Süddeutsche Zeitung

RTL Nord:Reporter hat gefälscht

Nach internen Überprüfungen hat der Sender sich umgehend von dem langjährigen Mitarbeiter getrennt.

Ein langjähriger Mitarbeiter des Regionalsenders RTL Nord hat in mindestens sieben Fällen TV-Beiträge manipuliert. Anlass der internen Untersuchungen seien entsprechende Hinweise einer Kollegin gewesen, teilte der Sender am Freitag in Köln mit. Das Unternehmen habe sich umgehend von dem Mitarbeiter getrennt. Der 39 Jahre alte Reporter arbeitete seit zwölf Jahren für den Sender und war laut RTL in den vergangenen Jahren überwiegend für das Mittagsmagazin Punkt 12 im Einsatz. Der Sender kündigte an, die Zuschauer in der Freitagsausgabe über die Manipulationen zu informieren. Alle Beiträge des Reporters seien sowohl online als auch im internen Newsarchiv gesperrt worden. Erstmals habe ein Beitrag, der Anfang Mai bei Punkt 12 und im RTL Nachtjournal lief, den Verdacht einer Fälschung ausgelöst. Eine verdeckt gezeigte Protagonistin, die laut Reporter zweifache Mutter war und angeblich Codein nahm, sah offenbar deutlich jünger aus als angegeben. Im Rohmaterial habe sie Aussagen getroffen, die den Schluss nahelegten, dass sie das Opioid nicht genommen habe. Eine Mitarbeiterin von RTL Nord wandte sich mit dem Verdacht an den Geschäftsführer von RTL Nord, Michael Pohl. Wie sich bei einer internen Überprüfung herausstellte, waren die vom Reporter genannte Protagonistin und die im Beitrag verdeckt gedrehte Frau zwei verschiedene Personen. Außerdem stammte demnach etwa ein vorgeblich persönlich geführtes Interview mit Popstar Lionel Richie in Wirklichkeit aus einer Journalisten bereitgestellten elektronischen Pressemappe.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2019 / EPD
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