gesagt haben - und den Idioten versah er noch mit dem F-Fluch. Doch nach Trumps Sieg ging Fox News unter Murdochs direkter operativer Führung voll auf den wirren Kurs des Präsidenten, und bis zum Ende folgten Murdochs Starkommentatoren Trump auch bei dessen abseitigsten Lügen.

Beim Brexit wiederum war es Murdochs Sun, die ihr Publikum und Englands Torys aus der EU trieb. Die feinere Times schrieb zwar für Großbritanniens Verbleib. Wofür aber Murdochs Herz schlug, hatte mit der Macht zu tun, die er am Sitz des britischen Regierungschefs besaß und im übrigen Europa eben nicht. "Wenn ich in die Downing Street gehe, machen sie, was ich sage. Wenn ich nach Brüssel gehe, kümmert das keinen", zitierte ein Journalist aus einem Gespräch.

Inzwischen schrumpft Murdochs Imperium. Vor zwei Jahren verkaufte er die Unterhaltungssparte seines Unternehmens für umgerechnet 60 Milliarden Euro an Disney. Der verbliebene Medienkonzern macht seither nur noch einen geringen Teil des Familienvermögens aus. Und spätestens seit Murdoch 2018 einen schweren Sturz auf der Jacht seines ältesten Sohnes Lachlan nur knapp überlebte, wird spekuliert, wie es einmal ohne ihn weitergeht.

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Sechs Kinder hat er, die älteste Tochter ist 62, die jüngste 17. Doch vor allem seine Söhne Lachlan und James stritten sich lange und TV-serienreif um die Erbfolge. James ist inzwischen raus und beklagt öffentlich die Leugnung des Klimawandels in den Medien der Familie - in deren Management er noch kurz zuvor saß. Lachlan hat nun das Ohr des Vaters, doch dieser immer noch das letzte Wort.

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