RTL-Dschungelcamp:Menschen mit Vergangenheit

RTL-Dschungelcamp: Fräulein Menke war eine bekannte NDW-Sängerin. Nun steckt sie sich für RTL einen Flusskrebs in den Mund.

Fräulein Menke war eine bekannte NDW-Sängerin. Nun steckt sie sich für RTL einen Flusskrebs in den Mund.

(Foto: RTL)

Die elfte Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" bei RTL beginnt äußerst emotional. Der Zoom hat Hochkonjunktur. Nur Fußballweltmeister Thomas "Icke" Häßler sagt nicht viel. Muss er auch gar nicht. Sein Gesicht spricht Bände.

Von Johanna Bruckner

Was die schlimmste Schlagzeile gewesen sei, die er über sich lesen musste, wird Jens Büchner vor seinem Einzug ins "Dschungelcamp" gefragt. Büchner, genannt "Mallorca-Jens", bekannt aus einer Reality-Doku bei Vox, zitiert diese: "TV-Auswanderer versäuft 17 000 Euro am Ballermann".

Als Eingangsstatement für die elfte Staffel der RTL-Show Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! mag das manchem Beobachter passend erscheinen: Schnapszahl, Alkoholnase - fast schon ein Gag, den sich Sonja Zietlow und Daniel Hartwich auf ihren Moderationskärtchen notieren könnten. Aber eigentlich geht es genau darum ja nicht im Dschungelcamp, jenem Ort, an den es sogenannte Prominente zum Image-Entgiften zieht. Nach 16 Tagen Entbehrungen und Erniedrigungen unter Dauerbeobachtung entsteht - so es die irdischen Gesandten des Fernsehgottes wollen (also RTL-Redakteure und -Cutter) - ein neuer Mensch. Schluss mit Fake und Fehlern. Endlich Gewinner sein statt Würstchen.

Doch wie sang schon Neue-Deutsche-Welle-Star Stephan Remmler? Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und so markiert der TV-Dschungel für die meisten natürlich nicht den Beginn eines neuen Lebens. Er ist für viele Teilnehmer ein Schritt tiefer hinab in die Fernsehhölle. Am deutlichsten wird das in diesem Jahr an einer Kandidatin: Gina-Lisa Lohfink, hervorgegangen aus der dritten Staffel Germany's Next Topmodel, im Sommer zur umstrittenen Symbolfigur der Nein-heißt-Nein-Debatte geworden (Lohfink hatte zwei Männer unter anderem wegen Vergewaltigung angezeigt und war im August selbst wegen falscher Verdächtigung verurteilt worden), jetzt gerüchteweise bestbezahlte Kandidatin im australischen Busch.

Gleich zum Start muss Lohfink einen Ex-Freund als Camp-Mitbewohner begrüßen und sich am Lagerfeuer zum Stand ihrer rechtlichen Auseinandersetzung befragen lassen. Das zum Thema: die Vergangenheit loswerden. Das verdammte Image ist immer mit dabei. Und so wissen auch die übrigen elf Kandidaten, was RTL in erster Linie von ihnen erwartet: schockierende Geständnisse, Drogenbeichten, Wahnsinn.

Schon am zweiten Tag gibt es Stress für die Kameraleute. Hunger und Hitze greifen nicht nur die körperliche Form an, sondern auch den Verstand. Gefühlt alle drei Minuten will ein anderer Dschungelbewohner von seiner schlimmsten Lebenskrise erzählen, der emotionale Zoom hat Hochkonjunktur. Nur einer mag nicht viel sagen. Das Gesicht von Ex-Fußballweltmeister Thomas "Icke" Häßler spricht dafür Bände, immer wieder ein und denselben Satz: Was hab' ich mir bloß angetan?

Auch Lohfink bekam vor ihrem Einzug im Übrigen eine Frage gestellt: Wovor sie sich am meisten fürchte im Dschungel? Sie sagte: "Ich finde die Menschen schlimmer als die Tiere."

"Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" TV-Kritiken zum Dschungelcamp 2017

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