RTL-Dschungelcamp: Tag sechs:Orgasmus ist der Punkt, an dem man schlafen geht

RTL-Dschungelcamp, Thorsten Legat und Jenny Elvers

Die deutsche Sprache sorgt bei Ex-Fußballer Thorsten Legat mitunter für Verständigungsprobleme - seine Körpersprache ist unmissverständlich.

(Foto: RTL)

Tag sechs im australischen Busch: Thorsten Legat tobt. Helena Fürst boykottiert die Dschungelprüfung. Und David Ortega hat als Einziger den Durchblick in Sachen Sex.

TV-Kritik von Johanna Bruckner

Das ist passiert: Der Wutbürger ist in Australien angekommen. Thorsten Legat kommt nicht darüber hinweg, dass ihm Helena Fürst am Tag zuvor unterstellte, aus Geld- und Geltungsgründen bei der RTL-Show mitzumachen. "Hat die was erreicht? Ich war 15 Jahre Bundesliga - ich kann die vollschütten! Wat soll ich mit der Kohle? Die verdien' ich im Monat! In der Woche verdien' ich die Scheiße! Die hat doch nichts erreicht, die Furz-Frau!" Das HB-Männchen mit Machoallüren offenbart ein grundsätzliches Problem mit dem weiblichen Geschlecht: "Ich lass Taten sprechen, mein ganzes Leben, aber demütigen lass ich mich nicht von irgendeiner Frau!" Legat ist so gepackt von seiner eigenen Wut-und-Ehre-Rede, dass er Gänsehaut bekommt.

Nur eine zeigt sich unbeeindruckt, die "Furz-Frau": "Ich lass mich von niemandem unterdrücken und beeinflussen." Helena Fürst meint damit auch: Dinge fürs Team zu tun, die sie nicht tun möchte. Und so kommt es ...

Das nicht: Helena Fürst tritt nicht zur Dschungelprüfung an. "Ich überschreite meine eigene Grenze an dieser Stelle nicht mehr. Punkt." Da guckt selbst Moderatorin Sonja Zietlow verstört, denn das bedeutet nicht nur Reis und Bohnen für die Kandidaten, sondern auch: Hier wird das Narrativ jedes Dschungelcamps boykottiert - die Heldenwerdung. Vom verwöhnten Promi-Fratz zum demütigen Musterwühler, von der Mimose zum Madenschlucker, das war bisher die australische Analogie zum amerikanischen Traum. So wurde Ross Antony Dschungelkönig und Larissa Marolt eine Legende des Formats.

Auch Helena Fürst hat schon Erfahrung mit erbarmungslosen Imagekorrekturen: Sat 1 besetzte sie als Unsympathin in Gnadenlos gerecht - Sozialfahnder ermitteln, RTL machte aus ihr danach die Kämpferin aus Leidenschaft für sozial Benachteiligte. Das ist genug persönliche Entwicklung für ein Fernsehleben. So kehrt Helena Fürst durchaus selbstbewusst ins Camp zurück und singt (in Anlehnung an Youtube- und Werbephänomen Kazim Akboga): "Streit gehabt - ist mir egal. Keine Essen - ist mir egal. Prüfung verkackt - ist mir egal."

Wer muss morgen in die Dschungelprüfung? Wer wohl?

Gab es dann wenigstens eine Schatzsuche? Ja, gab es. Normalerweise ist die Schatzsuche die nervige kleine Schwester der Dschungelprüfung, aber an einem solchen Tag ist man froh über zwei leichtbekleidete Menschen, die mit dem Po Luftballons zum Platzen bringen müssen. Die beiden heißen Sophia Wollersheim und Jürgen Milski. Letzterer findet nach erfolgreicher Bewältigung der ersten Teilaufgabe: "Sophia, dein Hintern kann was!"

Sex? Setzen, sechs.

Leider darf das Gesäß von Frau Wollersheim dann nicht mit abstimmen, als es zurück im Camp um die Beantwortung der alles entscheidenden Frage geht: "Wie viel Prozent der Männer und Frauen kommen beim Sex immer zum Orgasmus?" Antwortmöglichkeit a): 80 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen. Antwortmöglichkeit b): 95 Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen. Zehn von elf Campern votieren für b) und damit die falsche Antwort - freuen darf sich David Ortega: "Ey, dann bin ich der Einzige, der hier Ahnung hat!" (Siehe auch: "Schon wieder was gelernt")

RTL-Dschungelcamp, Jürgen Milski und Sophia Wollersheim

Deutsches Geflügel im australischen Busch: Jürgen Milski und Sophia Wollersheim.

(Foto: Stefan Menne)

Gesprächsthema am Lagerfeuer: die Frau mit dem Spiegel. Gemeint ist nicht Schneewittchens Stiefmutter, sondern Nathalie Volk. Deren Selbstverliebtheit bietet Anlass für eine Lästerstunde am nächtlichen Lagerfeuer. Sophia Wollersheim sagt: "Die Gesichtssprache ist bei ihr so dumm. Ich mein, warum guckt sie so? Ist sie was Besseres?" Brigitte Nielsen braucht für ihr Urteil weniger Worte: "Sie ist ohne Persönlichkeit."

Bester Satz: "Ich werde Sophia nicht unter die Arme greifen, weil das ist mir alles zu schwer." (Jürgen Milski über Sophia Wollersheim. Es könnte der Satz dieses Dschungelcamps sein - allerdings ist zu befürchten, dass Jürgen Milski ihn im übertragenen Sinne gemeint hat.)

Anachronismus des Tages: der Chef alter Schule, der Mitarbeiterinnen den Po tätschelt und beim Mitarbeiter mit ausländischem Aussehen einen "Expresso, aber protto" bestellt. Im Camp wird er verkörpert vom neuen Teamchef Rolf Zacher, der nach der Amtseinführung folgende Wünsche äußert: "Als Erstes, der Spanier soll mal paar Tapas besorgen." / "Ey Mädels, wer will kochen heute?" / "Thorsten, ich werde jetzt mal ne halbe Stunde schlafen und übergebe dir die Verantwortung."

Schon wieder was gelernt: Heute mit der Frage: Was ist eigentlich ein Orgasmus? Es spricht zu Ihnen David Ortega: "Das Wort Orgasmus soll für eine Art Befriedigung stehen. Am Ende ist es halt eine Art von Punkt. Ein Punkt, wo man eine Grenze erreicht, wo man sagt: Ab hier kann ich schlafen."

Niveau oder Nivea?

Nochmal David Ortega: "Ich hab keine Ahnung, wirklich, ich bin unterfragt."

(P.S.: Falls Sie sich immer noch fragen, an wen Sie der tobende Thorsten Legat erinnert - Willem Dafoe in Spider-Man.)

"Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" Das passiert im RTL-Dschungelcamp

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