Im WDR wird man nicht müde zu betonen, dass es in erster Linie um die Qualität im Programm gehe und erst in zweiter Linie um die Quote. Dem widerspricht indes eine gerade bekannt gewordene Passage aus Sandra Maischbergers Vertrag. Demnach wurde die Talkerin lange nach der jeweils erreichten Quote bezahlt.
Der WDR bestätigt dies, betont aber, der Vertrag sei kürzlich im Einvernehmen geändert worden. Man habe halt unter dem Druck gestanden, Frau Maischberger von einem Privatsender abwerben zu müssen. Zudem werde ihre Show nicht wie Hart aber fair in der Politikabteilung, sondern in der Unterhaltung geführt. Dort sei ein solches Verfahren nicht unüblich.
Auch beim Vertrag mit Maischbergers Produktionsfirma hat der WDR auf die Quote geachtet und sich für 2012 ein Sonderkündigungsrecht einräumen lassen für den Fall, dass die Show im Mittel nicht zehn Prozent Marktanteil erreicht. Zum Tragen kam der Passus nicht, weil die Talksendung Menschen bei Maischberger 2012 11,8 Prozent schaffte.
Das Durchsickern der Vertragsdetails hat indes wenig mit der Diskussion zu tun, welche der fünf ARD-Talkshows demnächst weichen muss. Es hat eher mit der aktuellen Situation im WDR zu tun, in dem Missgunst schon seit längerem als einzige Konstante gilt, und sich bei vielen Redakteuren nicht erst durch den angekündigten Rücktritt von Intendantin Monika Piel das Gefühl einer gewissen Kopflosigkeit breit gemacht hat.
Am Mittwoch ist die Redakteursvertretung zurückgetreten, weil die WDR-Intendanz sie weitgehend ignoriere. Von Einschüchterungsversuchen durch die Geschäftsleitung sprechen die Rücktreter in einer Erklärung und betonen, dass diese Versuche genau in dem Moment begonnen hätten, als sie sich in einen Programmkonflikt um die Maischberger-Sendung eingemischt haben. Es ging um die Frage, wie viel Einfluss WDR-Redakteure auf die Gästeauswahl haben.
Viele Briefe geschrieben
Auslöser war der Wunsch des für die Sendung zuständigen WDR-Redakteurs, den für eine Januarausgabe vorgesehenen Gast Kati Witt wieder auszuladen. Der Redakteur fand sie für das vorgesehene Thema Diät untragbar, da sie gerade als Werbefigur des amerikanischen Diät-Unternehmens Weight Watchers tingelt. Er fand beim Unterhaltungschef zwar Verständnis für den Wunsch, aber der Vorgesetzte sah das Problem als nicht gravierend an.
In der Folge übernahm er selbst die Verantwortung, und Frau Witt trat ohne nachträgliche Beanstandungen auf. Der von der Maischberger-Aufgabe entbundene Redakteur wandte sich derweil an die Redakteursvertretung und die sich wiederum an die Intendanz.
In der Folge wurden viele Briefe geschrieben, geklärt wurde aber nichts. Nun sind die Mitarbeitervertreter zurückgetreten, es herrscht Funkstille. Vielleicht sollte man die Beteiligten zur Klärung mal in einer Maischberger-Sendung zusammenbringen. Dort ist die Quote ja nun nicht mehr so wichtig.