Rücktritt bei Sat 1:Von Herzen alles Gute

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Nicolas Paalzow, im Amt seit 2012, verlässt Sat 1 "auf eigenen Wunsch". Damit verliert der glücklose Privatsender den sechsten Geschäftsführer in zehn Jahren. Nachfolger wird Paalzow-Vize Kaspar Pflüger.

Von David Denk

"2015 wird das Jahr des Wachstums", hatte Nicolas Paalzow der SZ noch im Februar gesagt, doch es sollte ein wenig anders kommen. Zuerst floppte das Reality-Experiment Newtopia, dann auf dem gleichen Sendeplatz die tägliche Serie Mila - nun hat der Sat-1-Geschäftsführer die Verantwortung übernommen und seinen Rücktritt erklärt, "auf eigenen Wunsch", wie der Sender am Mittwoch mitteilte. Pro-Sieben Sat-1-Obergeschäftsführer Wolfgang Link wünschte Paalzow "von Herzen alles Gute". Der 48-Jährige verlässt Sat 1 zum 15. Oktober, den schwierigen Job übernimmt sein bisheriger Vize Kaspar Pflüger, 38. Auch der für den Newtopia-Flop mitverantwortliche Unterhaltungschef Taco Ketelaar, den Paalzow ungefähr zeitgleich mit Pflüger Anfang 2014 zu Sat 1 holte, wird sein Büro in Unterföhring räumen.

"Wir haben in diesem Jahr Mut bewiesen und gerade am Vorabend viel Neues gewagt", sagte der scheidende Geschäftsführer laut Sender-Mitteilung und fügte ungewöhnlich offen und deutlich hinzu, damit leider "nicht den Nerv der Zuschauer getroffen" zu haben. "Der Start in die Herbst-Season ist Sat 1 misslungen." Sat 1 hat im wichtigen September an Quote eingebüßt: Der Sender erreichte 8,1 Prozent Marktanteil und damit 0,5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahresmonat, weswegen man sich genötigt sah, Mila schon nach zwei Sendewochen bei Sat 1 im Schwesterkanal Sixx zu verklappen. "Natürlich wollen wir wieder zweistellig werden" wie zuletzt 2011, hatte Paalzow im SZ-Interview Anfang dieses Jahres seine Zielvorgabe definiert, der er letzten Endes jedoch nicht gerecht werden konnte.

Für Sat-1-Verhältnisse war Paalzow, der den Sender seit Herbst 2012 führte, schon fast ein Urgestein. Die vergeblichen Bemühungen, an Erfolge wie die Harald Schmidt Show, Anke Engelkes Ladykracher, die Rateshow Genial daneben oder die Serie Danni Lowinski anzuknüpfen, spiegeln sich im stetigen Kommen und Gehen in der Geschäftsführung: Paalzows direkter Vorgänger Joachim Kosack blieb gerade einmal ein Jahr, Andreas Bartl zuvor keine zwei - der Verschleiß ist beträchtlich: Kaspar Pflüger ist der siebte Geschäftsführer in zehn Jahren. Bei seinem Amtsantritt sei "die Situation nicht ganz einfach gewesen", erinnerte sich Paalzow im Februar. "Da gab es und da gibt es viel zu tun." Auf Nachfolger Pflüger wartet nun eher mehr als weniger Arbeit.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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