Süddeutsche Zeitung

Rassistische Ausfälle:TV-Star Roseanne twittert sich ins Aus

Gerade noch erzielte die neue Staffel von "Roseanne" beste Quoten - nun setzt sich die Trump-Anhängerin und Fernseh-Ikone Roseanne Barr mit rassistischen Tweets quasi selber ab.

Von Beate Wild, Austin

Wer rassistisch wird, fliegt raus: Diese amerikanische Firmen-Selbstverständlichkeit gilt erst recht, wenn die Schmähungen über Twitter verbreitet werden. Und auch für prominente TV-Persönlichkeiten, wie die Schauspielerin Roseanne Barr nun feststellen muss.

Die als streitbar geltende Barr war in den vergangenen Monaten ein erstaunliches Comeback gelungen: Im März war ihre Sitcom "Roseanne" nach zwei Jahrzehnten Pause wieder auf Sendung gegangen und hatte beste Einschaltquoten erzielt. Das lag auch daran, dass die bekennende Trump-Anhängerin nicht davor zurückschreckte, die Probleme der amerikanischen Arbeiterschicht zu thematisieren - politische Spaltung innerhalb von Familien und Schmerzmittel-Sucht der Hauptfigur inklusive. Der US-Präsident höchstpersönlich hatte Barr angerufen, um ihr zu dem Erfolg der Sitcom zu gratulieren.

Am Dienstag brachte die für ihr loses Mundwerk bekannte Barr ihr Werk jedoch selbst zum Einsturz, und dies nur eine Woche nach dem Ende der erfolgreichen ersten Staffel. Auf Twitter beleidigte sie die afroamerikanische Juristin Valerie Jarrett, die als ranghohe Beraterin für Ex-Präsident Barack Obama gearbeitet hatte: "Hätten die Muslim-Bruderschaft und Planet der Affen ein Baby, würde es aussehen wie Valerie Jarrett", schrieb sie. Die 65-Jährige bezog sich damit auf eine islamistische Vereinigung und auf die Science-Fiction-Filmreihe, in der Affen die Welt regieren.

Als aufgebrachte Nutzer ihr Rassismus vorwarfen, legte Barr lapidar nach: "Muslime sind keine Rasse." Wenig später entschuldigte sie sich für ihren "schlechten Witz" und löschte den anstößigen Tweet. Doch da war es schon zu spät: Der TV-Sender ABC, der jüngst erst eine neue Roseanne-Staffel mit 13 Episoden eingekauft hatte, setzte sie vor die Tür.

ABC: "Widerwärtig und nicht mit unseren Werten zu vereinbaren"

"Roseannes Twitter-Bemerkung ist abscheulich, widerwärtig und nicht mit unseren Werten zu vereinbaren, und wir haben beschlossen ihre Show abzusetzen", teilte die ABC-Unterhaltungschefin Channing Dungey mit.

Robert Iger, Chef der Walt Disney Company, zu der der TV-Sender ABC gehört, teilte mit, die Absetzung der Sendung sei das einzig Richtige gewesen. Barrs Management, ICM Partners, kündigte ebenfalls umgehend die Zusammenarbeit mit der Schauspielerin auf.

Tom Arnold, Barrs Ex-Ehemann und mitteilungsfreudiger Trump-Kritiker, nannte ihren Beitrag "gefährlich". Sara Gilbert, die bei "Roseanne" Barrs Tochter spielt, distanzierte sich in einer Stellungnahme von den rassistischen Aussagen ihrer TV-Mutter. Diese seien "widerlich" und reflektierten nicht die Einstellung des Filmteams. "Ich bin sehr enttäuscht von ihrem Verhalten", fügte sie hinzu.

Bevor sich Barr via Twitter bei Valerie Jarrett entschuldigte, hatte sie auch noch einen Schlagabtausch mit Chelsea Clinton begonnen. Auf Twitter hatte Barr die Präsidenten-Tochter als "Chelsea Soros Clinton" bezeichnet. Der Beiname "Soros" bezieht sich auf George Soros, ein jüdischer Milliardär und Großspender der Demokraten, dem von konservativen Verschwörungstheoretikern gerne die Schuld für alles Mögliche gegeben wird. Barr behauptete, dass Clinton mit einem Neffen Soros' verheiratet sein soll. Chelsea Clintons Ehemann Marc Mezvinsky entstammt einer jüdischen Famile aus Philadelphia.

Schlagabtausch mit Chelsea Clinton

Als Clinton Barr freundlich aber bestimmt antwortete, schrieb die Schauspielerin, George Soros sei ein Nazi, der jüdische Mitbürger in deutsche Konzentrationslager gebracht hätte, um an ihr Vermögen zu kommen. Das ist eine bekannte antisemitische Verschwörungstheorie aus dem Milieu der politischen Rechten (der gebürtige ungarische Jude Soros war zu Kriegsausbruch neun Jahre alt).

Bevor die Show im März wieder auf Sendung ging, hatte Barr zunächst Abstand von den sozialen Medien genommen. Ihre Kinder hatten ihr dazu geraten, da sie bereits in der Vergangenheit auf Twitter Verschwörungstheorien verbreitet hatte. Nach dem großen Erfolg von "Roseanne" war die Schauspielerin jedoch im Netz wieder aktiv geworden - und hatte schnell alte Verhaltensmuster gezeigt.

Nach dem Massaker an der Parkland-Highschool in Florida behauptete sie etwa fälschlicherweise, einer der Überlebenden habe den Hitlergruß gezeigt. Außerdem verbreitete sie eine Verschwörungstheorie, nach der Trump einen Kindersex-Ring prominenter Demokraten gesprengt hätte. ABC hatte auf diese Vorfälle damals nicht reagiert.

Am Dienstag war das Verhalten der Quotenkönigin nicht mehr zu ignorieren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3996594
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/joku/cat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.