RTL-Reality-Show:Papa allein zu Hause

RTL-Reality-Show: Vater Rafael und seine Töchter in "Mensch Papa". Nicht im Bild: die Mutter.

Vater Rafael und seine Töchter in "Mensch Papa". Nicht im Bild: die Mutter.

(Foto: RTL)
  • Im Reality-Format "Mensch Papa" von RTL probieren sich Väter am Alltag mit Kindern, Haushalt und To-do-Liste - die Mütterjury bewertet.
  • Das wirkt sexistisch und rückwärtsgewandt, aber Statistiken belegen, dass Frauen noch immer den Großteil der Hausarbeit erledigen.
  • Dass "Mensch Papa" allerdings unfassbar öde ist, hat nicht nur mit den Rollenbildern zu tun.

Von Barbara Vorsamer

Rafael schneidet eine Zwiebel. André putzt die Fenster. Neben Andi fällt das Kleinkind um. Der Plot der neuen Reality-Sendung Mensch Papa ist simpel: Fünf Mütter - alle Hausfrauen - lassen ihre Gatten drei Tage mit Kindern, Haushalt und To-do-Liste alleine, RTL-Kameras halten drauf, und am Ende bewertet die Mütterjury das Scheitern oder die Leistung der Väter. Über allem schwebt raunend die Frage: Kann Mann das?

Man könnte sich darüber aufregen, wie sexistisch und rückwärtsgewandt das Format ist. Man würde dann an dieser Stelle von den vielen modernen Vätern und berufstätigen Müttern schreiben und sich über die altmodischen TV-Redakteure mokieren, die glauben, dass zwischen Papa, Baby und Spülmaschine eine berichtenswerte Handlung entstehen kann.

Oder man schaut auf die Zahlen: Nur 35 Prozent der Väter nehmen Elternzeit (Stand 2015), davon die meisten nur zwei Monate. Später sind 69 Prozent der Mütter, aber nur sechs Prozent der Väter in Teilzeit tätig. Das führt dann dazu, dass sich in Familien vor allem die Frauen um Haushalt und Kinder kümmern und die Männer höchstens helfen, vier Stunden mehr Zeit wenden Mütter zwischen 25 und 44 täglich für Care-Arbeit auf.

Vor diesem Hintergrund läuft im Netz derzeit die "50/50-Challenge", bei der Paare in 15-Minuten-Intervallen ihre Tätigkeiten protokollieren und so herausfinden können, ob sie wirklich gleichberechtigt leben. Die Initiatorin, Autorin Miriam Vollmer, freut sich nach eigenen Angaben auf die E-Mail "dieser einen Familie, in denen er mehr Hausarbeit macht als sie" und verspricht: "Die rahme ich mir dann ein und hänge sie an die Wand." Vergangene Woche erst titelte die Bild-Zeitung: "Wolfgang Schäuble fordert: Männer sollen mehr im Haushalt helfen!"

Am Ende sind die Väter stolz auf ihre Frauen und deren Leistungen. Danke, Mausi

Kurz: Der moderne Vater ist in Feuilletons und Debatten zu Hause. Auf Elternabenden und im Supermarkt trifft man ihn ein bisschen seltener. Und in der neuen RTL-Sendung gibt es ihn gar nicht. Die porträtierten Männer sind Care-Trottel, die das Fensterputzmittel nicht finden, noch nie Spaghetti Bolognese gekocht haben und bisher nur selten mit den Kindern was alleine gemacht haben. Wenig überraschend geht dann bei all den ersten Malen vieles schief: Die Bolo muss mit Ketchup nachgewürzt werden, beim Erledigen der Hausaufgaben streiten sich Vater und Sohn heftig, beim Aufhängen der Wäsche fällt der Ständer um, und der Mann, oh Mann, putzt das Waschbecken mit einem Stück Toilettenpapier.

Spannender wird es nicht. Mensch Papa ist unfassbar öde, was aber weniger an den Rollenbildern liegt. Sondern daran, dass Hausarbeit nun mal eine unfassbar öde Angelegenheit ist, auch wenn statt Jessica und Bianca ausnahmsweise André und Andi den Feudel schwingen und die sich dabei dumm anstellen.

Die Stimme aus dem Off gibt sich redlich Mühe, etwas Fallhöhe herbeizukonstruieren, und lässt dabei in bewährter Privatfernsehmanier kein Wortspiel aus ("Die Kinder müssen es nun auslöffeln", "Er ist mit allen Wassern gewaschen und wäscht nun auch die Wäsche mit allen Wassern"). Auch die Klischees von der multitaskenden Frau und dem von Gefühlen überforderten Mann werden ständig bemüht. Falls es noch jemand nicht mitbekommen hat: Hier geht es darum, dass Männer und Frauen un-ter-schied-lich sind!

Am Ende der Drei-Tages-Challenge äußern sich die Väter dann jedenfalls verblüfft, wie viel Arbeit so ein Haushalt macht und versichern ihren Frauen, wie toll sie das immer machen und wie stolz sie darauf sind. Danke, Mausi. Das ist doch schon mal was. Zum Nachmachen ist der mehrtägige Rollentausch daher unbedingt zu empfehlen, nur zuschauen will dabei wirklich niemand.

Mensch Papa!, RTL, 15 Uhr.

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